Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
und sah Solras immer noch am Boden kauernd vor sich sitzen. Sie war wach und blickte sich neugierig und furchtsam in der chaotisch wirkenden Behausung um.
»Wo bin ich? Und … wer seid Ihr?«, vernahmen sie Solras’ erste, vor Unsicherheit zitternden Worte.
»Ihr seid außer Gefahr«, antwortete Metaha rasch, um Solras die Beklommenheit zu nehmen. »Wir sind Naiki und haben Euch aus den Händen der Rachuren befreit. Ihr befindet Euch in der Siedlung unseres Volkes in meinem Haus. Mein Name ist Metaha, die jungen Männer hier sind die Brüder Baijosto und Taderijmon Kemyon, die Euch gerettet und hierhergebracht haben. Der Stabträger heißt Sapius und ist im Besitz einiger magischer Fähigkeiten. Das spielende Riesenkind mit den Muskeln dort hinten hört auf den Namen Belrod. Er wohnt bei mir und wird Euch künftig beschützen.«
»Ich … bin … verwirrt. Bin ich Euch zu Dank verpflichtet oder ist das nur ein weiterer nicht enden wollender Albtraum?«, fragte Solras.
»Weder noch. Das Wichtigste ist, dass Ihr erst einmal zur Ruhe kommt und Euch bald von den furchtbaren Erlebnissen erholt. Wir stehen Euch zu Diensten, wann immer Ihr uns brauchen solltet oder wenn Euch zu viele Fragen quälen. Belrod und die beiden Jäger hier werden mit ihrem Leben auf Euch achtgeben. Es kann Euch nichts mehr geschehen«, sagte Metaha.
Baijosto und Taderijmon sahen sich verdutzt an. Sie dachten offensichtlich dasselbe. Metaha hatte die Aufgabe prompt an sich genommen und sogleich entschieden, wie damit künftig umzugehen war. Sie waren allerdings überrascht darüber, dass ausgerechnet Belrod und sie beide als Leibwächter für die Klanfrau eingesetzt werden sollten. Metaha schien Solras eindeutig für bedeutend zu halten, wenn sie bereit war, dieses Opfer zu bringen.
Belrod war so ziemlich der stärkste Schutz für Solras, den sich die beiden Brüder überhaupt vorzustellen vermochten. Sobald Belrod in der Beschränktheit seines Geistes die Aufgabe verstanden und die Klanfrau in sein großes Herz geschlossen hatte, würde nichts und niemand ihr ungestraft auch nur ein Haar krümmen können, ohne zuvor an diesem riesenhaften Maiko-Naiki vorbeizuziehen, seine unglaublichen Kräfte zu spüren bekommen, die er bis zu seinem Tode für die ihm anvertraute Klanfrau einsetzen würde. Sollte jemand diese erste schier unüberwindbare Hürde tatsächlich bewältigen, wären Baijosto und Taderijmon zugegen, um Solras zur Seite zu stehen. In dieser Kombination aus Belrods Stärke und den Tugenden der erfahrenen Jäger waren sie als Schutz für das Leben der Klanfrau kaum schlagbar, solange sie sich in den Wäldern des Faraghad aufhielten. Hier waren die Naiki zu Hause und jedem anderen Wesen weit überlegen.
»Weshalb habt Ihr mich befreit und hierhergebracht?«, wollte Solras wissen.
»Das ist eine längere Geschichte, mein Kind. Ruhe dich aus. Lerne uns und unsere Sitten kennen. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du erfahren, was du wissen musst«, antwortete Metaha freundlich.
Solras gab sich vorerst damit zufrieden. Sie wurde zuvorkommend behandelt. Die Naiki kümmerten sich aufmerksam und liebevoll um ihr Wohlergehen. Es mangelte ihr an nichts. Sie würde sich schon bald in der Siedlung eingelebt haben.
An einem der folgenden Tage traf Ikarijo zusammen mit den anderen Klanfrauen am Fuße der Siedlung ein. Eine lautstarke Auseinandersetzung an den Transportkörben machte Taderijmon und Baijosto auf die Ankunft aufmerksam. Die an den Körben stehenden Naiki verweigerten den Neuankömmlingen den Transport in die Siedlung, indem sie die Körbe in den Baumwipfeln mit lautem Gezeter zurückhielten.
Ikarijo war außer sich vor Wut, obwohl er insgeheim mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte. Wie hatte er nur annehmen können, dass sie ihn und die Frauen ohne Widerstand in die Siedlung lassen würden?
Baijosto und Taderijmon fürchteten, die Situation könnte schnell eskalieren. Ikarijo konnte ein Hitzkopf sein. Sie kletterten deshalb schnell und geschickt von Ast zu Ast nach unten, um Ikarijo in Empfang zu nehmen.
»Bist du von Sinnen?«, fragte Taderijmon empört. »Wie konntest du die Klanfrauen nur zur Siedlung bringen? Unsere Anweisungen waren eindeutig. Die Sklavinnen sollten zu einem Dorf der Klan außerhalb des Faraghad gebracht und ihre Erinnerungen gelöscht werden.«
»Lass ihn reden«, beschwichtigte Baijosto an Taderijmon gewandt, »Ikarijo hatte einen Grund, gegen die Anordnungen des inneren Rates zu verstoßen,
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