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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Nase, Mund und Ohren rann Blut. Das Gift zeigte seine volle Wirkung und zersetzte bereits seine Organe. Mit einem Seufzer auf den Lippen schleuderte der im Todeskampf befindliche Rachure sein Schwert mit letzter Kraft in Richtung der Naiki und brach dann zusammen. Er starb einen Augenblick später, nachdem die Jäger dem heranfliegenden Schwert mit Leichtigkeit ausgewichen waren.
    »Das war knapp«, meinte Ikarijo mit einem Seufzer der Erleichterung.
    »Das kannst du laut sagen. Der verdammte Rachure wollte einfach nicht zu den Schatten gehen und hätte uns jeden Moment in Stücke gehauen, wenn das Gift am Ende nicht doch noch gewirkt hätte. Noch niemals zuvor habe ich eine solch zähe Natur gesehen. Er muss mindestens sechs Pfeile abbekommen haben, bevor ihn die Schatten zu sich geholt haben«, antwortete Taderijmon immer noch bestürzt.
    »Ja … es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben zwei Jäger verloren und Baijosto ist mit den Baumwölfen abgezogen. Kein Erfolg, wenn du mich fragst«, sagte Ikarijo nachdenklich.
    »Ich weiß. Wir werden uns dafür vor dem inneren Rat verantworten müssen. Aber Pavijolo und Gartijmon waren leichtsinnig. Das haben sie bitter mit dem Leben bezahlt. Niemals hätten sie ihr Versteck aufgeben dürfen, auch wenn das Gift nicht sofort wirkt«, antwortete Taderijmon.
    »Das ist richtig. Trotzdem darfst du nicht vergessen: Zwei junge, hoffnungsvolle Naiki haben ihr Leben für eine Klan-Sklavin gelassen. Das ist unmöglich, Taderijmon. Tragisch und umso schlimmer, da wir doch im Vergleich zu den Klan nur noch wenige sind und sie unser Volk verdrängt haben«, meinte Ikarijo.
    »Das ist jetzt ohne Bedeutung. Sieh es nicht auf diese Weise. Hier geht es um weit mehr. Du hast das Besondere an ihr gespürt, Ikarijo. Das kannst du nicht abstreiten. Ich denke, es war für uns alle wichtig, sie zu befreien. Baijosto lag richtig mit seiner Vermutung.«
    »Vielleicht. Wir werden sehen«, unterstrich Ikarijo seine vorhandenen Zweifel.
    »Dann lass uns die Ketten lösen und die junge Sklavin losbinden. Du wirst die anderen Sklavinnen an den Waldrand zu einer nahe gelegenen Siedlung der Klan begleiten. Vergiss nicht, ihr Gedächtnis zu löschen, wenn du am Ziel angelangt bist. Ich werde die andere Klanfrau inzwischen wie besprochen zu unserer Siedlung bringen«, wiederholte Taderijmon die Vereinbarungen.
    »Aye«, bestätigte Ikarijo, »ich werde bald zurück sein. Nicht weit von hier gibt es ein kleines Dorf der Klan. Vielleicht lebt dort noch jemand. Dort werde ich sie jedenfalls hinbringen. Sie werden sich an nichts erinnern und wieder wie kleine, unschuldige Kinder sein, wenn ich sie verlassen habe.«
    Taderijmon nickte und lächelte. Ikarijo war ein guter und erfahrener Jäger, der sich in den Wäldern ausgezeichnet auskannte. Auf ihn konnte er sich immer verlassen. Der Naiki würde die Klanfrauen sicher in das Dorf geleiten.
    Ihr Gedächtnis zu löschen war allerdings keineswegs eine angenehme Sache. Im Gegenteil, es war ein schwerwiegender Eingriff in das bisherige Leben der Klan, den nur die Naiki in Perfektion beherrschten. Die Entscheidung, sich auf diese Weise weiterhin im Geheimen zu verbergen, war den Naiki nicht leichtgefallen.
    Für die meisten der Klanfrauen stellte der Verlust ihres Gedächtnisses mit Sicherheit einen gehörigen Nachteil für den Rest ihres Lebens dar, schließlich würden sie viele Sonnenwenden ihres Lebens, wie sie es bisher gekannt hatten, verlieren. Sie würden sich an nichts mehr erinnern können. Weder an das Gute noch an das Schlechte in ihrem Leben. Genauso wie die Erinnerung an eine kurze Begegnung mit den Naiki würden die Schrecken der Sklaverei und des Krieges und auch alles andere verblassen. Nichts aus ihrer Kindheit und Jugend konnte danach bleiben oder jemals wieder in ihr Bewusstsein zurückkehren. Wie kleine Kinder mussten sie alles neu und von Anfang an erlernen: laufen, sprechen, essen, einfach alles. Inwieweit die meist erwachsenen Frauen damit zurechtkommen würden, vermochten die Naiki nicht zu sagen. Ohne Unterstützung wären die Frauen verloren.
    Sie saß mit angezogenen Beinen auf einem harten Steinboden in der Ecke einer dunklen Kammer, den Kopf auf die Knie gelegt. Oder war es eine tiefe Grube? Ihre Hand- und Fußgelenke schmerzten. Es gab keine Fenster und kein Licht. Es war still. Außer ihrem eigenen Atmen hörte die junge Frau nichts. Sie war völlig nackt und fror. Ihr Körper zitterte und sie wiegte

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