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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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jedoch vergewissern, daß sich darin auch wirklich die drei Pergamentkeile befanden, weshalb er sich wieder an den Ingenieur wandte und dabei auf die Mappe auf seinem Schoß zeigte.
    »Jedenfalls muß dieses Computerprogramm hier irgendwie in der Lage sein, das Gestammel des Papstes mit diesem seltsamen Muster zusammenzuschalten.«
    »Dieses Programm ist lange vor meiner Zeit geschrieben worden. In dieser Mappe befinden sich Unterlagen zu einem universellen Übersetzungsprogramm, dem CA-110, das hier in der Agency
Babel
genannt wird.«
    David wußte das nur zu gut: schließlich hatten es sein Vater und er selbst programmiert. Aber er ließ sich nichts anmerken und fachsimpelte munter weiter, bis es dem Sicherheitsbeamten langweilig wurde und er zu der Gruppe hinüberging, die noch immer mit dem Entwirren der unzähligen Kabel beschäftigt war. Das war der Moment, auf den David gewartet hatte.
    »Darf ich da mal reinschauen?« fragte er mit seinem strahlendsten Lächeln und deutete auf die Mappe.
    Der Ingenieur nickte. Als David sie öffnete, bestätigte sich, |226| was er schon vermutet hatte, als er die Codes auf dem Computerbildschirm entdeckt hatte: Es waren unter anderem seine eigenen Berichte über das Babel-Projekt. Und ein Aktenvermerk, unterzeichnet von Minspert. Deshalb haben wir sie vorher also nicht im Tresor gefunden, dachte David.
    Er sah sich erneut unauffällig um, und da ihn niemand beobachtete, blätterte er die Dokumente vorsichtig durch, bis er auf die drei Pergamentkeile stieß. Er atmete auf. Da waren sie, und das bedeutete, daß es sich tatsächlich um die Originalunterlagen handelte. Er mußte die Gelegenheit beim Schopf packen und an sich nehmen, was man Jahre zuvor seinem Vater und dann ihm aus den Händen gerissen hatte.
    Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren, als er jetzt seine Möglichkeiten abschätzte. Er saß an einem langen Tisch, eigentlich an einer Art Konsole vor einer Wand von Bildschirmen, so daß er nur sehr wenig Bewegungsfreiheit hatte. Er legte die Mappe ganz an den Rand und klappte sie zu. Wenn er später aufstand, könnte er sie unauffällig hinter das Möbelstück fallen lassen und sich dann überlegen, wie er sie heimlich in Bealfelds alte Lederaktentasche schmuggelte. Aber würde der Kommissar ihm helfen? Es war schließlich eine schwere Straftat, und der NSA Dokumente zu entwenden war etwas ganz anderes als aus der Stiftung Saras Papiere mitgehen zu lassen. Ich muß es riskieren, dachte der Kryptologe, und hoffen, daß er mich nicht verrät.
    Blieb das Problem, wie er Bealfeld von seinem Vorhaben unterrichten sollte, damit er sich bereithielt. Und dann war da ja auch noch Rachel. Er sah sie nicht. Vielleicht sprach sie wieder mit Minspert, oder Bealfeld, der hinter ihm stand, verdeckte sie. Nach allem, was geschehen war, konnte er auf sie jedenfalls nicht zählen. Zunächst einmal mußte er jedoch das Terrain sondieren und den Kommissar vorbereiten. Er stand auf und sah ihn bedeutungsvoll an, was Bealfeld sofort verstand. Er trat näher.
    »Müde?« fragte er.
    »Das ist wirklich ein Chaos hier.«
    |227| David reckte und streckte sich und nahm ihn dann beiseite, als wolle er ihm etwas anvertrauen.
    »Sehen Sie unauffällig hinter mich«, raunte David ihm ins Ohr. »Sehen Sie die Mappe?«
    Bealfeld beugte sich leicht vor.
    »Welche Mappe?«
    David drehte sich abrupt um und mußte überrascht feststellen, daß der Kommissar recht hatte: Die Mappe war verschwunden.
    Beinahe hätte er laut geflucht. Doch er konnte sich gerade noch einmal beherrschen. Weitere Erkundigungen konnte er nicht mehr anstellen, denn in diesem Moment klingelte Minsperts Handy, und er kam zu ihnen.
    »Das ist der Flughafen … Spätestens in dreißig Minuten müssen Sie dort sein, oder Ihr Flieger bekommt für heute keine Starterlaubnis mehr.«
    »Und die Dokumente?« fragte Bealfeld.
    »Der Abteilungschef sagt, daß das hier noch ziemlich lange dauern wird. Unter diesen Umständen werden Sie sicher verstehen, daß ich kein Dokument herausgeben kann, das mit dieser Panne in Zusammenhang steht. Wir brauchen diese Unterlagen, um den Systemabsturz zu untersuchen. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.«
    »Die Panne kommt Ihnen höchst gelegen, nicht wahr?« stichelte Rachel. »Und was schlagen Sie statt dessen vor, Mr. Minspert?«
    »Wir könnten Ihnen die Dokumente mit einem Eilkurier schicken, sobald wir das hier repariert haben.«
    »Und wie lange wird das dauern?« wollte Bealfeld

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