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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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Jahr für Jahr, und ich bin mir sicher, daß er dabei seine Gesundheit |138| ruiniert hat. Vor allem, nachdem man ihm den Zugang zu den Computern untersagt hatte und er fortan alles von Hand machen mußte. Es war eine erschöpfende Arbeit. Einer der Gründe, die mich bewogen haben, in der Agency zu arbeiten, war, dieses Programm wiederaufnehmen zu können und herauszufinden, was meinem Vater widerfahren war. Nur wenn ich drinnen war, würden sie mir erlauben, diese Daten einzusehen.«
    »Entschuldigung, daß ich das sage, aber nach den Problemen mit Ihrem Vater ist es schon erstaunlich, daß man Sie überhaupt einstellte.«
    »Warten Sie … Greifen wir nicht vor, denn an diesem Punkt kommt Rachel Toledano ins Spiel … Wie gesagt, James Minspert unterstützte mich bei meinem Studium der Kryptologie und übernahm die Rolle eines Tutors. Alles war in bester Ordnung, bis die Agency mich unter Vertrag nahm und ich dem Direktor nach einigen Monaten vorschlug, die Arbeit meines Vaters weiterzuführen. Da wurde es kompliziert. Zuerst mit James Minspert. Er wollte mich unter Kontrolle haben. Kaum hatte er erfahren, daß ich die Akten meines Vaters einsehen wollte, begann er unserem Chef zuzusetzen, damit er mir die Erlaubnis wieder entzog, und so konnte ich die Arbeit meines Vaters gerade einmal genau durchsehen, bevor mir der Zugriff verweigert wurde. Dies geschah im übrigen vor allem mit Rachels unschätzbarer Unterstützung, die sich sehr gut mit ihrer Großmutter verstand, bei der sie größtenteils auch aufgewachsen war. Peggy Toledano und Rachel sehen sich ziemlich ähnlich. Nun, und Peggy, Abrahams Witwe, fand es anscheinend gar nicht lustig, daß erneut an diese Geschichte gerührt wurde.«
    »Und Sara?«
    »Sara hatte viel gelitten in all den Jahren. Schon bald nach Abraham Toledanos Tod verschwand mein Vater spurlos, worüber Sara lange trauerte, hatte sie doch immer gehofft, irgendwann noch eine glückliche Zukunft mit ihm zu haben. Zu Hause in den USA schaltete und waltete Abrahams Witwe |139| Peggy ganz nach Belieben und bedrängte Sara unentwegt, Senator George Ibbetson zu heiraten. Er war die gute Partie, die Peggy sich immer für ihre Tochter erträumt hatte. Es war zuviel Druck für Sara, und so willigte sie schließlich ein. Vermutlich war ich sogar Gegenstand dieser familiären Verhandlungen, denn seit mein Vater krank geworden war, hatte sie sich immer für mich eingesetzt und mich unterstützt, wo sie nur konnte. Bald darauf kam Rachel zur Welt. Die Spannungen mit ihrer Mutter zerrütteten jedoch Saras Ehe. Obwohl Peggy ihre Tochter von klein auf am Gängelband geführt hatte, hatte Sara oftmals mutig ihrer eigenen Familie die Stirn geboten, um das zu verteidigen, was sie für gerecht hielt. Vor allem, wenn es um meinen Vater oder mich ging. Ihr Mann und sie trennten sich bald darauf, und Rachel ergriff Partei für ihren Vater, zumindest solange er lebte.«
    »Senator Ibbetson starb bei einem Flugzeugabsturz, nicht wahr? Was ich aber nicht verstehe, ist, warum Rachel den Nachnamen ihrer Mutter trägt.«
    »Das ist ein Brauch der Familie. Er wurde immer von Generation zu Generation weitergegeben, auch wenn die Nachkommen nur Mädchen waren. Der Nachname Toledano mußte bewahrt werden. Ich dachte, diese Dinge wüßten Sie bereits.«
    »Ein bißchen was hat mir meine Frau erzählt. Sara ist sehr reserviert, man muß aber auch verstehen, daß sie sich an etwas so Schmerzhaftes nur ungern erinnert.«
    »Ich verstehe sie vollkommen«, erklärte David. »Und ich gebe auch zu, daß ich mich Rachel gegenüber wie ein Idiot verhalten habe. Sie werden es gleich sehen … Damit ich an dem Programm CA-110 arbeiten konnte, mußten die Toledanos informiert werden, da das Programm auf der Grundlage ihres Archivbestands in Angriff genommen worden war, jener ganzen Dokumente, die Abraham zusammengekauft hatte.«
    Bealfeld starrte jetzt aufmerksam auf die Landstraße vor sich. Sie hatten soeben ein weitläufiges altes Schlachtfeld aus den Zeiten des Bürgerkriegs hinter sich gelassen, das zum nationalen Kulturdenkmal erklärt worden war, und fuhren nun |140| durch ein Wohngebiet. Der Kommissar hatte die Geschwindigkeit verringert und schien sehr damit beschäftigt, etwas auf den Feldwegen zu erspähen, die in die Wälder abzweigten.
    »Am Ende dieser geraden Strecke steht gewöhnlich eine Radarkontrolle der Polizei«, erklärte er David.
    »Sie sind doch von der Polizei.«
    »Schon, aber ich müßte anhalten und

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