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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Anunzen für sein tägliches Brot gelangt.
    In dem kleinen, nur einhundert Seelen zählenden Dorf Rilahatas, das etwas unterhalb der Hauptstadt Tut-El-Baya an der Ostküste von Ell lag, wurden nach Erreichen eines beachtlichen Bekanntheitsgrades in immer kürzeren Abständen regelrechte Spektakel mit Wochenmarktcharakter um den Jungen veranstaltet, die Schaulustige und Wanderer, die auf Vergnügung aus waren, gleichermaßen anlockten. Sie alle kamen, um den waghalsigen Todessprung des Jungen zu sehen. Daneben gab es aus Holz gezimmerte, bunt angemalte Buden mit allerlei Süßigkeiten, Getränken und Speisen zu bewundern. Gegen gut zahlende Anunzen wurde bestens für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Jongleure, Feuerschlucker, Zauberkünstler und Artisten gaben ihre Kunststücke vor der staunenden Menge zum Besten. Händler priesen ihre Waren zu Höchstpreisen an. Tiere, Kleidung, Schnitzereien, Werkzeug und sogar Waffen wechselten den Besitzer. Huren warteten auf zahlungskräftige Freier. Es war ein gutes Geschäft für die Einwohner von Rilahatas, denn sie profitierten mit einem beträchtlichen Anteil von jeder Einnahme. Musiker spielten zum Tanz auf und Barden erzählten singend Legenden aus längst vergangenen Zeiten. Box-, Schwert- und Bogenwettkämpfe wurden veranstaltet, bei denen es stattliche Preise zu gewinnen gab. Diebesgesindel und Beutelschneider waren auf die mit Anunzen prall gefüllten Lederbeutel der Besucher aus und machten das ein oder andere Mal fette Beute.
    Doch das ganze Drumherum war im Grunde gar nicht so wichtig. Alle warteten sie, während sie sich vergnügten, gespannt auf den heiß ersehnten Auftritt des Klippenspringers.
    Sapius war skeptisch. Nicht dass Skepsis für ihn etwas Außergewöhnliches gewesen wäre – sie lag in seiner Natur. Die Erfahrung hatte ihn jedoch gelehrt, dass die meisten Geschichten, die ihm während seiner Reisen so mancherorts zu Ohren gekommen waren, lediglich einen kleinen wahren Kern aufwiesen, während der Rest glatt gelogen war. Die Essenz der Legende wurde oft verfremdet, war meist maßlos übertrieben und mit diversen Hinzudichtungen versehen. Dennoch wollte er den Jungen mit eigenen Augen sehen. Ein vages Gefühl sagte ihm, dass er dieser Geschichte nachgehen sollte. Sapius wusste, dass ein Sprung aus über hundert Metern Höhe für einen gewöhnlichen Klan tödlich enden musste. Irgendetwas konnte daran einfach nicht stimmen.
    Als Sapius Rilahatas erreicht hatte und Malidor zum ersten Mal sah, traute er seinen Sinnen kaum. Er sah mit eigenen Augen, was er für unmöglich gehalten hatte. Etwa eintausend Schaulustige hatten sich an der Klippe versammelt. Unter tosenden Beifallsstürmen sprang der Junge furchtlos in die Tiefe. Es gelang Sapius nur schwer, seinen vor Staunen weit offen stehenden Mund wieder zu schließen. Ein eleganter Sprung, gestreckt, mit den Armen voran, den Malidor mit großer Leichtigkeit vollführte. Der Junge wirkte auf Sapius schmächtig mit seinem von langen blonden Locken umrahmten, schmalen Gesicht und den stechend blauen Augen. Malidor war nicht sonderlich athletisch und auch nicht allzu groß gebaut. Eher mager und etwas zu klein geraten, wie Sapius feststellte.
    Sapius quartierte sich im einzigen Wirtshaus des Dorfes ein und bereitete sich auf einen längeren Aufenthalt vor. Der Junge hatte seine Neugier geweckt und er fühlte sich auf seltsame Weise mit ihm verbunden. Er musste der Sache auf den Grund gehen.
    Kein Wort der gehörten Legenden um Malidor war übertrieben. Im Gegenteil, Malidor hatte sich für seinen Sprung ausgerechnet die höchste Stelle an der insgesamt etwa zehntausend Meter langen, aus dem Meer ragenden Steilklippe gewählt. Ein schmales, kleines Hochplateau lugte über das obere Ende der Felswand. Es lag nur einige Schritte unweit von Rilahatas entfernt. Von hier aus konnte Malidor die ganze Gegend und das Meer betrachten. An dieser Stelle fiel der Fels beinahe senkrecht ab. Aber es waren keineswegs nur einhundert Meter. Sapius schätzte den Weg nach unten auf gut und gerne mehr als vierhundert Meter, bis der schwarze Fels die Meeresoberfläche berührte. Ein schier unendlich langer Weg für einen Zeitgenossen mit Höhenangst. Der Aufprall auf das Wasser musste wie ein Sturz aus großer Höhe auf eine massive Steinplatte sein. Hart, alles zerschmetternd und unbedingt tödlich. Sapius hatte keine Erklärung, wie der Junge den Sprung Tag für Tag ohne einen einzigen Kratzer überlebte.
    In den

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