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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ihr weiter auf dem Boden sitzen und jammern?«, forderte Madhrab Nonjals Unterstützung ein.
    Nonjal nahm seine Hände vom zerschlagenen Gesicht und antwortete dem Lordmaster nur zögerlich, aber zugleich mit einem immer noch spöttischen und sehr gewagten Tonfall. Blut schoss ihm aus Nase und Mund und tropfte von seinen Händen. »Ihr habt mich schwer verletzt, mein Bewahrer. Ich glaube, Ihr habt mir den Schädel zertrümmert. In diesem Zustand kann ich Euch nicht nützlich sein. Das ist allein Eure Schuld«, würgte er mit zitternder Stimme hervor.
    Der Lordmaster knirschte gut hörbar mit den Zähnen und unterdrückte nur mit Mühe einen Wutausbruch. »Schmollt nur schön weiter und beweint Eure Wunden. Aber eines verspreche ich Euch hier und jetzt an Brairacs Krankenlager. Diese Geschichte ist für Euch mit dem heutigen Tag noch lange nicht beendet. Bereitet Euch für die Schlacht vor und schärft Euer Messer, denn Ihr werdet es brauchen und an meiner Seite in vorderster Reihe gegen den Feind ziehen.«
    Von diesen Worten des Lordmasters vollkommen überrascht, wich Nonjals letzte verbliebene Farbe aus seinem Gesicht und er stand bleich, mit zitternden Knien wie ein Häufchen Elend im Zelt. »A-a-aber i-i-ich b-b-bin ver-ll-letzt und k-k-kein Soldat und auch k-k-kein Kämpfer. Das wäre mein sicheres Ende«, würgte Nonjal stotternd und mit belegter Stimme hervor, »ich habe vor den Kojos einen heiligen Eid abgelegt und kann nicht ...«
    Nonjal wurde von Madhrab jäh unterbrochen. »Schluss mit dem dummen Gerede, Ihr werdet mit mir in die Schlacht ziehen. Das wird Euch helfen und härter machen. Ob Ihr angreift und kämpft, Euer Leben bis zum letzten Blutstropfen verteidigt, einfach aufgebt oder sterbt, ist Eure Sache. Jedenfalls werdet Ihr lernen, was Kampf bedeutet, und Ihr werdet wissen, mit welchen Waffen und Wunden Ihr es zu tun habt. Auge in Auge mit dem Feind. Ihr werdet am eigenen Leib lernen, wie Ihr Wunden, die mit vergifteten Klingen geschlagen wurden, zu behandeln habt. Lernt Ihr es nicht, dann seid Ihr in der Tat schon tot. Und wenn Ihr Euch drücken solltet, töte ich Euch eigenhändig.«
    Nonjal schwieg aus Furcht.
    Madhrab drehte ihm den Rücken zu und nickte in Renlasols Richtung. Renlasol verstand. Es ging los. Renlasol reichte Madhrab die Axt und machte sich sogleich auf den Weg, die zweite Axt aus dem Grubenfeuer vor dem Zelt zu holen. Als er wieder hereinkam, sah er, wie der Lordmaster die Axt über den Kopf schwang und mit einem einzigen gezielten Schlag das Bein genau unterhalb der zuvor abgebundenen Stelle abtrennte. Renlasol hörte den schrillen Schmerzensschrei Brairacs. Ein Würgereiz überkam ihn sofort, als er das faulige Stück Fleisch mit einem plumpen Geräusch auf den Boden fallen sah. Sie hatten das Bein offensichtlich gut abgebunden, denn es blutete nur wenig. Unter schwerer Überwindung schluckte er sein halb Erbrochenes wieder hinunter, nahm sich zusammen und drückte Madhrab die Axt in die Hand. Die Klinge glühte dunkelrot. Madhrab presste den glühenden Stahl vorsichtig auf verschiedene Stellen des Beinstumpfs, um die offenen Wunden zu schließen. Die erstickten Schreie des Verwundeten übertönten das zischende Geräusch verbrennenden Fleisches und gingen in ein Jammern und Stöhnen über, bis sie schließlich ganz aufhörten. Brairac hatte das Bewusstsein verloren.
    »Es ist überstanden«, sagte Madhrab mit belegter Stimme. Er sah sichtlich mitgenommen aus. Sorgenfalten furchten seine Stirn. »Tragt eine Brand- und Heilsalbe auf die Wunde und verbindet sie«, wies er Nonjal an. Dann warf er Renlasol einen Blick zu, der ihm bedeutete, nachzufolgen, und verließ eilig das Zelt. Draußen blieb er für einen Moment stehen, starrte in die anbrechende Nacht und holte tief Luft. Vor den meisten Zelten brannten Grubenfeuer, aber auch Fackeln waren vor den Eingängen angezündet worden. Ihre Lichter flackerten im Wind und verbreiteten eine seltsam anmutige Stimmung.
    »Der Regen hat aufgehört«, stellte Madhrab lapidar fest.
    Da fiel es auch Renlasol auf: Der Regen hatte tatsächlich aufgehört. Endlich nach so vielen Tagen und Nächten.
    »Brairac wird mir nie verzeihen, dass ich ihn verstümmelt habe«, flüsterte Madhrab nahezu lautlos.
    »Er wird es verstehen, denn Ihr habt sein Leben gerettet, Lordmaster«, antwortete Renlasol betroffen.
    »Wenn er es überlebt, wird er mich dafür hassen. Er wäre lieber tot als fortan ein Krüppel. Ich weiß nicht, ob es richtig war«,

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