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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Edelstein mit besonderen Eigenschaften und andere mehr oder weniger wertvolle Dinge, deren Bedeutung sich nur Sapius unmittelbar erschlossen. Zwei Kerzenleuchter aus Silber links und rechts sowie ein größerer Ständer mit sieben rotbraunen handgezogenen Kerzen auf dem Tisch vor ihm strahlten ein warmes Licht aus. Auf dem kleinen Holztisch aus schwarzem Holz, dessen Beine und Leisten kunstvolle Schnitzereien verzierten und den er auf dem Wochenmarkt in Tut-El-Baya für teure Anunzen erstanden hatte, stand ein Becher mit dampfend heißem Gewürzwein, der die Kälte aus seinen Gliedern treiben sollte. Ein Geheimrezept, das er schon vor langer Zeit aus seiner Heimat mitgebracht hatte. Einige getrocknete Gewürznelken und eine Brise Zimt verfeinerten den Geschmack des süßen, schweren Weines, der mit einer ordentlichen Portion selbst gesammelten Waldbienenhonigs gesüßt war. Es war mitten im tiefsten Winter des Kontinents Ell. Die kürzlich gefallenen Schneemassen machten Reisen nahezu unmöglich. Draußen war es bitter kalt. Einige Bücher lagen aufgeschlagen und ungeordnet auf dem Tisch verteilt.
    Sapius gegenüber saß ein gesichtsloser Fremder, der Gesicht und Hände in einem grauen Kapuzenmantel verborgen hielt. Sapius hatte dem Fremden, der so spät noch klopfte, Einlass gewährt, obschon er ihn eigentlich nicht kannte. Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber. Sapius fröstelte, obwohl es in seinem Heim mollig warm war und er bereits den zweiten Becher Gewürzwein geleert hatte. Es musste an dem Fremden liegen, dessen Gesicht er im Dunkel der Kapuze nicht und nicht erkennen konnte, so sehr er sich auch anstrengte. Der Saijkalsan hatte dem Fremden Wein und etwas zu Essen angeboten, doch dieser hatte mit einer Handbewegung alle Gastfreundlichkeit abgelehnt.
    »Es wurde höchste Zeit, dass wir Euch aufgesucht haben, Sapius«, begann der Fremde ein Gespräch. Seine Stimme klang tief und hohl, irgendwie seltsam, wie nicht von dieser Welt. »Ihr kennt uns nicht. Aber wir beobachten Euch nun schon seit Euren Kindheitstagen. Mit Sorge haben wir Eure Entwicklung verfolgt und mit noch mehr bösen Ahnungen Eure Treue zu den Saijkalrae.«
    »Wer seid Ihr?«, fragte Sapius nicht ohne Neugier.
    »Wir haben keinen Namen. Ein Name wäre ohnehin nicht von Bedeutung. Aber wir wollen Euch nicht gänzlich im Ungewissen lassen. Wir sind Wanderer zwischen den Welten, Propheten vielleicht, wenn Ihr so wollt. Wir erscheinen hin und wieder, wenn es uns erlaubt wird. Ungebunden von Raum und Zeit könntet Ihr unser Dasein nennen. Wir sind alles und doch nichts. Wir haben Macht und auch wieder keine. Was immer wir sein mögen. Launen der Kojos womöglich. Unsterbliche Geister, so alt wie die Zeit selbst. Soweit wir uns erinnern, waren wir schon immer hier, schon seit der erste deiner Ahnen aus Tartyk einen Stein aufhob, um ihn gegen ein Raubtier zu schleudern. Als der erste Klan einen wackligen Pfahlbau errichtete, haben wir seine Handlung beobachtet. Doch dies ist nicht mehr von Bedeutung. Wir sind das Wissen und gleichzeitig das Gewissen alles Magischen. Wir sehen viel, und wenn wir es für angebracht halten, wie in Eurem Falle, kommen wir und reden mit den Begabten. Nennt uns Wanderer, wenn Euch das besser gefällt und Ihr nach einer Anrede sucht«, antwortete der Fremde, nicht ohne Sapius mit weit größeren Rätseln als zuvor zurückzulassen.
    Sapius nahm noch einen Schluck des köstlichen Weines, dessen Wirkung stark war und der bereits anfing, seinen Geist zu vernebeln. »Wanderer, das ist gut, ich werde Euch also Wanderer nennen. Sagt mir, Wanderer, was führt Euch mitten im tiefsten Winter zu mir in mein weit abseits von jeder Zivilisation gelegenes Heim?«
    »Der Winter ist ohne Bedeutung. Es ist nur ein vorübergehender Zustand. Kaum der Rede wert«, konterte der Wanderer. »Wir sind gekommen, um Euch einen Rat zu geben, der Euch womöglich auf den richtigen Pfad führen könnte, so hoffen wir zumindest.« Der Wanderer lehnte sich vor. Dennoch konnte Sapius in der Dunkelheit der Kapuze nichts erkennen.
    »Befinde ich mich denn Eurer Meinung nach auf dem falschen Weg?«, fragte Sapius überrascht.
    »Gewiss, Ihr seid ein besonnener und zuweilen ein zögerlicher Tartyk, der die Dinge kritisch hinterfragt. Das stimmt uns froh und gibt uns ein wenig Hoffnung. Ihr habt Euch den mächtigen Brüdern noch nicht bedingungslos verschrieben – keinem von ihnen. Das gefällt uns. Es fällt Euch zunehmend schwerer, die Saijkalrae

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