Kryptum
Personen, die eine gute Meinung von dir haben.«
Der Sicherheitsbeamte war stehengeblieben und zeigte Bealfeld und Rachel, wie sie ihren Besucherausweis in den Automaten am Drehkreuz stecken mußten. David wies seine Hilfe zurück und wandte sich wieder an seinen alten Chef, in dem Versuch, das provokative Geplänkel zu beenden, das der andere angefangen hatte.
»Glaub mir, James, ihr werdet euch gütlich einigen. Das Leben ihrer Mutter steht auf dem Spiel. Sie wird sicher schweigen.«
Im selben Augenblick fiel David auf, daß Rachel kaum den Mund aufgemacht hatte, seit sie aus dem Hubschrauber gestiegen waren. Dennoch verstörte ihn ihre Anwesenheit, das bloße Wissen, daß sie mit ihm an dem Ort war, wo er so viele Jahre und unter völlig anderen Umständen gearbeitet hatte.
Sie schlossen zur Gruppe auf. Vor ihnen lag der
large corridor
. Es war, als beträten sie den Bauch eines Walfisches. Im Durcheinander riesiger Bildschirme, Computer und Verbindungskabel summte es wie in einem Bienenstock. Bealfeld und Rachel machten große Augen.
»Das ist der längste Gang der Welt; er ist länger als drei Fußballfelder«, erklärte Minspert stolz. »Hier sammeln wir mehr |214| Daten als alle anderen Regierungsbehörden zusammen: unendlich viel mehr als das Heer, die Marine, die Luftwaffe, die CIA, das State Department …«
»Heiliger Strohsack! Wie viele Computer haben Sie denn?« fragte Bealfeld staunend.
»Keine Ahnung. Wir zählen nicht jedes einzelne Gerät«, erklärte Minspert mit überlegener Miene. »Die NSA ist der größte Abnehmer von Rechnern auf der ganzen Welt.«
Der Sicherheitsbeamte öffnete nun eine Tür, die von zwei Militärs eines Sonderkommandos bewacht wurde. Mehrere Schilder mit dem Hinweis »Sperrzone« führten sie zu einer Rampe, über die sie zwei Stockwerke hinabstiegen. Im Kellergeschoß versperrte ihnen eine Hochsicherheitstür den Weg.
Nachdem er grünes Licht bekommen hatte, begann der Beamte, der sie begleitete, die Ausweisdaten im Zugangscomputer einzugeben. Als er zu David kam, zauderte er: Die rote Karte verbot eigentlich jeglichen Zutritt. Fragend sah der Beamte Minspert an, der mit grimmiger Miene nickte, was dem Kryptologen nicht verborgen blieb. Durch einen engen Flur ging es dann zu einer gepanzerten Kammer, die von einer Stahltür mit einem Tresorschloß verschlossen war.
»Ich brauche den Schlüssel«, erklärte Minspert.
Den mußte er aus einem Automaten ziehen. Minspert steckte seine Magnetkarte in den Schlitz und gab seine persönliche Identifikationsnummer ein. Über den Bildschirm flimmerte das Spruchband
screening access
und nach ein paar Sekunden erschien ein
O. K
., worauf sich ein Schlüsselkarussell drehte und ein Roboterarm einen der Schlüssel ausgab. Das war Minsperts persönlicher Schlüssel. Von diesem Augenblick an trug er für alles, was in der Kammer geschehen würde, die volle Verantwortung.
Die Angeln der massiven Stahltür quietschten, und James betrat den Raum, während der Sicherheitsbeamte Bealfeld, David und Rachel den Weg versperrte.
Im Inneren wiesen rote Leuchttafeln auf die
exclusive area
hin und erinnerten an die Vorsichtsmaßnahmen, die bei lichtempfindlichen |215| Dokumenten zu beachten waren. Nachdem Minspert die Unterlagen der Toledanos aus dem Tresor genommen hatte, legte er sie auf einen Tisch und zog rundherum einen schwarzen Vorhang zu. Erst danach bedeutete er dem Beamten, die drei Besucher vorzulassen, damit sie die Echtheit überprüfen konnten. David sah die Papiere sorgfältig durch. Als er damit fertig war, schüttelte er verärgert den Kopf.
»Ich sehe hier keines der Dokumente, die uns interessieren.«
»Es gibt Material, das immer noch als geheim eingestuft ist«, rechtfertigte sich sein alter Chef.
»Ob geheim oder nicht, James, diese Dokumente müßten hier sein.«
»Was ist mit diesen Papieren geschehen, Mr. Minspert?« schaltete sich Bealfeld ein.
»Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
»Auch mir nicht, der Eigentümerin?« fragte Rachel.
»Ich glaube, Sie sollten die Aufbewahrungsbedingungen lesen, Ms. Toledano. Wenn Teile eines Depots zu einem als geheim eingestuften Projekt gehören, erstreckt sich die Geheimhaltungspflicht auch auf sie.«
»Ich
kenne
die Bestimmungen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, absolut
jedes
Dokument zurückzubekommen, wenn ein gewichtiger Grund vorliegt. Ist das Leben meiner Mutter etwa nicht wichtig genug, Mr. Minspert?«
»Natürlich ist es das. Aber wir haben keinen Beweis
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