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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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er kannte ihren Namen. Sie würden sie nicht töten, versuchte er seine Gedanken weiter zu ordnen. Vergewaltigen würden sie die Frau, immer und immer wieder, ganz bestimmt, einer nach dem anderen. Versklaven würden sie Elischa, mit Sicherheit.
    Eines Tages würde sie bestimmt darüber hinwegkommen. Es gab weit Schlimmeres.
    Die Rachuren würden in ihren unterirdischen Brutstätten Chimären und Bastarde mit ihr züchten. Sie wäre im Laufe ihres fruchtbaren Lebens sicherlichfür die Geburt von zehn bis zwanzig Chimären gut. Unangenehm fürwahr, aber andere Frauen würden zeit ihres Lebens keine Kinder bekommen können. Zweifellos war Elischa eine wertvolle Beute für die Rachuren.
    Sapius befand sich in einem großen Dilemma. Ein Entscheidungskonflikt, den zu lösen er kaum imstande war.
    Je länger er wartete, umso mehr drohte sich die Situation zu verschlechtern, umso geringer wurden seine Fluchtchancen. Als er in die verzweifelten, nach seiner Hilfe suchenden Augen seiner Reisegefährtin sah, entschied er sich. Der Zugang baute sich unmittelbar vor seinem Auge auf, er musste nur im Geiste danach greifen und ihn öffnen. Sapius griff zu, öffnete den Zugang und wurde sofort in den wirbelnden Strudel der Saijkalrae gerissen.
    Sapius stand in einem lang gestreckten, fensterlosen, hohen Gang, dessen Decke nicht zu sehen war. Fußboden, Wände und dicht aneinandergereihte Säulen, die ins Endlose zu reichen schienen, waren aus schwarzem Marmorstein gefertigt, der nur hin und wieder von gräulichen, unregelmäßig angeordneten Streifenmustern durchwirkt war. An einigen Säulen waren in Augenhöhe bläulich schimmernde Fackeln angebracht, die den Säulengang spärlich ausleuchteten. Es war angenehm warm und roch wohltuend und beruhigend nach Räucherware aus einem Tannen- und Kräutergemisch. Sapius erinnerte sich, er war schon mehrmals hier gewesen und kannte den Weg. Leise und rasch ging er beinahe auf Zehenspitzen den Säulengang entlang, bis er zu einer massiven, aus Bronze gegossenen und mit monströsen Figuren verzierten Tür kam. Das mit Schlangen gekrönte Haupt eines mit scharfen Reißzähnen versehenen Baumwolfes hatte ihn von jeher beeindruckt und ließ ihn jedes Mal aufs Neue erschaudern. Er nahm den mächtigen, an der Tür befestigten metallenen Klopfer in beide Hände und stieß ihn wuchtig gegen die Tür. Mit nur einer Hand hätte er ihn wahrscheinlich kein Stück bewegen können. Ein dunkler, satter und durchdringender Ton erklang, beinahe wie der tiefe Tempelgong, den die Priester seines Landes verwendeten, und hallte lange nach. Die mächtigen Türflügel schwangen lautlos nach innen auf und Sapius trat in das innerste Heiligtum der Saijkalrae ein. Das Schlafgemach der beiden Brüder, die Ruhestätte des dunkle Hirten und des weißen Schäfers. Sapius verbeugte sich tief, bevor er einen weiteren Schritt in den riesig wirkenden Raum wagte.
    Der Raum war noch spärlicher beleuchtet als der Säulengang. Sapius hatte Mühe, etwas zu erkennen. Unmittelbar vor ihm, frei in der Luft, schwebten ein schwarzes und ein weißes Auge. Jedes Auge hatte ungefähr den Umfang eines mittelgroßen Balles, mit dem sich Kinder spielend mit Fuß und Hand vergnügten. Beide Augen waren geöffnet und schienen alle seine Bewegungen zu beobachten. Ihr durchdringender Blick war Sapius unangenehm. Der Saijkalsan trat einen Schritt vor und berührte beide Augen gleichzeitig, indem er jeweils eine Hand vorsichtig auflegte. Die linke Hand auf das schwarze Auge, die rechte Hand auf das weiße Auge. Er fühlte, wie die Augen leicht unter seiner Berührung erzitterten und die Vibration auf ihn übertrugen. Seine Nackenhaare stellten sich zu Berge. Links und rechts von ihm erschienen wie aus dem Nichts die beiden Wächter der Brüder: Haisan und Hofna. Sie waren gut zwei Köpfe größer als Sapius. Haisans blutunterlaufene Augen glühten rot in der Dunkelheit und starrten ihn an, während Hofna eher teilnahmslos wirkte und ihn missmutig aus gelb leuchtenden Augen beobachtete.
    »Ah ... Sapius, deine Besuche sind sehr selten geworden in letzter Zeit«, sagte eine angenehm warme und freundliche Stimme, die Sapius sofort als die Haisans wiedererkannte. »Macht sich rar, unser Hoffnungsträger. Du solltest dich viel häufiger bei uns sehen lassen. Wir haben dich schon vermisst.« Haisan war inzwischen an seine Seite getreten und legte ihm eine Hand auf die Schulter, deren Gewicht Sapius beinahe zu Boden drückte.
    »Ich ... nun ... ich

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