Kryptum
fotografieren läßt?«
»Ein Glück, daß er für die Nationale Sicherheit zuständig ist … Wir sind gleich da«, erklärte Bealfeld und zeigte an David vorbei aus dem Fenster. »Jetzt müssen wir nur noch diesem Fluß folgen … Sie sagten, Rachel Toledano weigerte sich, den FB I-Agenten die Negative herauszugeben.«
»Genau. Deshalb habe ich sie angerufen und ein persönliches Treffen mit ihr vereinbart. Ein grober Fehler.«
»Wieso Fehler?«
»Ich hätte mein Vorgehen besser bedenken sollen. Offiziell darf die National Security Agency sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen. Um solche Probleme zu lösen, müssen wir uns gewöhnlich mit dem FBI in Verbindung setzen. Ich handelte in Treu und Glauben und dachte eigentlich, daß Rachel Toledano das gleiche tun würde. Ich sprach mit ihr, erklärte ihr die Sachlage und versuchte sie mit allen Mitteln davon zu überzeugen, uns die Negative zu überlassen. Ebensogut hätte ich gegen eine Wand reden können: Ich hätte die Kontrolle über mich verloren, sie wisse, daß man in der Agency genauso über mich denke, jemand müsse mir mal eine Lektion erteilen, es sei schon genug Geld der Steuerzahler für dieses Projekt ausgegeben worden, wir Latinos seien doch ausschließlich sippenorientiert und würden alle Vorschriften mißachten |143| , sobald irgendwelche Freunde oder die Familie ins Spiel kämen … Da rastete ich aus, denn ich verstand ihre Vorwürfe als Anspielung auf die Kosten, die der Klinikaufenthalt meines Vaters verursacht hatte. Jedenfalls brüllte ich sie an, ganz außer mir: ›Wo wir schon von Geld sprechen, wissen Sie, wieviel den Steuerzahler Ihre wunderliche Laune kosten wird? Hun-dert-tau-send Dollar! Und das nur für ein paar verdammte Negative!‹«
»Hunderttausend Dollar?« fragte Bealfeld ungläubig.
»Na ja«, lenkte David ein, »vielleicht habe ich ein wenig übertrieben. Aber sicher nicht viel, das können Sie glauben. Soviel kostet es in etwa, die Chiffre eines solchen Basisdokuments zu ändern. Die Modifizierung muß in das ganze System eingespeist werden, was bedeutet, daß diese Änderungen mit einem Sonderkurier zu allen Beobachtungsstationen auf der ganzen Welt geschickt und auch persönlich unseren Alliierten übergeben werden müssen, um Irrtümer und Probleme zu vermeiden, die tragische Folgen haben könnten.«
»Donnerwetter! Und Rachel gab auch nicht nach, nachdem Sie ihr das alles erklärt hatten?«
»Nicht einen Millimeter. Ich erspare Ihnen die Details, aber diese Frau hat die Fähigkeit, mich wirklich auf die Palme zu bringen. Zu guter Letzt beging ich dann noch einen weiteren unverzeihlichen Fehler: Ich drohte ihr.«
»Sie drohten ihr? Um Himmels willen!«
»Nicht offen natürlich. Ich sagte Dinge, die wie eine versteckte Drohung aufgefaßt werden konnten. Sie verlor keine Zeit und erzählte es brühwarm ihren Vorgesetzten weiter. Die riefen kurzerhand meinen Boss an und verlangten ein großzügiges Schweigegeld, wenn die NSA einen öffentlichen Skandal vermeiden wolle. Und was sich in allgemeines Wohlgefallen hätte auflösen können, endete mit Problemen auf der ganzen Linie. Oberstes Bestreben der NSA ist ihre Unsichtbarkeit. Nicht umsonst wurde ihr Kürzel von einigen Spaßvögeln zu
No Such Agency
umgedeutet. Nun, mein Kopf war der Preis, der dafür ausgehandelt wurde, daß es auch so blieb.«
|144| »Man hat Ihnen keine Rückendeckung gegeben?«
»
Rückendeckung?
Um wegen eines armen Schluckers wie mir alle Privilegien zu verlieren? James Minspert wollte unter keinen Umständen, daß ich das Programm CA-110 weiterentwickelte, er wollte es ganz für sich allein. Und natürlich wollte er auch nicht seinen Dienstwagen, seine vertraulichen Informationen zum Frühstück oder sein Haus aufs Spiel setzen … alles selbstverständlich gesponsert von der Regierung. Man merkt, daß Sie ihn nicht kennen!«
»Ich habe bisher nur am Telefon mit ihm gesprochen.«
»Er ist einer von denen, die die Krawatte in der gleichen Farbe wie das Hemd tragen. Eine Kreuzung aus Chamäleon und Krokodil. Wissen Sie, was er mir antwortete? ›In der NSA gibt es keine Rückendeckung und keine Lobeshymnen. Wenn man dich nicht feuert, heißt das, du machst deinen Job gut. Und wenn du ihn nicht gut machst, wirst du gefeuert.‹ Er warf mich nicht hinaus, aber er kassierte meine Projekt-Kennkarte ein, und in der Agency kommt das dem Verlust des Jobs gleich. Und das alles, nachdem er selbst mich in diese Klemme gebracht und zu Rachel
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