Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Kallahan wiedersehen? Wie hatte er sich insgeheim danach gesehnt. Endlich. Dies war seit seinen Anfängen bei den Sonnenreitern die erste Nachricht, die ihn etwas über Tallia und ihr Schicksal nach seinem Weggang erfahren ließ. Seine Augen glänzten und sein Herz wollte sich vor Freude überschlagen. Das kann kein Zufall sein. Unsere Begegnung ist Schicksal, dachte Renlasol.
»Erzählt mir mehr«, warf er ungeduldig ein.
»Das Erinnerungsstück ist wertlos«, führte Kallahan ernüchternd aus, »womöglich gefährlich. Wirf es weit weg. Die magische Wirkung verkehrte sich ins Gegenteil. Die Locke wird dir fortan nur Pech bringen. Tallia ist verdorben und ihre Seele verloren.«
»Aber wieso? Was ist mit ihr geschehen?« Renlasol war ratlos und klang verzweifelt.
»Sie ist jetzt die Braut des dunklen Hirten«, erzählte Kallahan und ließ dabei die Schultern hängen. »Ich hatte sie gewarnt, aber sie verstand mich nicht und wollte sich opfern, um mich vor dem drohenden Zorn des Bruders der Saijkalrae zu retten. Ein sinnloses und unnötiges Opfer.«
»Sie stand Euch nahe?«, fragte Renlasol.
»Ich nahm sie zu mir als Schülerin und bildete sie zu einer Saijkalsan aus. Das Mädchen besaß großes Talent und es brachte denjenigen Glück, die es in ihr Herz geschlossen und denen es ein Stück ihrer selbst gegeben hatte. Sie war etwas ganz Besonderes.« Kallahan klang deprimiert.
»Ihr sprecht von Tallia, als sei sie zu den Schatten gegangen«, wunderte sich Renlasol.
»Ich sagte bereits, sie verschrieb sich dem dunklen Hirten und ist verloren. Das ist schlimmer als der Gang zu den Schatten. Es bedeutet Vergessen, Dunkelheit und Wahnsinn«, stellte Kallahan fest.
»Kann sie nicht gerettet werden?« Renlasol wollte nicht an die Ausweglosigkeit von Tallias selbst gewähltem Schicksal glauben.
»Das vermag ich nicht zu beantworten. Vielleicht bestünde eine vage Möglichkeit, wenn der dunkle Hirte eines Tages tatsächlich vernichtet werden sollte und sein Geist dabei vollständig ausgelöscht werden könnte. Dann wäre eine Befreiung aus seinem Bann denkbar. Und doch wird sie nie wieder das Mädchen sein, das sie einst war. Ein Schatten wird für immer auf ihrer Seele haften.«
So schnell die Hoffnungen auf ein Wiedersehen mit Tallia entstanden waren, so schnell hatte Kallahan sie mit seinen Schilderungen über ihr Schicksal wieder zunichtegemacht. Wer sollte dem dunklen Hirten die Stirn bieten? Der Magier Sapius kam Renlasol plötzlich in den Sinn. Dieser in seinen Augen verschrobene, von Selbstzweifeln und Skepsis geplagte und seit seiner Begegnung mit einem Trupp Rachuren verkrüppelte Tartyk, der von den Toten wiederauferstanden war. Renlasol kroch es immer noch eiskalt den Rücken hinauf und ließ ihm seine Nackenhaare zu Berge stehen, wenn er an seine erste Begegnung mit Sapius dachte, nachdem dieser unter dem Leichentuch aus seiner Totenstarre erwacht war. Aber der Magier hatte sich als loyal erwiesen und während der Schlacht gute Dienste geleistet. Immerhin hatte er die Klan mit seinem Gesang vor den Angriffen der Todsänger gerettet und quasi im Alleingang einen Durchbruch des Feindes verhindert.
Warum nicht Sapius?, dachte Renlasol. Er könnte es mit einiger Unterstützung trotz seiner Schwächen schaffen. Ich glaube an ihn, schließlich bin ich in seinem Auftrag unterwegs. Sapius war eine Chance. Eine kleine zwar, aber das war besser als nichts. Renlasol dachte an seinen Auftrag.
Quadalkar , Renlasol schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, als ihm wieder einfiel, warum er eigentlich in das Land der Bluttrinker gekommen war, natürlich! Quadalkar hat die Brüder schon einmal besiegt. Es könnte ihm noch einmal gelingen.
»Bringt mich bitte zu Jafdabh«, flehte Renlasol eindringlich um die Hilfe Kallahans, »es ist wirklich wichtig. Weitaus bedeutender, als ich ursprünglich dachte.«
»Wie du möchtest«, sagte Kallahan wenig begeistert. »Auch dich habe ich gewarnt, wie ich einst Tallia warnte. Ich bringe dich zum Todeshändler. Bedenke aber, eine Begegnung mit Jafdabh ist kein Kinderspiel. Du wirst hart verhandeln und um den Preis feilschen müssen. Verkaufe ihm nicht deine Seele.«
Bevor Renlasol sich unter der Führung des Einsiedlers auf den Weg zu den geheimen Pfaden des Todeshändlers machte, ließ Kallahan es sich nicht nehmen, dem Knappen noch ein stärkendes und schmerzlinderndes Gebräu sowie eine warme Mahlzeit zu verabreichen.
»Du wirst es brauchen«, sagte Kallahan und
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