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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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angreifen, solange die zotteligen Bestien in den Bäumen über uns hocken.«
    »Noch ist Zeit«, antwortete Baijosto plötzlich entschlossen, »überlasst die Baumwölfe mir. Ihr kümmert Euch um die Rachuren.«
    »Was hast du vor?« Taderijmon klang zutiefst erschüttert. »Hast du von der letzten Begegnung noch nicht genug?«
    »Durchaus. Aber wenn ich schon am Rand der Schatten leiden musste, dann soll es wenigstens für etwas gut gewesen sein. Passt genau auf«, sagte Baijosto.
    Der Waldläufer legte sich flach auf den Boden, riss sich die Kleider vom Leib und verwandelte sich vor den entsetzten Augen seines Bruders und seines Freundes unter Schmerzen in einen gefährlichen Krolak. In die Bäume kam Bewegung. Den Baumwölfen war nicht entgangen, dass in den Büschen etwas vor sich ging, was ihre Aufmerksamkeit erforderte. Die Verwandlung erfolgte bewusst und überraschend schnell.
    Taderijmon stand der Mund vor Schreck offen und Ikarijo rieb sich verwundert die Augen. Beide dachten im Augenblick ein und dasselbe: Gestaltwandler!, hielten ihre Waffen fest umklammert, jederzeit zur Verteidigung bereit, während der Krolak zwischen ihnen die vollendete Gestalt eines übergroßen Baumwolfes annahm. Ohne jeden Zweifel besaß er die Größe und Stärke eines sehr mächtigen Leittieres. Ein tiefes Grollen entwich seiner Kehle, das die Baumwölfe des Rudels über ihnen neugierig aufhorchen ließ.
    Mit einem Satz sprang der Krolak aus seinem Versteck und kletterte geschwind auf den nächstgelegenen Baum, auf dem sich zwei Baumwölfe niedergelassen hatten, um die Umgebung zu beobachten. Als die Baumwölfe den Krolak kommen sahen, zogen sie sofort wimmernd die Schwänze ein und räumten demütig ihren Beobachtungsplatz, indem sie sich auf einen weiter hinten stehenden Baum zurückzogen.
    Der Anführer des großen Rudels konnte und wollte sich diese Unverschämtheit und das Streitigmachen seines Reviers durch den Eindringling keinesfalls gefallen lassen. Er hatte auf einem nebenstehenden Baum gelauert. Zornig brüllend stürzte sich das Leittier aus den Bäumen auf den Krolak. Dieser sah die Bedrohung kommen und richtete sich auf einem dicken Ast gut sechzig Fuß über dem Boden zu seiner ganzen Größe auf und empfing den rasenden Baumwolf mit weit geöffneten Pranken. Die beiden Raubtiere prallten aufeinander und fielen durch die Wucht des Aufpralls herab. Ineinander verbissen und verschlungen kugelten sie nach der harten Landung auf dem Waldboden die Böschung hinunter bis in die Senke, durch die der enge Pfad führte und deren abfallende Begrenzungen von den staunenden Naiki in ihren Verstecken gesäumt waren. Dort unten angelangt trennten sie sich kurz voneinander, nur um sich gleich darauf wieder vehement aufeinanderzustürzen. Es entwickelte sich rasch ein Kampf auf Leben und Tod. Nur dem Stärkeren würde der Sieg und damit die Ehre gebühren, fortan das Rudel anführen zu dürfen. Es konnte nur einen geben.
    Der Krolak traf das erfahrene Leittier einige Male empfindlich mit den scharfen Klauen seiner mächtigen Pranken, ohne bislang selbst schwer getroffen worden zu sein. Sein nächster Angriff schlug allerdings fehl, was dem Baumwolf sogleich eine günstige Gelegenheit bot, kräftig zuzubeißen. Der Baumwolf nutzte diese Schwäche und vergrub seine Zähne schmerzhaft in der Schulter des Gestaltwandlers. Der Krolak brüllte und zog dem Leittier seine Klauen durchs Gesicht, eine wüste, blutige Spur hinterlassend. Jaulend vor Schmerzen zuckte und taumelte der verletzte Baumwolf einige Fuß zurück.
    Mit einem gezielten Sprung setzte der Krolak unbarmherzig nach und bohrte dem zitternden Raubtier die scharfen Zähne tief in die Kehle. Das Blut sprudelte warm in sein Maul.
    Der Kampf war vorbei. Er hatte seinem starken Gegner die Kehle herausgerissen. Der Kopf seines Opfers hing nur noch schlaff an einem Stück rohen Fleisches, einigen Sehnen und einem freigelegten Knochen.
    Der Krolak erhob sich. Blut tropfte von seinen Lefzen und benetzte seine pelzige Brust. Dann schlug er sich mit den Pranken kräftig trommelnd auf den Brustkorb und jagte auf die hinter der Böschung stehenden Bäume zu. Rasch kletterte er in die Baumwipfel und entschwand dem Blickfeld der Naiki.
    Ein fürchterliches Geheul erhob sich, das die Naiki erzittern ließ und nur noch von dem triumphierenden Brüllen des siegreichen Krolak übertönt wurde, als die Baumwölfe ihren neuen Anführer stürmisch empfingen. In rasender Geschwindigkeit sprang

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