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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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nichts. Leicht frustriert von seinen Gedanken, wandte er sich seinem Pferd zu und tätschelte dessen Flanken.
    »Nicht ablenken lassen. Konzentriere dich«, murmelte er unhörbar zu sich selbst.
    Erneut vernahm er das verdächtige Geräusch. Dieses Mal schien es noch näher zu sein und von seiner Linken zu kommen. Sapius fuhr herum und duckte sich. Vorsichtig spähte er unter dem Bauch seines Pferdes in die Richtung, in der er das Geräusch vermutete. Langsam tastete er mit klammen Fingern unter seinen Mantel auf der Suche nach seinem Dolch. Er steckte in der Scheide seines ledernen Schultergurtes, den er direkt unter dem mausgrauen Wollhemd auf der Haut trug. Mit den Fingern seiner rechten Hand umschloss er fest den Griff des Dolches und zog ihn langsam aus der Scheide. Sein Herzschlag beruhigte sich leicht, als er die Waffe in der Hand hielt. Er fühlte sich nun sicherer und betrachtete für einen kurzen Augenblick die leicht gebogene, lange Klinge. Es war ein sehr guter Dolch. Stabil, mit einer scharfen Klinge, die eine herabfallende Feder unbewegt ohne Weiteres durchschnitt. Der Dolch lag hervorragend in der Hand, nicht zu schwer und schnell zu handhaben. Aufgrund der ungewohnten Form und des reich verzierten Griffes nahm Sapius an, dass es sich um einen rituellen Opferdolch handeln musste. Auf einer seiner Reisen hatte er ihn von einem alten Praister erstanden, der verschuldet war und seine Zeche für Wein und Essen ebensowenig wie seinen Spieleinsatz bezahlen konnte. Der Praister wäre beinahe von seinen aufgebrachten Mitspielern und dem Schankwirt aufgehängt worden, hätte er ihm die Waffe damals nicht abgekauft. Sapius lächelte kurz, er hatte nur einen Spottpreis für einen erstklassigen Dolch bezahlen müssen und dabei noch eine gute Tat vollbracht.
    Als er das Geräusch noch einmal hörte, zuckte Sapius zusammen und hätte sich beinahe in den Finger geschnitten. Es war lauter und deutlicher als zuvor. Dieses Mal konnte er durch den Regen die schemenhaften Konturen eines aufrecht auf zwei Beinen gehenden Geschöpfes erkennen, mit leicht nach vorne geneigtem Kopf, das sich mit einem langen Gegenstand – er sah aus wie ein eiserner Stab – beinahe wie ein Blinder vorsichtig einen Weg durch die Bäume suchte und von Zeit zu Zeit an die Rinde der Bäume schlug. Das Wesen trug entweder lange Gewänder oder einen weiten Umhang. Sapius konnte es nicht genau unterscheiden. Langsam kam es näher, offenbar ohne ihn oder sein Pferd bemerkt zu haben.
    Geduckt schlich sich Sapius entlang der Flanke seines Pferdes durch den Schlamm weiter in Richtung eines nahestehenden Gebüsches, um sich in eine bessere Position für einen Angriff zu bringen. Dabei behielt er stets seinen möglichen Feind im Auge. Er hätte einen Zugang öffnen und die Saijkalrae rufen können, aber das wäre zu riskant gewesen, hätte womöglich zu viel Aufmerksamkeit erregt und einige ungebetene Wanderer auf den Plan gerufen. Ungeachtet der ohnehin unabsehbaren Konsequenzen, die bei der Verwendung der Saijkalrae eintreten konnten. Es musste einfach auch so gehen. Kurz und schmerzlos. Schließlich hatte er einen Dolch und war im Umgang mit der Waffe einigermaßen geübt. Das Töten halbwegs intelligenter Geschöpfe war ihm zutiefst zuwider. Sein Innerstes sträubte sich dagegen. Stets bedeutete es einen Aufruhr an Gefühlen, die er sonst nicht kannte, und schon bei dem Gedanken wurde ihm ganz übel. Dennoch – manchmal musste es im Dienste einer wichtigeren Sache sein. Ein kleiner Sprung, ein geschickter Kehlenschnitt, und er könnte seine Reise unbemerkt fortsetzen.
    Plötzlich blieb der einsame Wanderer abrupt stehen und richtete den Kopf auf. Er schien zu lauschen und die über den Kopf gestülpte Kapuze wanderte langsam suchend hin und her.
    Die Gelegenheit schien günstig. Sapius spannte die Muskeln an und sprang aus seiner Deckung. Zu spät bemerkte er, dass er mit einem Stiefel im Schlamm stecken geblieben war und den Sprung daher viel zu kurz berechnet hatte. Er landete ungeschickt hinter seinem vermeintlichen Opfer, bekam dieses mit den Händen nicht zu packen, verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten Platschen in eine Schlammpfütze. Der Dolch rutschte ihm aus der Hand. Schnell wirbelte das Wesen herum und starrte Sapius jederzeit angriffsbereit an. Sapius staunte nicht schlecht.
    Im letzten Moment erblickte er die schönen Gesichtszüge und entschlossen dreinblickenden Augen einer jungen Frau. Er hatte ein merkwürdiges

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