Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
hätte sich verbrannt, wenn ihm Madhrab nicht gesagt hätte, dass ein Feuer vor dem Zelt brannte. Er schob die Schneide in das Feuer und rannte mit der zweiten Axt zurück ins Zelt. Dabei übersah er einen der Tontöpfe des Heilers und stürzte geradewegs auf Nonjal zu. Der Heiler kreischte und riss die Augen auf. Doch bevor der ungeschickte Junge den Kopf des Heilers mit der Axt im Sturz erreicht hatte, wurde er hart an der Schulter zurückgerissen. Die Axt fiel ihm aus der Hand und knapp vor Nonjal zu Boden.
»Ich habe dir gesagt, du sollst aufpassen, Renli. Wo hast du denn nur deine Augen? Nicht, dass es um diesen Pfuscher schade gewesen wäre, aber du hättest mit deinem Übereifer beinahe das heiße Wasser umgestoßen. Wir haben keine Zeit für diesen Unfug. Dann hätten wir noch einmal von vorne anfangen und erst einmal die Axt aus dem Schädel des Pilzkochers Nonjal ziehen und reinigen müssen.«
Die Stimme des Lordmasters klang verärgert, doch gleichzeitig meinte Renlasol einen Tonfall von Hohn und leichtem Spott herauszuhören. Natürlich hatte der Lordmaster recht. Er hatte ihn ausdrücklich gewarnt und schon wieder vor weiterem Übel gerettet. Wie konnte er auch immer nur so ungeschickt sein? Dabei gab er sich doch solche Mühe, alles richtig zu machen. Hastig hob er die Axt auf und legte sie ins siedende Wasser.
Nonjal war immer noch ganz bleich und giftete den Jungen an. »D-d-d-du nichtsnutziger Tölpel hättest mir fast den Schädel gespalten. Das hast du bestimmt mit Absicht gemacht. Warte nur, das wirst du mir büßen«, kreischte Nonjal erregt.
Der Heiler kramte hektisch in den Taschen seiner Robe und zog einen kleinen braunen Lederbeutel hervor. Just als er seine Finger in den Beutel stecken wollte, erwischte ihn überraschend und blitzschnell ein Faustschlag mitten im Gesicht. Renlasol riss die Augen weit auf und staunte, als er sah, wie Nonjal – wuchtig von der Faust des Lordmasters getroffen – fast durch das halbe Zelt flog und krachend in einigen weiteren Tontöpfen landete, um dort besinnungslos liegen zu bleiben. Das Brechen und Splittern von Knochen hatte er nur am Rande wahrgenommen.
Madhrab legte Renlasol die Hand auf die Schulter. »Er hätte dich vergiftet, einfach so ... Und jetzt mach den Mund wieder zu, Renlasol. Du hast ihn schließlich auch ganz schön erschreckt. Aber ich dulde keinen Zwist oder Niedertracht zwischen meinen Mannen und schon gar keinen feigen Angriff. Komm, wir müssen schnell weitermachen. Die Zeit wird knapp. Heb die Axt auf und leg sie ins Wasser. Dann kümmerst du dich um Nonjal und kühlst seine Beule. Ich glaube, seine Nase ist zerschmettert.«
Wenn nicht gar sein ganzer Schädel, dachte Renlasol bei sich. Er nickte rasch und machte sich sogleich daran, die Anweisungen auszuführen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Madhrab. Der strich seinem Freund vorsichtig die verschwitzten Haare aus der Stirn und trocknete ihn mit einem Wolltuch vorsichtig ab.
»Mein Freund, ich hätte dich nicht diesem noch grünen, unerfahrenen Heiler überlassen dürfen. Wir haben dummerweise keine Orna bei uns. Es tut mir leid. Du musst jetzt sehr stark und tapfer sein. Wir können dir keine Kräutersäfte für einen ruhigen Schlaf und zur Linderung der Schmerzen geben und Wein wäre in deinem Zustand auch nicht gut. Dafür ist es ohnehin zu spät und du würdest wohl nicht mehr aus dem künstlichen Schlaf erwachen.«
Madhrab blickte sich um und suchte nach einem geeigneten Gegenstand, den er seinem Kameraden für die bevorstehende Behandlung reichen konnte. Schließlich seufzte er unzufrieden und ließ Renlasol nach einem Stück Holz und weichem Leder suchen. Renlasol wusste, was sein Herr damit beabsichtigte, und brauchte nicht lange, bis er die gewünschten Stücke im Zelt gefunden hatte. Er umwickelte das Holzstück mit dem Leder und schob es Brairac vorsichtig zwischen die Zähne. Der Lordmaster nickte Renlasol zufrieden zu und deutete ihm an, dass es nun Zeit sei zu handeln. Sie banden das Bein kurz über der brandigen Stelle ab. Inzwischen war der Heiler wieder aus seinem ungewollten Betäubungsschlaf erwacht und stöhnte. Er wog den Kopf unruhig hin und her und hielt seine Hände über die blutig zerschmetterte Nase, um seine Pein überdeutlich zu zeigen. Dabei verbarg er einen großen Teil seines Gesichts, doch Madhrab entgingen die bösen Blicke nicht, die Nonjal ihm durch die Finger versteckt zuwarf.
»Was ist los, Nonjal, wollt Ihr uns nun helfen oder wollt
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