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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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gelegt. Sie hatte noch nicht bemerkt, dass Sapius inzwischen nicht mehr schlief. Aus halb geöffneten Augen musterte er die Frau.
    Ihm fiel auf, dass die Hand mit den schmalen Fingern, die den Kamm hielten, sehr gepflegt war. Die junge Frau hatte ein schlank geschnittenes, ovalförmiges Gesicht, dessen Wangenknochen auf interessante Weise ausgeprägt waren. Sie besaß große, mandelförmige Augen unter schmalen Augenbrauen, eingerahmt von langen, dunklen Wimpern. Während er sah, dass die Wangen leicht gerötet waren, konnte er die Augenfarbe konnte nicht erkennen. In der Mitte ihres Gesichts saß eine freche, schmale Nase, deren Spitze keck und nur wenig nach oben blickte. Darunter erkannte Sapius schön geformte, volle, rote Lippen.
    Sie verfügte ohne jeden Zweifel über eine starke Ausstrahlung und obwohl sie ihn brutal niedergeschlagen hatte, fühlte er sich auf merkwürdige Weise von ihrer Schönheit angezogen. Ihren Kapuzenmantel hatte sie in der Nähe des Feuers zusammen mit einigen ihrer eigenen und Sapius’ Sachen zum Trocknen aufgehängt. Als Sapius daran dachte, dass sie ihn ausgezogen haben musste, regte sich für einen kurzen Moment ein Stück ungezogenen Fleisches mit einem ungewollten Gefühl der Hitze zwischen seinen Beinen, das aber sogleich durch einen stechenden Schmerz in Schläfen und Nacken wieder vollkommen erstarb.
    Sapius entwich ein leises Stöhnen. Die Frau sah rasch vom Feuer auf und erkannte, dass er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war.
    Ihre Augen blickten direkt in seine. Jetzt konnte er ihre Farbe erkennen.
    Das ist ... oh ... höchst selten?, dachte er verwundert. Sie waren zu seiner Verblüffung ungleich. Ein grünes und ein blaues Auge musterten ihn aufmerksam, was ihn sehr verwirrte und gleichzeitig faszinierte. Er konnte ihrem intensiven Blick nicht standhalten und schaute deshalb zum Boden.
    Die junge Frau erhob sich langsam, steckte den Kamm in das neben ihr liegende Bündel und band sich mit einigen geschickten Handgriffen die Haare nach hinten zu einem Schweif zusammen. Beinkleider und Bluse waren aus feiner, gefärbter Schafswolle und ebenfalls dunkelgrün. Die in seinen Augen zu kurze Hose endete kurz über den schlanken Fesseln und wurde an der schmalen Taille von einem schwarzen Ledergürtel festgehalten, an dem diverse Beutel und Gegenstände angebracht waren. Sie ging barfuß. Am Ringfinger der rechten Hand trug sie einen silbernen Ring, in welchen zwei gelborange schimmernde Edelsteine in eine Fassung eingearbeitet waren. Am Daumen trug sie einen weiteren, breiten Ring, den Sapius schnell als Siegelring identifizierte. Er erkannte das heilige Siegel der Orna. Ein gekrümmter Hirtenstab, eingebettet zwischen zwei symbolischen Augen aus Edelsteinen. Ein helles, diamantenes und ein dunkles Auge aus schwarzem Opal. Sie schien seine Überraschung bemerkt zu haben und näherte sich ihm langsam, bis sie sich schließlich an seine Seite setzte. Ohne Worte legte sie ihm ihre Hand auf die Stirn. Ihre Berührung fühlte sich kühl und sanft an. Er konnte ihren Pulsschlag spüren und schloss die Augen. Sapius ließ es geschehen, ohne sich dagegen zu wehren. Der Schmerz floss aus seinem Kopf. Es war, als würde sie das Übel Stück für Stück herausziehen.
    »Wer ... oder was seid Ihr?«, fragte Sapius leise, nachdem sie ihre Hand wieder weggenommen hatte und der Schmerz wie durch ein Wunder verflogen war.
    Sie antwortete ihm nicht, sondern lächelte nur verschmitzt. Ihr Lächeln war umwerfend, wie er schnell feststellte.
    »Wo bin ich?«, hakte er etwas forscher nach und deutete mit einer Handbewegung auf seine Umgebung und das Lager, auf dem er ruhte.
    Wiederum erhielt er zunächst nur ein wunderschönes Lächeln zur Antwort. Dann legte sie ihren Zeigefinger auf den Mund und blickte gleichzeitig in Richtung Höhleneingang, um ihm anzudeuten, dass er leise sein sollte. Ihre Lippen näherten sich seinem Ohr. Ein leichter Schauer lief ihm vom Nacken über den Rücken, als er sie stimmlos flüstern hörte.
    »Wir sind ganz in der Nähe des Rayhin-Flussufers. Wenn Ihr Euch anstrengt, könnt Ihr das Rauschen des Wassers hören. Der Fluss fließt sehr schnell hier und weiter südöstlich in etwa neunzigtausend Fuß Entfernung kommen die großen Stromschnellen. Dort gilt der Rayhin als unpassierbar. Ich habe Euch und Euer Pferd an den Patrouillen der Rachuren vorbei durch den Wald auf eine versteckte Lichtung mit einer geheimen Zufluchtsstätte gebracht. Eine alte Höhle, die nur

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