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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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hatten.
    »Rajuru erwartet Euch«, sagte Ayomaar trocken und ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Und sie wünscht, dass wir Euch umgehend in ihre Gemächer führen«, fügte Onamaar an Nalkaar gewandt hinzu, »folgt uns. Wir werden Grimmgour tragen.«
    Die Leibwächter griffen sich Grimmgours verstümmelten Leib und schritten dem Todsänger eilig voran durch die Flure des Palastes. Der Weg führte sie über zahlreiche Stufen und Wendeltreppen in die untersten Stockwerke. Nalkaar wusste, dass Rajuru dort nicht nur in ihren privaten Gemächern zu wohnen pflegte, sondern ein üppig ausgestattetes Laboratorium eingerichtet hatte, in dem sie den Umgang mit den Saijkalrae und allerlei Hexenkünste übte und vertiefte.
    Sie mischte Tränke und Tinkturen, erfand Zaubersprüche, Bewegungen, Gesänge und Rituale. Die meiste Zeit beschäftigte sie sich jedoch mit der verbotenen dunklen Magie der Überwindung des Todes und des Alterns. Die Magie der Totenerwecker war für ihre Anwender gefährlich. Nalkaar konnte im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen, als er sich selbst daran versucht hatte und kläglich gescheitert war. Immerhin verdankte er seine außergewöhnliche Daseinsform als Todsänger den missglückten Experimenten mit ebendieser Form der Magie und dem geheimen Wissen Rajurus über die Wiedererweckung der Toten, die ihn nach dem grausigen Tod aus den Schatten zurückgeholt hatte.
    Rajuru erwartete ihren Sohn und Nalkaar im Laboratorium. Als die Leibwächter die Tür öffneten, stand die Herrscherin der Rachuren mit dem Rücken zur Tür und wühlte eifrig mit den Händen in einer Vielzahl verschiedenster Gegenstände auf einem breiten Tisch vor sich. Kaum hatten die Leibwächter Grimmgour auf der Steinplatte eines freien Tisches abgelegt, fuhr Rajuru blitzschnell herum, schnappte sich den am Tisch lehnenden Stock, dessen Ende ein Wolfskopf zierte, und zeigte mit dürren, knochigen Fingern auf Nalkaar. Grimmgour wollte sofort die Stimme erheben, doch sie unterbrach ihn barsch.
    »Schweig!«, rief sie, bevor er den Mund noch richtig aufmachen konnte. »Du redest in meinem Reich nur dann, wenn ich dich dazu auffordere. Hab keine Sorge, ich werde mich dir widmen, sobald ich mit dem Todsänger fertig bin.«
    Grimmgour gehorchte grummelnd. Es hatte keinen Sinn, sich gegen ihren eisernen Willen zur Wehr setzen zu wollen. Nicht in diesem erbärmlich hilflosen Zustand.
    Ihr langes weißes Haar hing ungekämmt und wirr bis zum Boden und verdeckte einen Teil ihres eingefallenen Gesichtes. Nalkaar erkannte die Wut und den Hass in den Augen der Saijkalsan, die ihn böse anfunkelten. Er hatte das Gefühl, dass sie noch viel stärker gealtert war, seit er Krawahta verlassen hatte. Rajuru sah matt und übermüdet aus. Die Anzahl der Falten und Flecken auf ihrer Haut hatte zugenommen und die Augen wirkten trüber und geröteter, als er sie in Erinnerung behalten hatte.
    »Ihr habt mich schwer enttäuscht, Nalkaar«, erhob sie ihre heisere Stimme, die wie ein rostiges Stück Blech klang, das durch einen mit Pferdehaaren bespannten Bogen ungleichmäßig zum Schwingen gebracht wurde. »Ich sandte Euch aus, meinen Sohn zu schützen, mit ihm die Schlacht siegreich zu beenden und nebenbei den Bewahrer durch Euren Gesang für uns zu gewinnen. Und was bringt Ihr mir stattdessen? Nichts von alledem. Lediglich Schimpf und Schande. Die Klanlande sind für uns verloren. Das Heer der Chimären wurde vernichtet. Eine Generation ausgelöscht. Es wird lange dauern, bis wir unsere alte Stärke wieder erreichen. Ihr habt eine verheerende Niederlage geerntet und bringt mir einen verstümmelten Sohn wieder, den der Bewahrer wahrhaftig in Stücke gerissen hat.«
    »Grimmgour wollte nicht auf mich hören, Herrin«, versuchte sich Nalkaar zu verteidigen, »Ihr wisst, wie schwierig Euer Sohn ist. Und er hasst mich. Wie sollte ich ihn überzeugen? Die Erfüllung der Aufgabe war unmöglich. Unser Gesang wurde von einem Saijkalsan sabotiert. Wir drangen nicht durch und mussten uns geschlagen geben.«
    »Ausflüchte, Nalkaar, das sind nichts als Ausflüchte«, meinte Rajuru. »Ihr hattet die Macht, Grimmgour zu beeinflussen. Ich hätte Euch gewiss nicht ausgewählt, wenn ich nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass Euch dies gelingen kann. Ich war in den Hallen der Saijkalrae, während der dunkle Hirte erwachte, und erntete den ätzenden Spott und Hohn des schwarzen Bruders. Ja, der hohe Blutzoll der Schlacht hat seinen Zweck erfüllt und gab Saijrae

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