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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Vielleicht würde sie ihr eines Tages eine längst vergangene tragische Geschichte von einer fremden Klanfrau und deren Schicksal erzählen. Womöglich würde sie ihr irgendwann in der Zukunft ein Stück ihrer selbst in einer Lektion zurückgeben. Doch bis dahin würde eine lange Zeit vergehen. Solras war ein sehr kleines Kind und hatte noch so viel zu lernen. Hatte Kryson und die Wälder neu zu entdecken. Sie würde eines Tages eine Naiki sein und doch niemals ganz dazugehören. Sie war ein Findelkind. Bis zum Tage ihres neuerlichen Erwachsenwerdens war sie jedenfalls Metahas angenommene Tochter.
    Belrod hatte Solras und Metaha die ganze Nacht hindurch zugesehen, ohne einen Laut von sich zu geben. Metaha wies ihn erschöpft an, Solras in ihr Haus zu tragen. Der Riese nahm das fröhlich plappernde Mädchen auf seine starken Arme und trug es fort. Sie sah ihn mit großen Augen dankbar an.
    Metaha spürte die Wärme der aufgehenden Sonnen auf ihrer Haut und genoss den Augenblick. Der Lesvaraq wird leben, dachte sie erleichtert.

E IN NEUER K RIEGER
    E ndlich«, rief Nalkaar, »da vorne liegt Krawahta. Wir haben es bald geschafft. Deine Mutter wartet ungeduldig auf unsere Rückkehr.«
    Unterwegs war Nalkaar zu seiner Zufriedenheit unerwarteterweise wieder zu Kräften gekommen. In einem verlassenen Klandorf am Rande des Faraghad-Waldes waren sie auf einen einzigen Überlebenden der durch die Klanlande tobenden Seuche gestoßen. Ein alter, zerlumpter Mann, der sich auf einen Krückstock stützte, wollte sie vor der Geißel der Schatten warnen. Nalkaar sang für ihn ein allerletztes Lied. Der Gesang war voller Schönheit, Inbrunst und Wehmut, wie es dem Todsänger nur selten zuvor gelungen war. Er entriss dem alten Klan im Nu die Seele und verschlang diese begierig. Wenn die Zeit gekommen war, würde er den alten Narren in den Zirkel der von ihm abhängigen Todsänger rufen und dieser würde ihm fortan folgen müssen.
    Krawahta war die Hauptstadt der Rachuren. Als solche war sie allerdings schwer zu erkennen, denn nur wenige, aus massiven dunklen Steinen gemauerte Gebäude, die Wehrtürme sowie eine das Gelände der Stadt umgebende hohe Mauer ragten vor dem Gebirgsmassiv des Südgebirges in die Höhe. Insgesamt gab es dreißig Wehrtürme, die ausschließlich zur Abwehr von ungebetenen oder allzu neugierigen Eindringlingen erbaut worden waren und jeweils mit einer größeren Gruppe, bestehend aus Rachurenveteranen und ihren Chimären, dauerhaft besetzt waren. Der Großteil der Stadt lag allerdings unter der Oberfläche und reichte weit bis in ungeahnte Tiefen. In einiger Entfernung zur Stadt waren die dunklen Umrisse des größten und gefährlichsten Vulkans auf Ell zu sehen.
    Sowohl Klan als auch Rachuren nannten den immer noch aktiven Vulkan Tartatuk. In regelmäßigen Zeitabständen brach Tartatuk aus und schleuderte glühendes Gestein, Feuer und Asche meilenweit gen Himmel.
    Krawahta war jedoch weit genug entfernt, um während einer Eruption von den Lavaströmen nicht bedroht zu werden. Im Augenblick verhielt sich Tartatuk still. Nur unbedeutende Rauchschwaden stiegen am Tag der Rückkehr des Todsängers und des verstümmelten Grimmgour aus dem Krater.
    Der Todsänger drehte sich auf dem Kutschbock halb nach Grimmgour um und deutete mit knochigen Fingern in die Richtung, in der er die ersten Gebäude von Krawahta zuvor gesichtet hatte.
    »Großartig«, murmelte Grimmgour missgelaunt, »meine Freude ist schier grenzenlos. Du hörst dich an, als hätten wir einen Schatz gefunden. Könntest du mir zuliebe deine euphorischen Anwandlungen zurückhalten? Ich bin nicht erpicht darauf, der alten Hexe zu begegnen.«
    »Spar dir deinen Sarkasmus, Grimmgour. Es war schwer genug, dich einigermaßen unbeschadet zurück nach Krawahta zu bringen«, lächelte Nalkaar, »du kannst von Glück sagen, dass ich mich während unserer Reise aufopfernd um dich gekümmert habe und wir überhaupt so weit gekommen sind. Ich habe dich gefüttert, gewaschen, deinen stinkenden Hintern ausgewischt, dir zu trinken gegeben und dich unterhalten. Nur singen durfte ich zu meinem großen Bedauern nicht für dich. Stattdessen musste ich mir pausenlos deine übelsten Reden anhören. Lass mir wenigstens diese kleine Freude, wenn du dich selbst lieber in Selbstmitleid und Rachegelüsten verlieren willst.«
    »Unbeschadet?«, entrüstete sich Grimmgour. »Du hast einen höchst merkwürdigen Humor, Todsänger. Sieh mich an. Ich bin ein schwanzloses Wrack ohne

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