Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
rettet meine Gefährten vor den Kriechern. Ich könnte mir niemals verzeihen, sie in eine solche Gefahr gebracht zu haben und womöglich durch meine Schuld zu verlieren.«
»Freunde von dir? Die will ich kennenlernen. Wir sollten uns beeilen«, stellte Kallahan fest, »sonst bleibt uns nur noch, ihre Überreste einzusammeln.« Kallahan marschierte mit weit ausladenden Schritten voraus.
Nicht schlecht für einen alten Mann, dachte der Knappe, der Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Als sie nach einer Weile hinter einem höhergelegenen Felsen hervor- und an dessen Kante traten, bot sich ihnen unmittelbar darunter das Bild einer wilden Schlacht.
Yilassa stand mit gezogenem Schwert Rücken an Rücken mit Drolatol und wehrte sich aus Leibeskräften gegen die Angriffe der ausgehungerten Kriecher. Es gelang ihr, immer wieder gezielte Treffer zu landen. Diese ließen ihre Gegner zwar zurückweichen, aber nach einer Verschnaufpause griffen die bluthungrigen Bestien erneut an, rasender als noch zuvor. Ihr Atem ging vor Anstrengung keuchend. Drolatol hatte ebenfalls – für ihn ungewohnt – sein Schwert zur Hand genommen. Auf die nahe Distanz war der Einsatz des Bogens wirkungslos. Der Nachteil des Bogenschützen wurde im Nahkampf allerdings deutlich sichtbar. So gut er mit dem Bogen umzugehen vermochte, das Schwert war nicht seine Waffe. Dennoch wehrte er sich tapfer und konzentriert, so gut er konnte. Er hatte bislang Glück, dass die Angriffe der Kriecher nicht bis zu seinem Körper durchgedrungen waren und Yilassa wie ein in die Enge getriebenes Raubtier vehement um ihrer aller Leben focht. Der Kopf eines Kriechers flog hoch durch die Luft und landete direkt vor Renlasols Füßen. Erschrocken sprang der Knappe zurück, als das weit aufgerissene Maul noch im Fallen mit aufeinanderklappenden Reißzähnen nach seinen Füßen schnappte, bevor der Kopf den Felsen wieder hinabrollte.
»Ein allerletzter Reflex«, bemerkte Kallahan gelassen und grinste über Renlasols hüpfendes Ausweichmanöver, »nichts weiter.«
Der Knappe starrte den Saijkalsan verständnislos an. Er war keineswegs zu Scherzen aufgelegt. Wie kann er angesichts der tödlichen Gefahr nur so ruhig bleiben?, fragte er sich.
Pruhnlok lag in der Nähe der beiden Gefährten am Boden, keuchte rasselnd nach Luft und hielt sich den blutenden Arm. Renlasol hoffte, dass die Verwundung seines Gefährten nicht schwerwiegend war und es sich nicht um eine Bisswunde handelte. Zum Schutz vor den Angriffen der Kriecher stellten sich Drolatol und Yilassa vor und hinter den Küchenjungen in Position.
Ein Kriecher sprang auf die Sonnenreiterin zu. Yilassa schrie auf, holte Schwung und zerteilte den Bluttrinker noch im Flug in zwei glatt durchtrennte Teile.
»Sie ist verdammt gut«, meinte Kallahan anerkennend, »vielleicht brauchen sie meine Hilfe gar nicht.«
»Ich bitte Euch«, antwortete Renlasol, »lasst es nicht aufs Äußerste ankommen, wenn es für Euch ein Leichtes ist, gegen die Kriecher etwas auszurichten.«
Kallahan lehnte sich vor, um besser sehen zu können. Er deutete auf zwei weitere Kriecher, die sich zähnefletschend und knurrend auf allen vieren von der Seite an Yilassa heranschlichen, während diese noch damit beschäftigt war, drei frontal heranstürzende Kriecher auf Distanz zu halten. Renlasol konnte kaum zusehen und hielt sich die Hände vor die Augen, nur um gleich anschließend durch die gespreizten Finger zu sehen. Schließlich wurde es ihm zu viel und er zog sein Schwert mit zitternder Hand aus der Scheide. Der Knappe war drauf und dran, sich in das Kampfgetümmel zu stürzen, um die beiden Kriecher abzuwehren und Yilassa vor deren heimtückischem Angriff zu retten. Sein Herz pochte bis zum Hals. Kallahan hielt den Knappen jedoch zurück.
»Nicht!«, befahl er. »Warte! Das ist zu gefährlich für dich. Deine Freundin ist in Rage, sie würde dich übersehen oder für einen Kriecher halten und schwer verletzen.«
»Dann tut doch endlich etwas«, flehte Renlasol verzweifelt.
»Hab Geduld, ich muss meine Kräfte sammeln«, meinte Kallahan. »Es ist nicht so einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst.«
Die Ruhe und Gelassenheit des Saijkalsan brachten Renlasol an den Rand der Verzweiflung. Er konnte nicht tatenlos zusehen, wie seine Freunde von den Kriechern abgeschlachtet wurden.
Yilassa hingegen hatte das Knurren an ihrer Seite mittlerweile wahrgenommen. In einer geschickt ausgeführten, schräg nach unten führenden Drehbewegung
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