Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
geschickt, nahezu lautlos und unsichtbar wie geisterhafte Schatten von Deckung zu Deckung bewegten, lärmten und stampften die Rachuren lautstark und klirrend mit ihren schweren Rüstungen und Waffen durch den Wald. Befehle donnerten durch die Bäume, ließen Blätter und Äste erzittern, und ab und an knallte eine Peitsche durch die Luft, gefolgt von einem wehklagenden Wimmern einer der geschundenen Sklavinnen und dem schallenden Gelächter der Chimärenkrieger. Das Verhalten der Rachuren war gerade so, als ob ihnen der Wald alleine gehörte und sie nichts und niemanden fürchteten. Sie wiegten sich offenbar in Sicherheit. Nicht einmal das in der Ferne deutlich zu vernehmende Heulen hungriger Baumwölfe schien ihnen Angst zu machen.
Pavijolo war ein Stück vorausgelaufen und hatte den Trupp schnell aus sicherer Entfernung ausfindig gemacht. Als er zu den anderen Jägern zurückkehrte, war er bestens im Bilde und in der Lage, die Richtung zu beschreiben, aus der sich die Rachuren auf die Jäger zu bewegten. Er schätzte, dass bis zu ihrem Aufeinandertreffen noch etwa eine Hora vergehen würde. Das bedeutete genügend Zeit, sich auf die Lauer zu legen und für einen Überraschungsangriff vorzubereiten. Die Rachuren gingen dem Bericht des jungen Jägers zufolge in einer Reihe hintereinander her. Die Marschfolge machte es den Jägern leicht, eine feste Zuteilung ihrer Gegner vorzunehmen. Ein Kinderspiel für die erfahrenen Waldläufer. Scheinbar.
Der beste Schütze bekam deshalb die am weitesten hinten marschierenden Chimären. Die Naiki würden den Chimärenkriegern in einer schmalen Talsenke auflauern. Der eingeschlagene Weg konnte nur hier durchführen. Alles andere hätte einen großen Umweg bedeutet. Nach dem bisherigen Verhalten zu urteilen waren die Rachuren nicht gerade vorsichtig und schienen es nicht auf eine Deckung oder auf Umwege anzulegen. Sollten sie ihre Richtung nicht kurz zuvor ändern, war dies ein idealer Ort, um die Sklavinnen zu befreien.
Links und rechts des schmalen Pfades befanden sich steile und dicht mit Büschen und allerlei Farnen bewachsene Böschungen unter den Bäumen. Gelegentlich boten größere Felsbrocken ein hervorragendes Versteck, um während des Überfalls nicht gesehen zu werden.
Die Naiki verteilten sich an den einander gegenüberliegenden Böschungen entlang der Senke und suchten sich geeignete Verstecke. Der Lärm der marschierenden Einheit kam näher. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern, bis der Trupp den Ort der Falle erreicht haben würde.
»Was ist los?«, fragte Taderijmon seinen Bruder flüsternd, der zwischen ihm und Ikarijo Stellung bezogen hatte und sich nervös umsah.
»Ich weiß nicht. Irgendetwas stimmt nicht. Ich habe ein merkwürdiges Kribbeln in meinem Bauch«, antwortete Baijosto leise.
Taderijmon blickte sich ebenfalls vorsichtig um. Er konnte nichts Auffälliges entdecken.
»Nichts zu sehen«, sagte er schließlich und konzentrierte sich wieder auf den Pfad in der Senke vor ihm.
»Das Heulen der Baumwölfe hat aufgehört«, meinte Baijosto plötzlich.
»Und? Hat das was zu bedeuten? Wir sind mitten in ihrem Gebiet. Mal heulen sie, dann wieder nicht. Vielleicht haben sie Beute gefunden und machen sich gerade genüsslich über sie her«, antwortete Taderijmon.
»Möglich«, hauchte Baijosto stimmlos, »ich glaube, sie schützen die Rachuren auf ihrem Weg durch den Wald und haben uns soeben gefunden.«
Taderijmon und Ikarijo blickten sich gleichzeitig bis ins Mark erschrocken um. Aus den Bäumen über ihnen starrten mindestens hundert hungrige Augenpaare auf die Senke herab. Ein mächtiges Rudel Baumwölfe hatte sich lautlos angeschlichen und hoch in den Bäumen versammelt. Es war nicht klar, ob sie die Naiki bereits bemerkt hatten oder nicht. Möglicherweise nicht, hofften die Naiki. Die Tarnung war gut. Glücklicherweise war das Gehör der Raubtiere nur mittelmäßig ausgeprägt. Darüber hinaus sahen die Baumwölfe nachts wesentlich besser als am Tage. Sie erweckten den Anschein, als ob sie ebenfalls geduldig auf den Trupp warteten und aufmerksam über die Schritte des Gegners wachten.
Ikarijo schluckte seine angesammelte Spucke hinunter, während Taderijmon plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, unbedingt und möglichst bald den nächsten Abort aufzusuchen.
»Verdammt, das Rudel ist zu groß … sollten sie uns bemerken, sind wir alle verloren«, Ikarijo dämpfte seine zitternde Stimme, so gut es ging. »Wir können unmöglich
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