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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verachten und mitleidig belächeln. Das Reiten auf einem Pferd wird nicht minder schwierig für mich sein. Wie und vor allem wobei sollte ich dir behilflich sein? Hör auf, dir etwas vorzumachen. Ich bin erledigt«, sagte Brairac.
    »Verdammt, Brairac!« Madhrab wurde ärgerlich, was Elischa gut an der pochenden Ader entlang seiner Schläfe erkennen konnte. »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Dieses unerträgliche Gejammer werde ich nicht zulassen. Du lebst. Dein Leben, deine Persönlichkeit, deine Freundschaft, deine Weitsicht und deine Erfahrung sind für uns alle von unschätzbarem Wert. Und ja … ich brauche dich. Das meine ich, wie ich es sage. Du bist mein Freund und du bist ein Mann und ein erfahrener Sonnenreiter. Was ist schon ein Bein? Ja, es ist ab. Na und? Es ist weg, weil es dich sonst getötet hätte. Akzeptiere das und lerne, damit umzugehen. Wir schnitzen dir ein passendes Holzbein, damit wirst du reiten und sogar wieder gehen können, wenn es sein muss auch tanzen. Jede Frau, die dich nur deshalb verschmähen sollte, weil dir ein Bein fehlt, wäre dumm und es nicht wert, dass du auch nur einen Gedanken an sie verschwendest. Eine gute Frau wird dich nehmen – mit oder ohne Bein – und viele Kinder mit dir zeugen wollen. Du redest wirklich Unsinn, mein Freund. Die Frauen werden dir in Scharen nachlaufen, wie sie es schon bisher taten. Eine bessere Wahl können sie kaum treffen.«
    »Du hast gut reden, Lordmaster. Dir fehlt ja kein Bein. Niemand will oder braucht einen Krüppel an seiner Seite«, sagte Brairac trotzig.
    »Vielleicht hast du recht«, antwortete Madhrab, »niemand braucht einen Krüppel, der sich selbst nicht erträgt und für nutzlos hält. Möglicherweise habe ich mich in dir getäuscht. Ich dachte, du wärst wesentlich stärker und ich könnte mich nach wie vor auf dich verlassen. Du enttäuschst mich.«
    »Ich … ich … enttäusche dich?« Brairac war außer sich vor Wut, seine belegte Stimme überschlug sich. »Wie kannst du nur so etwas sagen, nach allem was wir gemeinsam erlebt und durchgemacht haben? Das ist wirklich der Gipfel der Dreistigkeit. Ich habe dir immer treu gedient, war loyal und bin in den Grenzkriegen nicht von deiner Seite gewichen ... das ist nicht gerecht, Madhrab. Du nimmst mir das Bein ab, verdammst mich zu einem Dasein als Krüppel und bist enttäuscht?«
    »Dann steh auf und beweise, wer du bist oder wenigstens einmal warst!« Madhrab wurde nun deutlich. »Ich erkenne dich nicht wieder. Ein Haufen Elend sitzt hier vor mir auf seinem Krankenlager, der in Selbstmitleid zerfließt, nur weil er ein Bein verloren hat. Zeig mir, was du kannst. Sei ein Mann und keine Memme. Wo ist der ehrenhafte, unerschütterliche, mutige und gute Mann, den ich einst kannte? Zeig ihn mir!«
    Brairac richtete sich auf seinem Lager auf, versuchte den Bewahrer vergeblich an der Gurgel zu packen und wollte soeben herunterspringen, um nach seinem Schwert zu greifen, als ihn Elischa mit einem sanften Händedruck zurückhielt.
    »Haltet ein! Beruhigt Euch, bitte … alle beide, es ist genug«, rief sie. »Der Lordmaster hat in gewisser Weise recht, Brairac, auch wenn seine Worte nach meinem Empfinden nicht treffend gewählt waren. Ihr dürft Euch nicht von dem Gedanken leiten lassen, Ihr wärt kein vollwertiger Mann. Das seid Ihr sehr wohl. Ihr habt den sicheren Tod überwunden und seid den Schatten knapp entkommen. Zäh habt Ihr um Euer Leben gerungen und gewonnen. Madhrab hat Euch eine Chance gegeben. Die Möglichkeit weiterzuleben. Nutzt sie. Das Leben ist zu wertvoll, um es einfach wegzuwerfen. Ihr werdet rasch gesunden. Natürlich werdet Ihr Zeit brauchen, um Euch in der neuen, ungewohnten Situation zurechtzufinden. Aber Ihr könnt das. Davon bin ich überzeugt.«
    Brairac nahm sich zusammen und lehnte sich seufzend wieder zurück, während seine Augen den Lordmaster nach wie vor zornig anfunkelten. Madhrab hatte ihn tatsächlich aus seinen niedergeschlagenen Gedanken gelockt und auf eine provokante Art und Weise in Rage gebracht. »Wozu soll das noch gut sein?«, flüsterte Brairac und schüttelte den Kopf.
    »Leben um des Lebens willen. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr könnt vieles erreichen und seid ein wertvoller, hoch geschätzter Freund. Die Klan und die Sonnenreiter brauchen Euch. Besonders Eure Sonnenreiter vertrauen Euch. Daran hat sich durch Eure Verwundung nichts geändert. Konzentriert Euch auf Euch selbst und Eure Stärken. Denkt nach und Ihr werdet die

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