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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die Möglichkeit, den Fluch des Bluttrinkers endgültig zu durchbrechen. Es war nicht von Bedeutung, ob wir die Schlacht gewannen oder verloren. Und doch hatte ich geduldig und zäh auf diesen Augenblick hingearbeitet. Über viele Sonnenwenden des Wartens erduldete ich Entbehrungen und brachte Opfer für Opfer, die niemand sonst hätte bringen wollen und können. Rückschläge warfen meine Pläne des Öfteren zurück, aber nichts davon war schrecklicher als die Niederlage der Rachuren am Rayhin. Statt mir zu danken, demütigte mich der dunkle Hirte, und das habe ich nur Eurer Unfähigkeit zu verdanken. Mit einem einzigen Schlag wurde alles zunichtegemacht, was ich aufgebaut hatte. Ihr wusstet um die Gefahr, die der Bewahrer mit sich brachte. Ich hatte Euch gewarnt. Aber Ihr habt meine Warnungen mit Füßen getreten und in den Fluss geworfen. Wahrscheinlich dachtet Ihr: ›Lass die alte Hexe nur reden, wir werden die Schlacht auch ohne ihre Ratschläge gewinnen.‹«
    »Es tut mir leid. Wir haben versagt«, gab Nalkaar klein bei.
    »Und was denkt Ihr, werde ich jetzt mit Euch machen?«, fragte Rajuru. »Ihr habt doch nicht etwa angenommen, dass Ihr ohne Strafe davonkommt, nur weil Ihr mir Grimmgour zurückbringt? Was soll ich mit einem Krüppel als Sohn anfangen?«
    »Nein, Herrin«, antwortete Nalkaar ehrlich, »aber ich dachte, die Strafe falle dadurch womöglich milder aus und die Herrscherin der Rachuren zeige sich gnädig.«
    »Gnade?« Rajuru lächelte bitter in sich hinein. »Das ist ein Akt für Verlierer und solche, die meinen, sie müssten zu ihren Lebzeiten Gutes tun, um selbst die Gnade der Kojos oder die Gunst ihrer Gefährten zu erlangen. Verweichlichtes Pack. Ich bin viel zu alt und zu erfahren, um Gnade walten zu lassen. Wer erweist mir die Gnade? Obwohl ich unsterblich bin, unterliegt mein Körper dem Zerfall. Langsam zwar, aber stetig. Es gelingt mir trotz größter Anstrengungen nicht, diesen Prozess aufzuhalten.«
    »Aber …«, Nalkaar befürchtete das Schlimmste.
    »Ach, haltet den Mund, Nalkaar«, befahl Rajuru unmissverständlich, »ich will mir Eure Entschuldigungen nicht anhören. Ihr werdet für eine Weile in den Flammen der Pein gefoltert. Das sollte reichen, um Eure vertrockneten Gebeine zu rösten und das Versagen aus Eurem Geist zu verbrennen. Trotz all der Pein und der Schmerzen, die Ihr erleiden werdet, wird Euch die Strafe am Ende stärken.«
    »Ihr wollt mich zurück zu den Schatten schicken?«, fragte Nalkaar entsetzt.
    Der Todsänger hatte nicht damit gerechnet, dass Rajuru es tatsächlich fertigbrächte, sich von seinen Diensten zu trennen und ihn den Schatten zu übergeben. Dennoch war ihm bewusst, dass sie kaum eine andere Wahl hatte. Er war ein Todsänger. Welche Bestrafung hätte sie sich für ein zwischen den Welten stehendes Wesen wie ihn ausdenken sollen? Er war tot und doch wieder nicht. Die einzige Folter, die ihn wirklich zu treffen vermochte, war eine höchst schmerzhafte Erfahrung in den Flammen der Pein, die ein Sterblicher nicht ertrug.
    Unsicher sah er sich im Laboratorium um. Die stickige Kammer war nur von wenigen Kerzen beleuchtet. Vor seinem Unfall als Schüler der Saijkalsanhexe hatte er einige Zeit in dieser Kammer verbracht und gefürchtet, sich ob des diffusen Lichtes die Augen zu verderben. Er erinnerte sich vage an die zahlreichen erfolglosen Versuche, die ihm die Unsterblichkeit und grenzenlose Macht einbringen sollten. Ein Scheitern hatte er damals nicht in Erwägung gezogen. Nun war er verdammt, der alten Hexe bis in die Ewigkeit oder ihrem Ende zu dienen und ihrer Willkür auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
    Danach hatte er eigene, von den anderen Räumen abgeschottete Gemächer in einem der obersten Stockwerke des Palastes bezogen, in denen er ungestört den Gesang der Toten üben und verfeinern konnte. Rajuru hatte seitdem in ihren Gemächern wenig verändert. Das Laboratorium glich einem Ort dunkler Zeremonien mit einer Art Opferaltar in der Mitte und war doch zugleich Arbeits- und Forschungsstätte einer mächtigen Hexe, die ein garstiges Handwerk ausübte. Auf einigen der Tische befanden sich getrocknete Blutspuren, Knochen und Fleischreste. Rajuru sammelte allerhand Leichenteile unterschiedlicher Wesen in seltenen Behältnissen aus geblasenem und anschließend kunstvoll geschliffenem Kristallglas.
    »Vorübergehend«, bestätigte Rajuru ihr Vorhaben, »ich werde Euch zurückholen, sobald ich denke, dass ich Euch brauche und Euer

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