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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Narren, die mir je unter die Augen gekommen sind. Ihr wollt also einen Beweis, dass ich Nalkaar, der Todsänger, bin?« Er legte eine kurze Pause ein und fuhr dann fort: »Nun gut, wenn ihr es unbedingt wünscht, dann will ich euch euren Wunsch erfüllen. Wer von euch beiden Helden opfert sich für den Beweis?«
    Tromzaar und Kroldaar starrten sich gegenseitig in die Augen. Die Unsicherheit war weiter gestiegen. Konnte Nalkaar die aufkommende Furcht erkennen? Ein Opfer bringen? Damit hatten sie nicht gerechnet, und wenn diese Gestalt wirklich Nalkaar war, würde einer von ihnen sterben und dem Todsänger seine Seele zur Stärkung überlassen.
    Diesmal war es Tromzaar, der zuerst antwortete: »In Ordnung, wir wollen den Beweis nicht mehr, aber du musst uns dein Gesicht zeigen. Also nimm die Kapuze ab und lass uns sehen, wer du bist. Außerdem wirst du ein sehr gutes Wort für uns bei Grimmgour einlegen, wenn wir dich passieren lassen.«
    Nalkaar lächelte innerlich. Er streifte die Kapuze ab und blickte gleichzeitig – eine Eigenschaft, die den Todsängern zu eigen war – in zwei Augenpaare, denen sich plötzlich das pure Grauen offenbarte. Tromzaar und Kroldaar war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Wie gelähmt starrten sie das unerbittliche und entsetzliche Gesicht an, das da mitten in der Nacht vor ihnen stand. Weiße, mit feinen, dunklen Äderchen durchzogene, grausame Augen, wie die eines mit vollkommener Blindheit geschlagenen Mannes, fixierten sie herablassend aus einem fahlen, aschgrauen Gesicht. Das rechte Auge hing herunter. Überhaupt war die rechte Gesichtshälfte vollkommen vernarbt, als ob Säure oder ein Feuer sie zerstört hätten. Schimmlig weiße Hautfetzen hingen daran herab und ließen den bloßen, vergilbten Knochen darunter erkennen. Die Lippen waren schmal und schief, wirkten blau angelaufen. Dahinter verbarg sich eine Ansammlung bräunlich verfaulter Zähne vor einer fast schwarzen Zunge, die sich wie ein fetter Wurm hin und her bewegte.
    Sie hatten schon viel gehört von den Todsängern und von Nalkaar. Böse Gerüchte waren im Umlauf unter den Kriegern. Doch nur wenige hatten das fürchterliche Antlitz Nalkaars selbst gesehen. Hässlich oder schrecklich war überhaupt kein Ausdruck für das, was da vor ihnen stand. Es gab keinen Zweifel mehr, das musste Nalkaar sein.
    »Was ist nun?«, fragte Nalkaar jetzt ungeduldig und streifte sich die Kapuze wieder über, um sein Gesicht zu verbergen.
    »Ihr ... Ihr ... könnt passieren«, stotterte Kroldaar, sichtlich bemüht, das Gesehene schnellstmöglich zu verdrängen. Gleichzeitig trat Tromzaar einen Schritt zur Seite und öffnete für Nalkaar einen schmalen Spalt der Zeltbahn.
    Nalkaar verneigte sein Haupt vor den beiden Wächtern und sagte mit einem verschmitzten Lächeln: »Das war sehr klug von euch. Ich werde euch bei Grimmgour wohlwollend erwähnen.«
    Narren, Grimmgour lässt sich von vollkommen idiotischen Narren bewachen, dachte er noch, während er die Leibgardisten lobte. Damit trat er vor und zwängte sich durch die schmale Öffnung ins Zelt.
    Im Inneren des Zeltes vermischten sich Gerüche von Rauch, vergorenen Trauben, Schweiß, Sperma und gebratenem Fleisch zu einem beißenden Gestank, der Nalkaar Tränen in die Augen trieb. Er sah sich um und erblickte Grimmgour vor einem mit Fellen behangenen Sessel, wo dieser sich wohl gerade mit Gewalt über eine nackte Sklavin hergemacht hatte und sie nun mit einem kräftigen Tritt in eine Zeltecke stieß, in der bereits zwei weitere Frauen ängstlich zusammengekauert saßen, am ganzen Leib zitterten und schluchzten. Grimmgour hatte offensichtlich auch sie schwer misshandelt und geschlagen.
    Nalkaar konnte trotz des spärlichen Lichts erkennen, mit welcher unersättlichen Grausamkeit dieses kaltäugige Monstrum vorgegangen war. Mitleidlos blieb sein Blick an den gequälten Kreaturen hängen. Grimmgour atmete schwer. Er fuhr herum, griff nach seinem Streithammer und blickte Nalkaar wilden Blickes an: fest entschlossen, den Eindringling in den Boden zu hämmern.
    Ein furchterregender Anblick war der Anführer der Rachuren für seine Feinde allemal – das musste Nalkaar anerkennend feststellen. Wie Grimmgour so vor ihm stand, in seiner ganzen Größe, mit irrem Blick, den riesenhaften Streithammer erhoben, da hätten die meisten Kämpfer wohl gleich freiwillig das Weite gesucht. Grimmgour war nicht nur sehr groß, sondern auch unfassbar breit gebaut. Sein grobschlächtiger Schädel, der

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