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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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ihren Begleiter Sapius zu Lordmaster Madhrab zu bringen, der nach Boijakmars Abreise nun bereit war, den überraschenden und hochwillkommenen Besuch zu empfangen.
    Seine Enttäuschung über den Tod des Saijkalsan würde groß sein, zumal er immer noch nach einer akzeptablen Lösung gegen den Einsatz der Todsänger aufseiten der Rachuren suchte. Ihre Situation war schwierig. Der Lordmaster rechnete mit viel zu hohen Verlusten, was er Gwantharab insgeheim anvertraut hatte. Als akzeptabel konnte deshalb nur eine Lösung ohne Verluste unter den eigenen Kameraden gelten. Madhrab war vom Gelingen seiner eigenen Strategie nicht vollkommen überzeugt. Die Unterstützung eines Saijkalsan hätte angesichts der ernsten Lage und dem unerwarteten Ausfall der Eiskrieger des Fürstenhauses Alchovi durchaus sehr nützlich sein können. Tot war er ihnen jedoch keine Hilfe.
    Zwar waren die Saijkalsan aufgrund ihrer Vergangenheit nicht unbedingt die erste Wahl eines Klan in schwierigen Zeiten, aber Ausnahmen waren denkbar, wenn die Situation es erforderte und wenn dunkle Magie wie die der Todsänger im Spiel war.
    Gwantharab führte Elischa schweigend zum Zelt des Bewahrers und verabschiedete sich sofort, ohne mit ihr hineinzugehen.
    Elischa trat ein. Madhrab stand mit dem Rücken zum Zelteingang gewandt vor seinem Tisch, auf dem die gezeichneten Karten aus Pergament lagen. Offensichtlich war er gerade dabei, seine Planungen für die Schlacht gegen die Rachuren zu überarbeiten. Wieder und wieder hatte er Pläne geschmiedet, die Taktik geändert und verschiedene Szenarien durchgespielt, die ihn nicht zufriedenstellen konnten, führten sie doch alle zu einem ernüchternden Ende: der Niederlage in der Schlacht, überrannt von den Rachuren. Das wäre das Ende der Klanlande. Ein einst glorreiches Volk würde beinahe ausgerottet werden und die wenigen Überlebenden müssten ein jämmerliches Dasein in der Sklaverei fristen. Das Fehlen der Eiskrieger bereitete ihm Kopfzerbrechen. Warum nur hatte Alchovi sein Wort nicht gehalten? Er drehte sich nicht um, obwohl er die Gegenwart der Orna bereits wahrgenommen hatte.
    »Kommt herein und tretet bitte näher! Mein Name ist Madhrab. Ich bin Lordmaster, der Bewahrer und Befehlshaber des Verteidigungsheeres der Klanlande«, stellte er sich vor, ohne von seinen Karten aufzusehen.
    Elischa näherte sich flinken Schrittes dem Tisch mit den Karten und stellte sich, einen neugierigen Seitenblick auf die ausgebreiteten Karten werfend, direkt neben den Lordmaster, sodass er sie beinahe riechen konnte.
    Madhrab war Elischa nicht unbekannt. Zwar hatte sie nie Gelegenheit gehabt, mit ihm persönlich zu sprechen, doch sie hatte ihn des Öfteren im Haus des hohen Vaters gesehen. Das Haus der heiligen Mutter lag von jeher neben dem Haus des hohen Vaters. Die Mauern der großzügigen Gartenanlagen, in denen die Orna allerhand Heilkräuter, Gewürze, Salate, Obst und Gemüse anpflanzten, grenzten unmittelbar an die mit unterschiedlichen Gerätschaften ausgestatteten Übungsplätze der Bewahrer.
    Wie oft war sie mit einigen anderen Anwärterinnen verbotenerweise auf die Mauern geklettert oder hatte heimlich durch Luken und Löcher im Mauerwerk gespäht, um den kräftigen und gut gebauten Bewahrern bei ihren Leibes- und Kampfübungen zuzusehen. Es war jedes Mal aufs Neue spannend und auf seltsame Weise erregend für die gerade erblühenden Mädchen gewesen. Wie oft hatten sie leise mit vorgehaltener Hand über eine Ungeschicklichkeit eines ihrer Favoriten gekichert oder sich in stark übersteigerter Darstellung der geschätzten Attribute ihres jeweiligen Favoriten gegenseitig angestachelt.
    Elischas persönlicher Favorit war von jeher Madhrab gewesen. Ein Mann, der meist in sich selbst zu ruhen schien. Er prahlte nicht lauthals, wie manch anderer seiner Mitbewerber es oft getan hatte. Offenbar hatte Madhrab dies nie nötig gehabt. Keine Provokation und kein böses Wort waren über seine Lippen gekommen. Immer mehr hatte Elischa den Eindruck gewonnen, dass Madhrab ein Einzelgänger war, der niemanden zu brauchen schien. Er kam hervorragend alleine zurecht. Der stattliche Mann aus den hohen Bergen im Norden der Klanlande hatte etwas ganz Besonderes an sich, wie sie fand. Niemals zuvor hatte sie jemanden wie ihn gesehen. Seine alles überragende Körpergröße, seine dennoch geschmeidig anmutenden Bewegungen, die unglaubliche Geschwindigkeit, die Waffen für das Auge unsichtbar machten, und seine Selbstbeherrschung.

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