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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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wissen, was Sie gerade herausgefunden haben?«
    »Eine gute Frage«, erklärte David. »Vielleicht finden wir die Antwort ja auf der CD, die Sara uns schicken wollte. In diesem ganzen Durcheinander konnte ich Ihnen noch gar nicht erzählen, daß ich sie aufgetrieben und im Hotelsafe hinterlegt habe … Übrigens, welcher Wochentag ist heute?«
    »Mittwoch«, antwortete Rachel.
    »Hast du schon einmal etwas von einer Archäologin namens Elvira Tabuenca gehört? Sie hat für deine Mutter gearbeitet. Morgen bin ich mit ihr verabredet.«
    »Dann werde eben ich hingehen. Soweit ich weiß, hat meine Mutter einmal eine ihrer Ausgrabungen finanziert. Wo und wann wolltet ihr euch treffen?«
    »In der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, um halb zwölf. Ruf aber vorher im Sekretariat an, ich hatte ihr nur eine Notiz geschrieben.«
    Auf dem Weg zur Tür drehte sich Bealfeld noch einmal zu Rachel um.
    »Soll ich dich im Hotel absetzen?«
    »Nein, ich bleibe hier. Ich kann ja in dem anderen Bett schlafen.« Als sie den überraschten Blick des Kryptologen sah, erklärte sie lächelnd: »Wir müssen gut auf das aufpassen, was du da auf den Schultern sitzen hast. Das ist kein Kopf, das ist eine Mine, und wer weiß, was heute nacht damit passieren wird. Außerdem hast du auch bei mir Wache gehalten, oder etwa nicht?«
    »Das geht in Ordnung«, sagte der Kommissar, der zufrieden sah, daß der Krieg an dieser Front beigelegt war. »Aber sei vorsichtig. Wir haben bei Minsperts Mittelsmännern große Unruhe beobachtet. Sie führen etwas im Schilde. Ich möchte |606| nicht, daß du morgen allein zur Fakultät gehst. Ich hole dich mit dem Auto ab und begleite dich zur Archäologin.«
    »Was ist eigentlich mit dieser Archäologin?« fragte James Minspert.
    »Wir arbeiten daran, Mr. Minspert, aber bisher haben wir unter ihren Papieren nichts gefunden … Übrigens, was machen wir mit Rachel Toledano?«
    »Ich habe ihr schon
nahegelegt
, daß sie sich nicht einmischen soll. Aber in letzter Zeit geht sie nicht mehr ans Handy. Ich hoffe, sie weiß, was gut für sie ist.«
    »Und wenn nicht?«
    »Na ja, wenn man nicht Teil der Lösung ist, dann ist man Teil des Problems. Jetzt, wo Calderón in der Klinik liegt, wird sie sich wahrscheinlich mit der Archäologin treffen. Wir brauchen sie also noch, um zu sehen, ob diese Archäologin ihr etwas erzählt. Vergeßt auch nicht, daß sie amerikanische Journalistin ist und aus einer einflußreichen Familie stammt. Bei ihr müssen wir behutsam vorgehen, es muß auf jeden Fall wie ein Unfall aussehen. Aber zuerst müssen wir Calderón aus dem Weg räumen. Er ist eine wirkliche Bedrohung.«

|607| X Etemenanki
    An diesem Tag, dem vorletzten der festgesetzten Frist, sehen sich Artal de Mendoza und Raimundo Randa nicht einmal an. Die Erschöpfung hat bei beiden ihre Spuren hinterlassen.
    Der Kerkermeister senkt den Blick, um sich nicht die höllischen Schmerzen anmerken zu lassen, die an seinen Kräften zehren. Dabei hat er sich in seinem Leben schon genug geschunden, um die Macht zu erlangen, die er nun innehat. Er weiß sehr genau, welch schreckliches Lebensende ihn erwartet. Von allen gefürchtet und geächtet, von niemandem geliebt, versunken in Schwermut und Einsamkeit. Verachtet von einem König, den seine bloße Anwesenheit an die dunkelste Seite seiner selbst erinnert, an den schändlichsten Teil seiner Herrschaft und die moralische Verkommenheit, die mit der Staatsräson einhergeht.
    Der Gefangene bemerkt jedoch nichts von der Schwäche des anderen. Er sieht nicht auf. Über Nacht hat ihn die Furcht beschlichen, sein kühner Plan könnte scheitern. Einmal mehr hadert er mit seinem Schicksal, dessen verschlungene Pfade ein Leben in Frieden und Eintracht verhindert haben, das er sich für die Seinen immer ersehnt hat.
    |608| Als seine Tochter Ruth ihn so bedrückt dasitzen sieht, legt sie, kaum sind sie allein, den Arm um seine Schulter und versucht ihn aufzumuntern.
    »Vater, auf dem Wandteppich werdet Ihr eine Überraschung finden.«
    »Schau, mein Kind, das interessiert mich heute nicht. Bringen wir die Geschichte ein für allemal zu Ende. Ich brauche schon viel zu lange dafür, und mein Plan muß ganz genau befolgt werden.«
    »Juan de Herrera hat mir einige Pläne des Alkazars gegeben. Sie stammen von den Renovierungsarbeiten an den Kellergewölben, die wegen der Einstürze abgestützt werden mußten.«
    »Du sagst, es gibt Einstürze? O Gott, noch eine Gefahr mehr, die mein Vorhaben erschweren

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