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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verbissener geführt.
    Sapius schüttelte angewidert den Kopf. Verdammte Narren, allesamt, sie verstehen die Bedeutung ihres eigenen Blutes nicht, dachte er. Die Grausamkeit der Rachuren und der Klan wollte sich ihm nicht erschließen. Nur allzu gegenwärtig waren ihm in diesem Moment die dunklen Tage der großen Inquisition, in denen viele der Saijkalsan – seine ehemaligen Gefährten – damals auf dieselbe Weise ihr Leben hatten lassen müssen.
    Madhrab starrte durch Gwantharabs Sehrohr und rief Drolatol zu sich. Er reichte dem meisterlichen Bogenschützen das Sehrohr. Drolatol zuckte unweigerlich zusammen, als er sah, wie die Rachuren Zyagral folterten. Bleich vor Schreck gab er dem Lordmaster das Sehrohr mit einem Seufzer zurück.
    »Kannst du dem Martyrium deines Kameraden mit dem Langbogen ein schnelles Ende machen?«, fragte der Lordmaster sichtlich erschüttert durch das Erlebte.
    »Nein«, antwortete Drolatol, blickte dabei beschämt auf die Erde und ließ die Schultern hängen, »ich bedaure sehr, Herr. Zyagral ist zu weit entfernt. Mein Pfeil würde ihn nicht einmal annähernd erreichen, um ihn von seinen Qualen zu erlösen.«
    »Dann wird der arme Junge so lange für seine Dummheit leiden müssen, bis ich Grimmgour am Ende des Tages gegenübertreten kann«, sagte Madhrab und wandte sich schaudernd ab.
    Ein weiteres Mal erklang das gewaltige Horn der Eiskrieger. Sie waren endlich eingetroffen.
    Ihr Anführer Warrhard war ein hoch angesehener und respektierter Kriegsveteran in den Klanlanden. Er beherrschte den Umgang mit der Schlingenkette meisterlich. In seinen Händen war sie Kampfstab, klingenbewehrte Peitsche und todbringende Schlinge zugleich. Der groß gewachsene Klan stieg von seinem grauen Streitross. Die umstehenden Klan staunten nicht schlecht, immerhin erreichte er fast die Körpergröße des Befehlshabers Lordmaster Madhrab. Sein langer, dichter schwarzer Bart, der ihm in seiner Länge über seinen Bauch bis zum Waffengürtel reichte, war in viele mit Walöl glänzend geriebene Zöpfe geflochten. Sein ebenfalls geflochtenes Haupthaar reichte ihm immerhin bis zum Hintern. Von seinem mit Bart überwucherten Gesicht waren lediglich noch seine eisblauen, entschlossen und stolz dreinblickenden Augen zu erkennen. Warrhard trug eine weiße Rüstung, die mit einer geheimnisvollen kristallenen Legierung überzogen war und im Licht der Sonnen in allen Farben eines Regenbogens schimmerte. Er trug lange Stiefel, die normalerweise mit Fellen gefüttert waren, welche er aber nach dem Passabstieg herausgenommen hatte. Auf der Brust steckten in ledernen Scheiden über Kreuz die beiden gebogenen Klingen, mit denen die Eiskrieger traditionell kämpften. An der Seite hing aufgerollt die berüchtigte Schlingenkette.
    Begleitet wurde er von zwei riesigen frei laufenden Schneetigern, die ihn links und rechts flankierten.
    Madhrab näherte sich gemeinsam mit Gwantharab und Sapius den Eiskriegern.
    Die Raubkatzen hatten die Ohren angelegt, fauchten und knurrten fortwährend, bis ihnen Warrhard mit einem Fingerschnippen ein Zeichen gab und sie sich daraufhin sofort friedlich an seiner Seite hinlegten.
    Madhrab ließ sich die Ehre nicht nehmen und begrüßte Warrhard und seine Krieger persönlich. »Wir sind sehr froh, Euch zu sehen, Warrhard. Umso mehr natürlich, da wir eigentlich nicht mehr mit Eurem Kommen rechneten«, sagte Madhrab freundlich.
    Warrhard verneigte sich: »Es ist mir eine große Ehre, an Eurer Seite kämpfen zu dürfen, Herr. Unsere Eiskrieger stehen zu Eurer Verfügung. Verzeiht, wenn sich unsere Kätzchen Euch gegenüber nicht gleich sehr freudig zeigen. Es mangelt ihnen noch an Respekt. Aber sie haben seit drei Tagen nichts mehr gefressen.«
    »Ich verstehe … darf ich mir erlauben, Euch zu fragen, was die Eiskrieger aufgehalten hat?«, fragte Madhrab.
    Warrhard hatte die Frage bereits erwartet: »Fürst Alchovi hält seine Versprechen immer, selbst dann, wenn er keinen seiner Krieger entbehren kann. Corusal und wir schätzen Euch und die Bewahrer sehr hoch, Lordmaster Madhrab. Ihr müsst wissen, Eisbergen befindet sich in großer Gefahr. Vor wenigen Tagen fielen Vögel und Möwen tot vom Himmel. Dann kamen hungrige Moldawars und blockierten den Hafen, sie verschlangen ganze Fischerboote mitsamt der Besatzung und zogen sie in die Tiefe, bevor sie die Stadt mit einer Welle angriffen. Die Sturmflut war hoch wie ein Turm und hat einen Teil der Stadt unter Wasser gesetzt. Es gab sehr viele Opfer.

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