Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
jedenfalls, dass Euch das Leben wiederhat und wir uns weit weg von den Schatten anderen Aufgaben widmen können. Der Schmerz vergeht und Ihr könntet neu beginnen.«
»Nun … ich … ja … vielleicht«, stammelte Solras, die leicht errötete, »… ich wollte Euch noch danken für das, was Ihr für mich getan habt.«
»Ihr braucht Euch nicht bei mir zu bedanken, Solras«, meinte Metaha, »wir haben Euch nicht völlig selbstlos bei uns aufgenommen. Ich muss mit Euch darüber reden, denn ich denke, Ihr seid jetzt stark genug, und wenn Euch etwas an Baijosto liegt, dann solltet Ihr zuerst wissen, was mit Euch selbst geschieht, bevor Ihr das Rätsel um den einsamen Jäger entschlüsselt.«
»Was meint Ihr?«, fragte Solras.
»Ich denke, Ihr wisst, was ich Euch sagen will«, antwortete Metaha ohne Umschweife. »Ihr tragt ein Kind in Eurem Leib, Solras. Ein starkes Kind. Es wächst und gedeiht. Eine werdende Mutter spürt das.«
Solras senkte den Kopf und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Sie begann plötzlich zu weinen. »Ich wusste es von Anfang an. Vom Tag, an dem es geschehen war, konnte ich es fühlen. Ich will und kann das Kind nicht austragen, Metaha. Ihr müsst mir helfen. Es ist des Schänders Balg. Er vergewaltigte mich wieder und wieder. Ich hasse ihn und ich werde auch dieses Kind abgrundtief verabscheuen.«
»Das hatte ich befürchtet. Aber der Schänder ist geschlagen«, seufzte Metaha leise, »der Magier Sapius berichtete uns vom Ausgang der Schlacht, deren Ende Ihr nicht mehr selbst miterleben durftet. Ich bin mir nicht sicher, ob es besser gewesen wäre, wenn Ihr gesehen hättet, welches Ende Grimmgour nahm. Das Kind in Eurem Bauch kann nichts für die Gräueltaten seines Vaters. Aber hört mir jetzt gut zu, Solras. Ihr werdet dieses Kind bekommen und ich werde Euch dabei helfen, aber nicht bei dem, was Ihr Euch wünscht. Das ist Euer Schicksal. Unser aller Schicksal vielleicht. So leid es mir für Euch tut. Ihr müsst eine weitere, schwere Last auf Eure geschundene Seele nehmen.«
»Aber versteht Ihr denn nicht?«, schrie Solras hysterisch. »Das Kind entstand durch Gewalt, die Grimmgour mir antat. Er ist ein entsetzliches Monster. Ich wollte es nicht und er nahm mich, wie ihm gerade zumute war. Er brach meinen Willen und machte mich zu seiner Sklavin. Niemals und um keinen Preis werde ich dieses Kind das Licht der Sonnen von Kryson erblicken lassen.«
»Ich verstehe Euch sehr gut«, Metaha blieb ganz ruhig, »aber das wird Euer künftiges Los sein. Ihr solltet wissen, dass die Schatten der Vergangenheit keine Bedeutung mehr haben, wenn die Lesvaraq geboren werden. Ihr werdet die Mutter eines Lesvaraq sein. Alle Mütter eines Lesvaraq ereilt ein ähnliches Schicksal. Sie müssen alle leiden und die Schmerzen überwinden. Das ist der Lauf der Dinge. Die Vorsehung will es so. Sie kommen aus dem Land der Tränen unter Qualen nach Kryson. Die Geburt eines Lesvaraq ist eine große Ehre und Auszeichnung, die Euch für vieles entschädigen sollte, was Ihr bislang erlitten habt. Der Lesvaraq wird das besondere Mal von Geburt an tragen. Das Zeichen der Macht. Nach so vielen Sonnenwenden wird sich Kryson endlich wieder seiner alten Stärken besinnen. Die Gezeichneten kehren wieder. Wir werden bei ihm sein und ihn beschützen.«
»Ich … kann … nicht«, sagte Solras erschüttert, »eher wandere ich zu den Schatten, als die Brut eines Rachuren in mir zu dulden. Von mir aus soll es ein Lesvaraq sein. Und wenn schon? Ich habe genug durchgemacht. Das Kind stirbt entweder mit Eurer oder meiner Hilfe, oder ich nehme mir das Leben, dann stirbt es mit mir.«
»Weder das eine noch das andere kann ich zulassen. Ihr werdet lernen müssen, damit zu leben«, erwiderte Metaha ernst und in einem strengen Tonfall. »Das Gleichgewicht hat Euch eine schwere Aufgabe zuteilwerden lassen. Ihr seid ein armes Mädchen, das weiß ich. Aber Ihr könnt das nicht ablehnen. Es gibt keine Wahl. Wir Naiki werden verhindern, dass dem Kind ein Leid zugefügt wird. Das Kind, die Zukunft von Kryson und die Wahrung des Gleichgewichts sind zu wichtig. Euer Opfer ist nichts im Vergleich zum Leben des Lesvaraq. Der Lesvaraq muss leben und er wird leben.«
»Wie wollt Ihr mich dazu zwingen?«, fragte Solras unsicher.
»Wenn es sein muss, werden wir Euch auf ein Lager binden, und solltet Ihr Euch am Ende weigern, das Kind zur rechten Zeit zu gebären, schneiden wir es aus Euch heraus«, antwortete Metaha hart. »Ihr müsst Euch
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