Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
im schlimmsten Fall unversehens in der Ahnenreihe der Bluttrinker und ihrer verfluchten Familie wiederfinden. Doch selbst Madhrab darf Quadalkar nicht in seinem Versteck irgendwo im östlichen Riesengebirge aufsuchen, wo immer es auch genau sein mag. Quadalkar würde dies sicher als Bedrohung werten und seine Hilfe versagen oder sogar noch Schlimmeres anrichten, denn er ist sich darüber im Klaren, dass es sich bei einem Bewahrer wie Madhrab um einen sehr ernst zu nehmenden Gegner handelt, der ihn empfindlich schwächen und am Ende sogar besiegen könnte. Deshalb müsste Madhrab einen Vertrauten zu ihm schicken. Diesen würde Quadalkar unter bestimmten Umständen akzeptieren, denn das Wort eines Bewahrers ist ehrenhaft, genauso wie seine latente Bedrohung Gewicht hat. Wer weiß, es gibt keine Sicherheit. Das Risiko wäre für den Gesandten jedenfalls hoch. Madhrab darf mir diese Bitte nicht abschlagen, wenn ihm das Schicksal der Klan etwas bedeuten sollte. Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn je schneller Quadalkar gefunden ist und überzeugt werden kann, uns zu helfen, umso schneller könnten wir die drohende Gefahr abwenden.
Nachdem ich die Vision des dunklen Auges hatte und mich von den dazugehörigen Vorzeichen selbst überzeugen konnte, habe ich die Gefahr des Krieges zwischen den Klan und den Rachuren klar erkannt. Es ist ... dessen bin ich mir inzwischen sicher, ein Ablenkungsmanöver des dunklen Hirten. Der dunkle Hirte verschleiert seine wahren Absichten. Er will in seinem noch geschwächten Zustand möglichst lange unentdeckt bleiben. Es ist nun mal so, dass sich im Moment jeder mit der großen Auseinandersetzung beschäftigt und deshalb niemand die tatsächliche Gefahr erkennt.
Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht, denn ich durfte keine Zeit verlieren, und trieb mein Pferd und mich selbst bis zur Erschöpfung an. Kurz vor dem Ziel seid Ihr mir über den Weg gelaufen. Ich dachte, ihr würdet mich verfolgen oder wärt ein Rachure, der mich gefangen setzen wollte. Eine unangenehme Vorstellung. Es hätte unweigerlich das Scheitern meiner Mission bedeutet. Der dunkle Hirte hätte triumphiert. Doch meine Mission ist zu wichtig. Ein Leben mehr oder weniger wäre in Anbetracht der bevorstehenden Ereignisse nicht von Bedeutung gewesen. Deshalb habe ich Euch aufgelauert und wollte Euch erdolchen, um meinen Weg schnellstmöglich fortsetzen zu können. Ich wusste nicht, wer oder was ihr seid. Hätte ich es gewusst, hätte ich Euch bestimmt nicht angegriffen.«
Elischa grübelte über Sapius Worte nach. Sicher, er konnte Monologe halten, und einiges kam ihr bekannt vor, doch im Großen und Ganzen war nur wenig davon belegbar. Eine einzelne, dunkle Haarsträhne war ihr ins Gesicht gerutscht und gedankenverloren begann sie mit ihr zu spielen. Nach einer Weile blickte sie Sapius nachdenklich an und sagte: »Ihr erzählt ohne Zweifel interessante Geschichten, Saijkalsan. Doch, das muss ich zugeben ... es hat mir gefallen und ... Ihr habt mich durchaus gut unterhalten. Ein schöner Monolog, den es zu belohnen gilt. Ich glaube, ich lasse Euch am Leben.« Elischa setzte erneut ihr ausdrucksstarkes Lächeln auf, das Sapius durch Mark und Bein ging und setzte fort: »Ich habe mir schon gedacht, dass die Saijkalsan eine blühende Fantasie haben und gerne hochtrabende und bedeutungsschwere Geschichten erzählen. Eine gewisse Arroganz spricht aus Euren Worten. Euer Leben, Euer Sein und Eure Mission stehen über allem anderen, nicht wahr? Das Ende der Welt ist nah, das Gleichgewicht gerät aus den Fugen. Dunkle Hirten, weiße Schäfer, gottgleich, und ein mysteriöser Großmagier, der das Blut der Lebenden trinkt und die einzige Rettung für unser aller Leben zu sein scheint. Seltsam auch, dass Ihr ausgerechnet die Hilfe eines Klan sucht, wo Ihr doch die Klan zutiefst verabscheut und für Nichtsnutze haltet. Puh ... also wisst Ihr, Sapius, ich bin kein kleines Mädchen mehr, dem Ihr einen grimmigen Baumwolf aufbinden könnt. Ich denke, Ihr verschleiert Eure wahren Absichten gerade so, wie Ihr es dem dunklen Hirten unterstellt. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wie es scheint, haben wir denselben Weg, denn auch ich habe den Auftrag, den Befehlshaber des Klanheeres aufzusuchen und ihm die Botschaft und Bitte der heiligen Mutter zu überreichen. Vielleicht können wir – sofern Euch das recht wäre – gemeinsam über den Fluss und bis zum Heereslager der Klan gehen, sofern Ihr mich nicht wieder in einem ungeschickten
Weitere Kostenlose Bücher