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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Schäfchen in ihre prunkvoll ausgestatteten heiligen Stätten trieb.
    Den Praistern war deshalb überhaupt nicht daran gelegen, den Aberglauben abzuschaffen. Im Gegenteil, mancherorts hatten sie das seit Urzeiten überholte Ritual des tierischen Blutopfers in manchen ihrer Tempel wieder eingeführt und regelmäßig praktiziert. Sie sagten, sie wollten die Kojos mit einem Opfer milde stimmen. Die Praister konnten sogar auf Unterstützung von höchster Stelle zählen: Dank des Wohlwollens des Regenten Haluk Sei Tan, der sich dafür wiederum der einen oder anderen Aufmerksamkeit in Form einiger prall gefüllter Kisten Anunzen für seine Familienkasse gewiss sein konnte, wurde gezielt gegen die mühsame Aufklärungsarbeit der durch die Lande ziehenden Orna und der Bewahrer vorgegangen.
    Elischa war von den Orna im Haus der heiligen Mutter aufgezogen worden. Schon bald hatten sie die außergewöhnlichen Talente des kleinen Mädchens entdeckt. Sie stellte sich äußerst geschickt mit ihren Händen an und schien darüber hinaus eine besondere Gabe für den Umgang mit allerlei Getier zu haben. Sie schien mit den Tieren reden zu können, selbst Insekten folgten ihrem Wort. Ohne jeden Zweifel war sie magisch begabt. Im Alter von nur sechs Sonnenwenden wurde sie daher bereits in den engeren Kreis der Orna-Anwärterinnen aufgenommen und durfte mit der langwierigen Ausbildung beginnen.
    Bis zu ihrer erst jüngst abgelegten Prüfung hatte sie die Mauern des Hauses der Mutter nur selten verlassen, mit Ausnahme ihrer geliebten Ausflüge in den nahegelegenen Wald, die sie schon als kleines Mädchen ganz alleine und ohne Aufsicht machen durfte. Ansonsten hatten vielleicht einige Einkäufe im Krämerladen eines Nachbardorfes stattgefunden und die ebenfalls eher seltenen, außerhalb der Gärten angeordneten Kräutersammelungen zur Auffüllung der Vorräte des Hauses der heiligen Mutter, die meistens während des Unterrichts und gemeinsam mit anderen Anwärterinnen unter den strengen Augen einiger fertig ausgebildeter Orna und handverlesener Lehrerinnen abgehalten worden waren.
    Elischa hatte das beschauliche Leben hinter den Mauern des Hauses der heiligen Mutter im Gegensatz zu vielen anderen Mädchen und jungen Frauen nicht gestört. Sie war wissbegierig und hatte die verschiedenen Lektionen geradezu mit Begeisterung in sich aufgesogen. Mit den anderen Anwärterinnen hatte sie sich meist gut verstanden und sich umgänglich und immer hilfsbereit gezeigt. Sie war beliebt und eine ausgezeichnete Fechterin mit dem Kampfstab. Die Orna lernten diese Disziplin lediglich zur Selbstverteidigung und Elischa hatte schon das eine oder andere gelegentlich durchgeführte Turnier gegen ihresgleichen haushoch gewonnen.
    Dennoch verspürte sie hin und wieder den Drang, die ihr bis dahin unbekannte, hinter den Mauern liegende Welt von Ell zu entdecken und nach ihren wahren Wurzeln zu suchen. Eine unerfüllte Sehnsucht und seltsame Träume trieben sie, die sie sich nicht zu erklären vermochte. Immer lief sie in ihren Träumen lautlos und alleine durch den dichten Wald. Sie wurde von irgendetwas verfolgt und rannte, wich Ästen, Bäumen und Gestrüpp geschickt aus, schien dabei zwar niemals zu ermüden, aber am Ende auch kein Ziel zu finden.
    Nach einigem Drängeln hatte die heilige Mutter Elischa schließlich mit einem ersten Auftrag außerhalb der Mauern des Hauses ausgesandt, der darin bestand, Lordmaster Madhrab einen Brief zu überbringen. Sie war sich sicher, dass Elischa den Auftrag ausführen konnte und mit ihren Fähigkeiten in der gefährlichen Umgebung bestehen würde.
    Natürlich hegte die heilige Mutter dabei einen nicht ganz uneigennützigen Gedanken, denn die Tatsache, dass sich Madhrab mit Unterstützung des hohen Vaters bislang dem Eid erfolgreich hatte entziehen können, war ihr ein Dorn im Auge. Ein Umstand, den es zu ändern galt. Das Band der Orna und der Bewahrer hatte sie von jeher geschickt zu knüpfen verstanden und sie wusste um die betörende Wirkung der ihr sehr ans Herz gewachsenen Tochter. Deren ungewöhnliche Augen verwirrten beinahe jedes ihrer Gegenüber und der äußerst liebenswürdigen, attraktiven weiblichen Ausstrahlung würde kaum ein Mann widerstehen können.
    Elischa war in den Augen der heiligen Mutter genau die Richtige, den Bewahrer Madhrab umzustimmen und zur Ablage des Eides zu bewegen. Sollte es ihr nicht gelingen, dann würde es keiner Orna jemals gelingen. Sie hoffte, dass er sich dem Band nicht länger

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