Kryptum
dafür, daß es irgendeine Verbindung zwischen dem angeblichen Verschwinden Ihrer Mutter und diesen Dokumenten gibt …«
»Den haben wir sehr wohl.« Bealfeld zog die Videokassette aus seiner alten Lederaktentasche. »Hier ist er.«
»Was ist das?«
»Die Aufnahme von der Rede des Papstes.«
»Meine Leute haben diese Aufnahme bereits untersucht.«
»Aber Sie haben nicht die Erkenntnisse, die wir Ihnen liefern werden.«
Minspert begann ungeduldig zu werden.
|216| »Dieser Ort hier ist nicht gerade geeignet, um darüber zu diskutieren. Gehen wir in mein Büro.« Er wandte sich an Rachel. »Wollen Sie diese Dokumente hier nun mitnehmen oder nicht?«
»Natürlich will ich das.«
Minspert befahl dem Sicherheitsbeamten, den leeren Aktenkoffer zu öffnen, den er die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte und der an die Box eines Pizzaboten erinnerte. Dann drehte er sich zum Kommissar.
»Damit ersparen wir uns einige der Kontrollen, an denen wir vorbeikommen, inklusive der mobilen Checks.«
Der Beamte bat Rachel, den Empfang der Unterlagen zu quittieren, packte die Dokumente in den Koffer und versiegelte ihn.
»Ich bin soweit, Mr. Minspert.«
Zurück in der Eingangshalle, führte Minspert sie zu einem Fahrstuhl, den er mit einem eigenen Zugangscode in Bewegung setzte. Sie fuhren direkt in den achten Stock. Beim Aussteigen nahm er dem Beamten die Box ab und zeigte auf einen Stuhl im Vorzimmer.
»Ich rufe Sie, wenn ich Sie brauche.«
Minsperts Büro wurde von einem Stehpult beherrscht. David erinnerte sich, daß er seinen Arbeitstag für gewöhnlich mit einer Besprechung begann. Nur mit seinen engsten Mitarbeitern, seinen »Prätorianern«. Schnell mußte es gehen. Die »Schlagzeilen des Tages« nannte er das. Dabei blieben alle stehen. Auch er selbst. Nur konnte er sich hinter seinem Stehpult verschanzen.
»Hier haben wir es bequemer.« Minspert zog sich das Jackett aus und zeigte auf einen runden Tisch mit mehreren Stühlen.
»Mr. Calderón, könnten Sie bitte über Ihre Erkenntnisse berichten?« bat Bealfeld den Kryptologen.
»Du wirst es gleich selbst sehen, James. Sara hat Ms. Toledano und mir ebenfalls Briefe geschickt. In einem fanden wir eine Verschlüsselungsschablone aus dem 16. Jahrhundert und |217| eine verschlüsselte Botschaft aus derselben Zeit. Ich glaube, es ist ein Schlüssel.«
Und er zeigte ihm den Text und legte den gelochten Karton darauf, der das Wort ETEMENANKI zum Vorschein brachte.
Minspert untersuchte die beiden vergilbten Papiere eingehend und blickte David dann fragend an.
»Warum glaubst du, daß das ein Schlüssel ist?«
Bealfeld hielt ihm die Videokassette hin.
»Das werden Sie besser verstehen, wenn Sie sich das Video ansehen.«
Minspert schaltete den Fernseher ein, drückte auf die Fernbedienung, und erneut flimmerten die Bilder von der Rede des Papstes über den Bildschirm. Minspert sah es sich an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Dann fragte er kalt:
»Und?«
»Das erste Wort, das der Papst stammelt, ist dieser Schlüssel hier, ETEMENANKI«, erklärte David. »Das ist der ursprüngliche Name des Turms von Babel. Danach stammelt er Nabupolassar und Nebukadnezar, die Namen der beiden babylonischen Könige, die ihn wieder aufbauten.«
»Mein Gott, Calderón! Ich weiß schon, du glaubst, wir von der Agency leben hinter dem Mond, aber soweit ich weiß, ist der Papst immer noch Pole, auch wenn er unzählige Sprachen spricht. Du willst mir doch nicht weismachen, daß er auf einmal
Babylonisch
spricht!«
»Ich mache dich nur darauf aufmerksam, daß Sara diesen Schlüssel wohl sehr gut kennt, denn sie hat ihm ein ganzes Kapitel in dem Buch gewidmet, an dem sie gerade schreibt. Könnten Sie es ihm bitte zeigen, Mr. Bealfeld?«
Nachdem der Kommissar ihm Saras blauen Aktenordner gereicht hatte, blätterte Minspert mürrisch darin herum. Nach einer Weile brummte er:
»Das ist ja noch schlimmer. Jetzt willst du mir also sagen, es sei Sara, die sich auf diesem Band zu Wort meldet. Das ist geradezu lächerlich. Wenn das alle Beweise sind, die du hast …«
»Es ist nicht nur das, James«, erwiderte David und setzte sein |218| geduldigstes Gesicht auf. »Mein Vater stammelte genauso, bevor er wie Sara in Antigua verschwand. Und du weißt das. Spul das Video noch einmal zurück, und dreh die Lautstärke auf. Achte auf das Ende, kurz bevor die Monstranz in sich zusammenstürzt.«
Gleich darauf hörten sie den Papst erneut.
»Ar ia ari ar isa ve na a mir ia i sa, ve na
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