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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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greifbar nah. Doch er hatte einen verheerenden Fehler in seiner Komposition gemacht. Statt Unsterblichkeit zu erreichen, starb der Schüler durch seinen eigenen Gesang und riss sich seine schon verdorbene Seele aus dem Leib, die seit dieser Zeit für immer verloren war. Sein Zugang zu den Saijkalrae schloss sich. Rajuru selbst soll ihn schrecklich entstellt in seinem Zimmer aufgefunden haben. Sie war eine sehr mächtige Saijkalsan und verfügte über viele Zugänge zu den Saijkalrae. In einem Ritual holte sie ihren seelenlosen Schüler von den Toten zurück. Die Folge war, dass er weiterhin den ganz speziellen Todesgesang beherrschte, allerdings ohne den Zugang zur Macht der Saijkalrae zu haben. Sein Gesang hatte sich gewissermaßen verselbständigt.
    Der erste Todsänger war geboren.
    Fortan musste er sich in regelmäßigen Abständen von den Seelen anderer ernähren, die er durch seinen tödlichen Gesang an sich band und sich dann im Zustand der Entrückung von allem Weltlichen endgültig einverleibte. Die Todsänger wurden deshalb auch Seelenfresser genannt.
    Mit jeder weiteren einverleibten Seele wuchs seine Macht. Er schuf sich eine Gruppe ihm höriger Todsänger aus begabten Sterblichen, die er zuvor getötet, deren Seelen er geraubt und die er durch einen anderen Todesgesang wieder zum Leben erweckt hatte. Die Gruppe war anfangs klein, wuchs aber allmählich, denn der unbändige Hunger auf die Seelen anderer Wesen war allen Todsängern gemein. Sie wurden als geradezu maßlos bezeichnet, was ihren Appetit betraf. Die Legenden besagten, dass dem ersten Todsänger alle anderen Todsänger in einer großen Abhängigkeit dienten und dabei ausschließlich seine Macht durch das Einverleben weiterer Seelen vergrößerten. Selbst konnten die anderen Todsänger ihre Macht nicht erweitern.
    Der erste Todsänger jedoch forschte immer noch nach Unsterblichkeit und dachte, dass er erreichen könnte, wonach er suchte, wenn er nur genug Seelen gefressen hätte. Deshalb strebte er auch danach, seine Gruppe von Todsängern möglichst rasch zu erweitern. Die Todsänger und ihr ehemaliger Lieblingsschüler waren stets dicht an Rajurus Seite und schützten ihr Leben, wann immer das nötig sein sollte.
    Nalkaars Bewegungen sahen so aus, als würden seine Füße den Boden nicht berühren, was den Eindruck erweckte, als schwebte er. Einen Augenblick lang blieb Nalkaar stehen, drehte den Kopf und rümpfte sogleich angewidert die Nase. Ein unangenehm beißender Geruch schien ihn zu stören. Er blickte sich um und sah in der Nähe eine Gruppe von wolfsähnlich aussehenden Chimärenkriegern, die ihre Waffen mit Leichenteilen von getöteten Sklaven bearbeiteten. Ein stinkender Berg von verwesenden Leichen war nur einige Meter weiter achtlos aufgestapelt worden. Von dort hatten sie sich die benötigten Teile abgeschnitten und herausgerissen.
    Er lächelte in sich hinein: »Sie bearbeiten ihre Klingen mit dem schleichend wirkenden Gift der Toten.«
    Eine kleine offene Wunde, ein leichter Schnitt oder sogar lediglich ein Riss in der Haut würde genügen, um bei einem ihrer Feinde fiebrigen Wundbrand, Blutvergiftung und sich langsam ausbreitende Fäulnis auszulösen.
    Einen Moment noch beobachtete er die Krieger weiter. Aus einem schwarzen Lederbeutel, den eine mit grünem Faden aufgestickte Spinne zierte, träufelte jeder von ihnen wenige zähflüssige Tropfen einer dunkelgrünen, fast schwarz schimmernden Substanz auf die Schneide seines Schwerts.
    Die Wolfchimären hatten Nalkaar entdeckt und starrten ihn ängstlich an. Er nickte ihnen wohlwollend zu. Nalkaar wusste, dass sie ihn oder besser seine Fähigkeiten fürchteten und wollte sie nicht einschüchtern. Nicht heute. Ein andermal vielleicht, wenn es nötig sein sollte.
    Nalkaar kannte den Beutel nur zu gut und sagte zu sich selbst: «Das Gift der Fjoll. Sehr wertvoll und nur unter tödlicher Gefahr zu bekommen. Wir haben es entdeckt und eingeführt. Darauf ist Nalkaar wirklich stolz. Es stammt von der kleinen, aggressiven Höhlenspinne aus den Schwefelminen von Grathar. Sie ist kaum so groß wie ein Daumennagel. Eine schnelle und wehrhafte Jagdspinne, die sich kein Netz baut. Drei grüne Punkte zieren ihren ansonsten schwarzgefärbten, dicken Hinterleib. Sie produziert ein wunderbares und schnell wirkendes Nervengift, das man ihr nur nehmen kann, solange sie noch am Leben ist. Äußerste Geschicklichkeit und Furchtlosigkeit sind gefordert, wenn jemand das Gift der kleinen Spinne haben

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