Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
stärker als je zuvor. Sein Rachefeldzug gegen die Klan war beendet. Gegen seinen eisernen Willen musste er sich fortan mit seinen Kindern regelmäßig auf die Suche nach frischem Blut machen und seine Sippe wuchs mit jeder Schandtat.
Die gnadenlose Jagd auf die Saijkalsan dauerte nach diesen Vorfällen noch so lange an, bis die Verfolgung und die Folter der Inquisition durch den Regenten Zobraman Faiordar, eine wohltuende, seltene und sehr weise Ausnahmeerscheinung unter den Klan, wie ich meine, nach mehreren hundert Sonnenwenden endlich beendet wurde. Das Land wurde neu aufgebaut und die Klan erlebten zwischendurch eine richtige Blütezeit. Die wenigen überlebenden Saijkalsan, unter ihnen auch Quadalkar, zogen sich zurück, blieben unter sich oder lebten alleine und vermieden ab diesem Zeitpunkt den Umgang mit den Klan, wann immer ihnen das möglich war.«
Sapius hielt für einen Moment inne und lauschte in die Stille der Höhle. Elischa war gebannt von seiner Erzählung. Sie hatte in alten Schriften und Legenden den Namen Quadalkar im Zusammenhang mit der Nennung einiger mächtiger Saijkalsan schon mehrfach gehört, aber diese Geschichte kannte sie noch nicht. Ohnehin hatte sie bislang nur wenig über die Macht der Saijkalrae und ihrer Diener gehört. All das war ihr fremd, aber auch faszinierend. Sapius fuhr rasch fort.
»Als die Altvorderen, die Helden der sogenannten ersten Horas, in denen noch das Blut der alten Völker brodelte – allen voran Ruitan Garlak, den sie auch Eisenhand nannten –, schließlich nach für die Nno-bei-Klan typisch kurzer Lebensspanne von höchstens achtzig Sonnenwenden entweder gewaltsam, senil oder an Altersschwäche starben, begann das erste Reich und damit die einst vorhandene Stärke der Klan mit jeder weiteren Generation Stück für Stück zu zerbröckeln. Den Zerfall treiben sie bis heute selbst sehr rasch und mit eifrig unwissendem Streben voran. Dekadenz und Eitelkeit, die das Leben am Hof des Klan-Regenten überwiegend bestimmen, kommen erschwerend hinzu.«
Sapius schüttelte angewidert den Kopf und setzte dann erneut im Flüsterton an: »Die Rachuren sind keinen Deut besser, eine üble Laune der Natur oder der Kojos, so heißt es doch. Aber sie sind in Wahrheit eine Schöpfung der Saijkalrae. Nur zu einem Zweck geschaffen: die Erde mit dem Blut ihrer Opfer zu tränken. Sie laben sich am Fleisch der Gefallenen. Ihr Volk, mit Ausnahme des Urstammes, besteht zum größten Teil aus Chimären. Ihre Elite, die auch die Anführer stellt, kann sich mit jeder anderen Lebensart vermehren und bringt gar groteske Kreaturen hervor. In ihren Katakomben züchten sie Kampfchimären, Arbeiter und alle möglichen anderen Kreaturen, die sie je nach Fähigkeiten und Eignung unterschiedlich nützen. Ein Glück, dass die meisten der auf diese Weise gezeugten Chimären unfruchtbar sind. Mit ihrer angeborenen Aggressivität und der zerstörerischen Grausamkeit erobern und vernichten sie Stück für Stück die Klanlande und damit zugleich ihre eigene Lebensgrundlage. Doch sie sind nicht fähig zu erkennen, dass sie nur einem einzigen Zweck dienen: der Erweckung und Wiedererstarkung der Saijkalrae. Mit ihren Kriegen vernichten sie sich letztlich selbst. Dabei sind die Vorzeichen deutlich in jüngster Zeit, etwas ist wieder erwacht auf Kryson. Es hat lange, sehr lange geschlafen. Ich weiß nicht, was geschehen oder wer dafür verantwortlich ist. Jemand muss den wahren und einzigen Zugang gefunden und geöffnet haben. Jemand muss den dunklen Hirten geweckt haben. Die Rachuren haben ihren Teil dazu beigetragen und tun es immer noch. Ich habe es in meinen Visionen gesehen: Das schwarze Auge des dunklen Hirten ist offen und er hält seinen Bruder mit seinem magischen Gesang weiterhin in einem Dämmerschlaf. Das Gleichgewicht gerät mit jedem Tag mehr aus den Fugen. Eine Katastrophe könnte uns bevorstehen. Der Untergang allen Lebens, wie wir es kennen. Nicht heute und auch nicht morgen, es wird noch sehr lange dauern, denn die Saijkalrae sind gründlich und bereiten sich auf den entscheidenden Schlag vor. Doch sind sie erst einmal entfesselt, wird ihre Macht schier grenzenlos sein und es wird eine Welt entstehen, die ganz unter ihrem Einfluss steht. Mit jedem gewaltsam genommenen Leben, mit jeder sterblichen Seele, die sie sich einverleiben können, und mit jedem Tropfen Blut, der die Erde tränkt, werden sie stärker und stärker. Ihr solltet wissen, dass die Macht der Saijkalrae in den
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