Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Beine und Arme. Grimmgour ist außer zum Sterben zu nichts mehr nutze.«
»Unsinn«, erwiderte der Todsänger, »du bist Rajurus Sohn und bis auf die fehlenden Gliedmaßen kerngesund. Der Klanheiler hat gute Arbeit geleistet.«
»Wenn ich ihn erwische, häute ich ihn«, drohte Grimmgour.
»Nur zu, du wirst irgendwann Gelegenheit dazu erhalten«, antwortete Nalkaar, »wenn wir dich erst einigermaßen wiederhergestellt haben.«
Der Todsänger lenkte die Kutsche zum Stadttor in den Mauern. Unmittelbar vor dem Tor wurden sie von einem Trupp Chimären unter der Führung eines Rachuren angehalten. Nalkaar redete mit dem Anführer vom Kutschbock herab. Sie kannten sich. Nachdem sich der Rachure von der Richtigkeit der Angaben des Todsängers überzeugt hatte, durfte Nalkaar nur wenig später mitsamt seiner für Rajuru bestimmten Fracht passieren.
Hinter den Stadtmauern lag eine nahezu unbebaute, großflächige Ebene, von der sich nur vereinzelt niedrige Hügel abhoben. Neben den Wehrtürmen fielen zahlreiche im Boden verankerte Eisengitter auf. Die Eisengitter waren massiv und konnten nur unter erheblichem Aufwand und mit schwerem Gerät angehoben und geöffnet werden. Sie schützten die darunter liegenden Belüftungskanäle der Stadt, die sich, einem Labyrinth gleich, weit verzweigt tief bis unter die Erde zogen.
Eigens zu diesem Zweck gezüchtete, pfeilschnelle Echsenchimären, mit Saugnäpfen an den Zehen, von der Größe eines Baumwolfes und mit einer diesen Raubtieren ähnlichen Aggressivität ausgestattet, lebten in den Kanalgängen. Die halbintelligenten Chimären schützten die Stadt mit ihren messerscharfen Zähnen gegen ungebetene Gäste, denen es wider Erwarten doch gelungen war, eines der sperrigen Gitter zu entfernen und ihr Glück auf diesem Wege zu versuchen.
Der eigentliche Eingang in die Hauptstadt der Rachuren befand sich jedoch zwischen den Mauern, inmitten der Ebene. Eine massive, grob behauene Steinpforte, deren Flügel mittels eines Zugmechanismus nach innen aufschwangen, war in einem schräg abfallenden Winkel als Teil eines Hügels fest in den Boden eingelassen worden. Von Weitem sah der Eingang nach Krawahta wie eine viel zu groß geratene Falltür aus.
Die meisten Rachuren lebten in Krawahta. Es gab entlang des Südgebirges bis zu den Grenzlanden noch einige kleinere Rachurensiedlungen, die im Wesentlichen mit der Gewinnung von Rohstoffen beschäfigt waren und Landwirtschaft zur Nahrungsmittelversorgung betrieben. Zur Arbeit auf den Feldern und in den Minen wurden Sklaven eingesetzt. Kriegsbeute, die während der Grenzkriege und des Eroberungsfeldzugs gegen die Nno-bei-Klan in die Hände der Rachuren gefallen war.
Die meisten Siedlungen befanden sich in der näheren Umgebung der Stadt. Die äußersten Rachurenstätten lagen am Fuße des Südgebirges und eine weitere am Rande des Vulkangebietes von Ell. Beide Außenposten waren in Form wehrhafter Trutzburgen errichtet worden und konnten aus der Hauptstadt durch schier endlose Stollen und geheime Gänge erreicht werden, um die Minen der Rachuren, aus denen sie wichtige Rohstoffe gewannen, gegen Feinde zu schützen.
Nalkaar stieg vom Kutschbock und zog an einer eisernen Kette neben der Pforte. Ein tief klingender Gong ertönte und die Flügel der Pforte schwangen langsam knarrend wie von Geisterhand gezogen auf. Der Stollen durch das Stadttor war mit großen Steinen gepflastert und führte steil nach unten. In den ausgedehnten Höhlen lag das in Stein gehauene unterirdische Reich Krawahta, durch das der unterirdische Fluss Gihaya seinen Lauf nahm. Wer den zahlreichen von der Hauptstadt weg- und in die Tiefe führenden Stollen weiterfolgte, gelangte zu den Brutstätten der Rachuren, wo sie Chimären für den Krieg und die Arbeit züchteten.
Vor Urzeiten war Gihaya, gespeist aus den Wassern des Flusses Payramir, ein mächtiges Gewässer gewesen, das die riesigen Höhlen mit seinen Wassermassen ausgespült hatte. Einen Teil der Höhlen hatten die Rachuren über viele Sonnenwenden hinweg durch Sklavenarbeit zu weiteren Kavernen ausdehnen lassen.
In den nach Krawahta führenden künstlichen Stollen war es feucht und kalt. Je weiter die Besucher der Stadt allerdings in die Tiefe vordrangen, umso wärmer wurde die Temperatur. Wasser tropfte von den Decken des Stollens und sammelte sich auf dem Pflaster. Durch eine an die Seitenwände grenzende und in den Boden gehauene Rinne floss das überschüssige Wasser Richtung Krawahta ab und vereinigte
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