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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Plätschern Sapius einlullte.
    Nach einer Weile nahm Sapius eine vertraute Stimme wahr, die von einem Ast des Baumes herab zu ihm sprach. Es war die Stimme des gesichtslosen Wanderers. Sapius versuchte, den Wanderer auszumachen, und stellte dabei schmerzlich fest, dass er sich immer noch nicht bewegen konnte. Alleine seinen Kopf konnte er leicht drehen. Auf einem knorrigen Ast über ihm saß eine große Eule mit blauschwarz glänzendem Federkleid. In unregelmäßigen Abständen hatten sich einige graue und goldene Federn daruntergemischt. Die Eule sah ihn aufmerksam an und bewegte ihren Schnabel. Offenbar war es die Eule, die zu Sapius sprach. Sapius wollte sich die Augen reiben, weil er zunächst glaubte zu träumen, scheiterte aber bei dem Versuch, weil seine Arme und Hände gelähmt waren.
    »Willkommen«, sagte die Eule, »wir haben Euch erwartet. Ihr kamt allerdings früh, früher als wir annahmen. Anscheinend haben Euch unsere Worte überzeugt. Ihr nahmt den harten Weg des Schmerzes und des Leidens, um an diesen Ort zu gelangen, wenn wir uns diese Bemerkung erlauben dürfen. Wir dachten uns, dass Ihr diesen oder zumindest einen ähnlichen Weg wählen würdet. Es liegt seltsamerweise irgendwie in Eurer Natur, Euch stets für das Schwierige zu entscheiden, obwohl es oft einfacher ginge.«
    Die Eule breitete ihre Flügel aus, erhob sich majestätisch in die Luft, um sogleich vorsichtig an Sapius’ Seite herabzuschweben. Sie ließ sich neben Sapius nieder und zupfte mit ihrem Schnabel vorsichtig an seinen Haaren. Schließlich pickte sie ihn mit dem scharfkantigen Schnabel in die Hand, bis diese blutete. Wäre Sapius nicht gelähmt gewesen, hätte er einen Schmerz verspürt.
    »Es ist gut, dass Ihr gekommen seid, Sapius, gerade noch zur rechten Zeit«, redete die Eule weiter auf den Saijkalsan ein, während sie ihre Gestalt vor seinen staunenden Augen veränderte und sich in den gesichtslosen Wanderer verwandelte, den Sapius aus seinem Traum kannte. Nur das Gewand des Wanderers war anders. Es war aus einem edlen, schwarzblau glänzenden Stoff gefertigt, der mit goldenen Fäden durchwirkt war und dem Federkleid der Eule farblich genau entsprach. Das Gesicht war unkenntlich in der Kapuze, die Hände waren in den weiten Ärmeln des Gewandes versteckt.
    »Wisst Ihr noch, an welchem Ort Ihr Euch befindet? Es ist der Ort, den wir Euch jüngst zeigten. Der Baum Farghlafat steht im Land der Tränen. Dies ist ein höchst seltsamer und magischer Ort, an dem einige der verstorbenen Begabten und die Lesvaraq manchmal ihre letzte Ruhe finden. Ein wundervolles Land voller Zauber, Schönheit und wunderbaren Geschöpfen, die ein friedliches Miteinander pflegen. Von der anmutigen Schönheit der Wesen des Landes der Tränen würde manch ein sterbliches Wesen geblendet werden. Kein Sterblicher kennt deshalb den Weg hierher. Niemand kann das geheimnisvolle Land betreten, der nicht willkommen ist. Er wird es nicht finden. Das Land der Tränen birgt viele Geheimnisse. Es ist ein wichtiger Teil von Kryson. Es sichert den Bestand der Macht und wahrt am Ende das Gleichgewicht zwischen den Kräften. Eines Tages werdet Ihr seine Bedeutung verstehen, denn die mächtigen Lesvaraq finden Ihren Ursprung an diesem Ort.«
    »Ich bin also tot, nicht wahr?«, fragte Sapius den Wanderer.
    »Sagen wir ... «, der Wanderer zögerte einen Augenblick. »Ja und nein. Ihr habt den Tod in den Hallen der Saijkalrae gefunden, was im Grunde für einen Saijkalsan nicht möglich ist. Die Gescheiterten haben gegen das eherne Gebot der Saijkalrae verstoßen und Euch zu uns gebracht. Es ist etwas gehörig durcheinandergeraten in den Hallen der Brüder. Euer Körper befindet sich noch immer im Lager der Klan auf Ell. Eine Orna versucht verzweifelt, Euch zurückzuholen. Sagen wir ... Ihr befindet Euch in einem unvollendeten Stadium zwischen Leben und Tod, einer Zwischenwelt, wenn Ihr versteht. Das ist der Grund, warum Ihr nicht im Land der Tränen bleiben könnt. Ihr werdet nach Ell zurückkehren müssen.«
    Der Wanderer schien Sapius zu mustern, der sich nicht vom Fleck rührte, sich nicht bewegen konnte. Mit den Ärmeln strich er vorsichtig über Sapius’ Körper, angefangen beim Kopf bis hinab zu den Füßen. Augenblicklich kam Sapius’ ganzes Empfinden zurück. Seine Beine kribbelten. Er fühlte die Pein und dann den plötzlich eintretenden starken Schmerz, der seinen Körper plagte. Sapius schrie und stöhnte. Ein weiteres Mal strich der Wanderer über seinen

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