Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
sich in der Tiefe mit dem Fluss Gihaya. Die Luft fühlte sich stickig an, denn obwohl die künstlich angelegten Belüftungsschächte für ausreichend Frischluft in Krawahta sorgten, drang diese oft nicht bis in jeden Stollen vor.
Bis zum Palast Rajurus mitten im Zentrum Krawahtas kamen der Todsänger und Grimmgour nur langsam und vorsichtig mit der Kutsche voran. Das Pferd hatte Mühe, nicht auf den feuchten, mit Moosen bewachsenen Pflastersteinen auszurutschen. Gesäumt von zahlreichen, in die Wände eingelassenen Pechfackeln, von deren Ruß die umliegenden Decken und Wände schwarz gefärbt waren, entlang des in Serpentinen in die Stadt führenden Stollens begannen sie den beschwerlichen Abstieg. Je weiter sie durch den Stollen in die Tiefe vordrangen, desto lauter war das Rauschen des unterirdischen Gihaya wahrzunehmen. Als sie aus dem Stollen heraustraten, lag die Stadt der Rachuren vor ihnen. Die Decke der teils auf natürlichem Wege ausgespülten Höhlen und der künstlich geschaffenen Kaverne war nicht zu sehen. Das ohnehin spärliche Licht verlor sich rasch im Dunkel der Höhle.
Chimären hetzten, angetrieben von peitschenschwingenden Aufsehern, durch die links und rechts von einstöckigen Steinhäusern gesäumten, engen Straßen und beseitigten Geröll, Schmutz, Abfall und Exkremente, die sie in schweren Handkarren über die Stollen an die Oberfläche brachten und dort außerhalb der Stadtmauern auf einer Halde zur Verrottung sammelten. Andere wechselten Pechfackeln aus und füllten Öl in den Laternen nach. Die niedrigen Häuser reichten in mehreren Reihen hintereinander bis an die sie an ihrem hinteren Ende umschließenden Wände der riesigen Kaverne heran. Darüber waren in mehreren Ebenen übereinander die Eingänge von in den Fels getriebenen Wohnhöhlen zu erkennen. Ein reges Treiben bot sich dem Besucher, wenn er die durch die Gassen huschenden Chimären eine Weile beobachtete. Allerdings waren außer den Aufsehern über die Arbeitschimären nur wenige Rachuren zu sehen.
Ihr Weg führte sie mitten durch Krawahta. Eine lange steinerne Brücke überspannte die reißenden Fluten des Gihaya im Zentrum der Stadt. Eine Unterhaltung auf der Brücke war ausgeschlossen, es sei denn, der Sprecher besäße ein alles übertönendes Organ wie Grimmgour. Auf der anderen Seite der Brücke lag der Palast der Rachurenkönigin. Kein Glanz, keine Pracht und mit Sicherheit kein Prunkstück, wie es die Nno-bei-Klan für ihre eigenen Paläste erbaut hatten. Ein aus Stein gehauener, grober Klotz offenbarte sich dem Betrachter, nachdem er die Mitte der Brücke erreicht hatte. Und doch löste der gewaltige Bau trotz der Schlichtheit, die ihn umgab, ein unheilvolles Gefühl der Bedrohung aus. Vielleicht lag es an dem schwarzen Gestein oder an der mit einem einzigen Blick kaum zu erfassenden Größe, die dem Palast diesen Respekt einflößenden Eindruck verlieh, oder am Wissen um seine Bewohner. Nicht nur die Königin der Rachuren hatte ihren Sitz dort. Sie teilte den Palast mit den Todsängern. Nalkaar jedenfalls konnten diese Tatsachen nicht schrecken. Im Gegenteil, als Anführer der Todsänger fühlte er sich in dem düsteren Gebäude sichtlich wohl.
Nalkaar hätte jede Wette gehalten, wenn es um die Frage ging, ob Rajuru bereits von ihrer Ankunft in Krawahta wusste oder nicht. Der Todsänger war davon überzeugt, dass sie im Bilde war, und zwar über alle Vorgänge, die sich in und um die Stadt herum ereigneten. Sie war dafür bekannt und gefürchtet, dass ihr nichts entging. Der Brückenübergang war zur Stadtseite hin von Rachuren und einem Trupp mit Chimärenkriegern bewacht. Sie ließen Nalkaar und Grimmgour unbehelligt passieren. Offensichtlich bestätigte sich Nalkaars Einschätzung und Rajuru war tatsächlich informiert.
Auf der anderen Seite angelangt wurden sie von den Leibwächtern der Rachurenkönigin empfangen. Zwei grimmig dreinblickende Burschen, deren wuchtige Körper äußerlich betrachtet nur aus stählernen Muskeln bestanden. Sie waren groß und überaus breit gebaut. Die beiden Rachuren hatten eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit den von Madhrab in der Schlacht getöteten Leibwächtern Grimmgours, Kroldaar und Tromzaar. Der Todsänger kannte die beiden Rachuren gut, die auf den Namen Ayomaar und Onamaar hörten. Sie waren die älteren Brüder von Kroldaar und Tromzaar. Er wusste, sie verhielten sich um ein Vielfaches geschickter und gefährlicher, als es die Leibwächter Grimmgours je vermocht
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