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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Kein anderer Bewahrer hatte sie dermaßen in seinen Bann gezogen wie dieser.
    Er verlor niemals die Kontrolle über sich oder einen Kampf. Nie hatte sie ihn verlieren sehen. Kein anderer Bewahrer verstand es, die Waffen so zu führen wie Madhrab. Das war schon deutlich erkennbar, bevor Madhrab die schweren Prüfungen abgelegt und anschließend Meisterstufe für Meisterstufe bis zum siebten Grad der Waffenbeherrschung erklommen hatte. Für einen Sterblichen war das im Grunde unmöglich. Die Ausbilder hatten sich an ihm allesamt die Zähne ausgebissen. Ja, das Verhältnis hatte sich sogar schnell umgedreht. Madhrab brachte den Ausbildern den einen oder anderen zusätzlichen Kniff bei.
    Wenn sie sich einen Bewahrer für sich selbst als Orna hätte aussuchen dürfen, sie hätte in jedem Fall Madhrab gewählt. Und wenn sie ehrlich war, dann musste sie zugeben, dass dies die Erfüllung eines schon lange gehegten Wunsches bedeutet hätte. Sie hatte ihn zum allerersten Mal gesehen, als sie noch ein sehr kleines Mädchen war und gerade erst mit der langen Ausbildung im Haus der hohen Mutter begonnen hatte. Schon im ersten Augenblick war ihr trotz ihres damaligen kindlichen Gemüts sofort klar, dass sie nur mit ihm und sonst keinem das Band der Orna und der Bewahrer knüpfen wollte. Die anderen Orna und einige Anwärterinnen hatten oft gelacht über die naiven Vorstellungen des Kindes, von denen sie sich jedoch über viele Sonnenwenden nicht abbringen ließ.
    Madhrab war einige Sonnenwenden älter als Elischa und stand damals, als sie ihn zum ersten Mal bewusst wahrnahm, nur drei Sonnenwenden vor den abschließenden Prüfungen zum Bewahrer. Bald nach Bestehen der Prüfungen hätte er den Eid des Bewahrers ablegen sollen und ein unauflösliches Band mit einer Orna wäre geknüpft worden – wenn es denn nach den Regeln zugegangen wäre. Elischa wäre dabei bestimmt nicht zum Zuge gekommen. Aber Elischa hatte schon immer ihren ganz eigenen Kopf gehabt und sie hatte meist das bekommen, was sie wollte.
    Die heilige Mutter selbst hatte das Kind einst auf einer ihrer eher seltenen, aber lange dauernden Reisen durch die Klanlande am Rand des dunklen Faraghad-Waldes gefunden und sofort bei sich aufgenommen. Sie war durch das erbarmungswürdige Schreien des sich kurz vor dem Durst- und Hungertod befindlichen Kindes auf Elischa aufmerksam geworden. Das kleine Mädchen war im Alter von etwa einer Sonnenwende in einem Weidenkorb ausgesetzt worden. Schon im ersten Augenblick hatte die heilige Mutter etwas ganz Besonderes in dem Kind gesehen. Sie hatte eine Vermutung hinsichtlich seiner Abstammung, die sie aber zeit ihres Lebens niemandem preisgab. Denn das mögliche Wissen über die Herkunft schien ihr zu gefährlich, um es weiterzugeben. Zwar verfügte sie über keine eindeutigen Belege, doch die Augen des Kindes schienen eine klare Botschaft in sich zu tragen: Konnte es wirklich sein, dass Elischa von dem mysteriösen, sagenumwobenen Waldvolk der angeblich unsterblichen Naiki abstammte? Ein uraltes Volk von Waldläufern, Jägern, Experten der Tarnung und Täuschung, das seit über dreitausend Sonnenwenden niemand mehr gesehen und das einst zu den ganz großen Stämmen und mächtigsten Völkern der Altvorderen gehört hatte. Die Legenden besagten, dass das Wissen der alten Naiki schier unbegrenzt sei. Ihre Vermutung hatte die heilige Mutter – außer einmal Elischa selbst gegenüber – aus diesem Grund nie zu äußern gewagt.
    Allein die zweifarbigen Augen Elischas galten in manchen abergläubischen Regionen der Klan als schlechtes Omen oder sogar als böse. Und so hätte eine unbedachte Äußerung rund um ihre vielleicht von den Naiki abgeleitete Herkunft die Situation womöglich noch verschlimmert. Die Klan ängstigten sich vor den alten, einst strahlend mächtigen Völkern des Kontinentes Ell. Deshalb sollten wilde Tiere über das weitere Schicksal des Kindes entscheiden.
    Natürlich war dieser Aberglaube Unsinn, aber sowohl die Orna als auch die Bewahrer hatten trotz massiver und langanhaltender Anstrengungen Mühe, ihn aus der vor allem ländlichen Bevölkerung der Klan zu vertreiben. Die den Glauben an die Kojos in den Klanlanden verkörpernden Praister taten ein Übriges dazu, dass der Aberglaube weiterhin große Verbreitung fand und gerne angenommen wurde. Sie schürten ihn in ihren Predigten sogar noch, kam ihnen doch die Furcht vor Dämonen und anderen mysteriösen Geschöpfen zugute, da sie immer wieder neue zahlende

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