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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Stabes an der Schläfe der jungen Frau an.
    Die Berührung brachte Solras dazu, sofort das Wiegen einzustellen und sich nicht weiter zu bewegen. Sie starrte mit leeren Augen in den Raum vor sich. Der Stab vibrierte und strahlte ein angenehm warmes Licht aus. Sapius fühlte einen leichten Luftzug, der sanft über seine Haut strich und ihm eine Gänsehaut bescherte. Es war, als ob jemand eine Tür geöffnet hätte. Und tatsächlich, Metaha war bereits in die Gedankenwelt von Solras eingetreten und hatte ihm einen Spalt offen gelassen, durch den er ihr folgen konnte. Dunkelheit umfing ihn. Nur der Stab in seiner Hand spendete Licht und wies ihnen den Weg durch einen nahezu undurchdringlichen Irrgarten. Sie vernahmen das Weinen eines kleinen Kindes aus der Ferne. Ein einsames, verlassenes Kind, das verloren in der Dunkelheit nach seiner Mutter schrie.
    »Sie trägt ein Kind in ihrem Leib. Es ist die Saat des Schänders. Ein Rachurenbastard aus Gewalt, Demütigung und Hass entstanden. Ihr hattet recht, Sapius. Die Geburt eines Lesvaraq könnte uns in der Tat bald bevorstehen. Er ist mit ungeheuerlichen Möglichkeiten ausgestattet. Wir müssen sie retten und ihn dadurch schützen. Sie weiß von ihrem Glück – oder sollte ich eher Unglück sagen – noch nicht mit Gewissheit. Aber sie ahnt, was kommen wird. Sie wird das kleine, noch hilflose Wesen zutiefst verabscheuen und ablehnen«, flüsterte Metaha.
    »Aber wenn es das Kind des Schänders Grimmgour ist, dann sollten wir es vielleicht lieber nicht retten«, warf Sapius ein. »Ein Lesvaraq, der aus Gewalt entsteht, könnte immerhin der Dunkelheit angehören und sehr gefährlich sein.«
    »Doch, das müssen wir sogar. Natürlich könnte es der Lesvaraq der Dunkelheit sein – oder auch nicht. Erfahren werden wir es erst, wenn das Kind seine Augen zum ersten Mal öffnen wird. Aber das ist nicht wichtig. Jeder Lesvaraq, gleichgültig in welche Waagschale er am Ende sein Gewicht legt, ist alleine durch seine Macht eine Bedrohung. Es liegt aber nicht an uns, zu entscheiden, was gut oder böse ist, was leben darf und was nicht. Hass und Liebe schließen einander nicht grundsätzlich aus. Es gibt sie im Licht wie in der Finsternis, genauso wie Boshaftigkeit und Güte in Kry und Son zugleich existieren. Licht und Schatten bedürfen einander und bedingen sich. Wir dürfen weder dem Lesvaraq des Lichts noch dem der Dunkelheit den Vorzug geben. Beide haben ihre Aufgabe und jeder von ihnen trägt die Last zur Wahrung des Gleichgewichtes in sich. Eine schwere Bürde, wenn Ihr mich fragt«, antwortete Metaha.
    Bilder stürzten plötzlich unaufhaltsam auf sie ein. Bilder des Schreckens. Es herrschte Krieg. Um sie herum tobte eine verheerende Schlacht. Tausende Klan und Rachuren starben in einem blutigen Gemetzel. Ein Krieger alleine tötete eine unglaubliche Anzahl von Gegnern.
    »Wer ist der Krieger in der roten Rüstung und mit dem singenden Schwert?«, fragte Metaha erstaunt.
    »Oh … der … das ist Lordmaster Madhrab, der Bewahrer des Nordens«, antwortete Sapius.
    »Das Blut der Altvorderen fließt in seinen Adern und er besitzt eine Gabe der Kojos, die ihn nahezu unbesiegbar macht. Ein äußerst gefährliches und mächtiges Wesen. Aber er scheint auf seltsame Weise verflucht … sein Schicksal … ich kann es nicht genau erkennen. Die Bilder sind zu undeutlich«, flüsterte Metaha ängstlich.
    »Wehe, wenn er losgelassen«, erwiderte Sapius, »ich möchte ihn nicht zum Feind haben.«
    Die Dunkelheit wich sodann dem tiefen Rot einer Tsairu. Sie sahen den Schänder, wie er Solras lachend misshandelte, wieder und wieder. Ein abscheulich aussehender Todsänger verbreitete Furcht und ließ Sapius unweigerlich zusammenzucken, als er dessen entstellte Fratze erblickte. Das verzweifelte Gesicht eines jungen Mannes, sich in Todesqualen windend, erschien direkt vor ihnen und verschwand gleich wieder.
    »Das arme Ding«, sagte Metaha und erneut traten Tränen in ihre Augen, »kein Wunder, dass sich ihr Geist verirrt und sie sich vor Kummer und Angst versteckt hat.«
    Wenig später erschien der Mann erneut, dieses Mal waren seine Augen voller Liebe und Tränen liefen über seine Wangen. Seine Lippen formten den Namen Solras, komm zu mir. Wo bist Du? Sein gepeinigter Körper stand lichterloh in Flammen. Du bist die Liebe meines Lebens. Vergiss mich nicht. Ich warte auf dich, rief er.
    »Die Schatten suchen sie!«, rief Metaha entgeistert. »Ihr Geliebter ruft Solras aus den Schatten zu

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