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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verhüllen, denn Eure Augen verraten die Niedertracht Eurer Gedanken.«
    Die Überlegenheit der Saijkalsanhexe traf Nalkaar. Wie hatte er sich einbilden können, gegen Rajuru aufzubegehren und sie mit einem Werkzeug vernichten zu wollen, das sie selbst ihm überlassen hatte? Es hatte sich nichts verändert. Er war ihr Schüler gewesen und sollte ihr dankbar sein, dass sie ihn nach dem Unfall aus einem Schattendasein gerettet hatte. Sein Zustand war zwar nicht das, was er sich einst bei den Versuchen erhofft hatte, aber immer noch besser, als im bedeutungslosen Nichts zu verschwinden und bei den Schatten zu verweilen. Als Todsänger war er mächtig und hatte eine Eigenschaft errungen, die sonst kein anderes Wesen aufzuweisen hatte.
    »Ich werde den Schattendolch gegen mich selbst verwenden«, rang sich Nalkaar schließlich eine Antwort ab.
    »Ich hatte nichts anderes von Euch erwartet«, sagte Rajuru. »Bevor Ihr das allerdings tut, werdet Ihr meinen Planungen zuhören und mir während Grimmgours Behandlung unterstützend zur Seite stehen. Ich habe Vorbereitungen für meinen Sohn getroffen.«
    Rajuru weihte den Todsänger in ihre Überlegungen ein, die sie sich nach der verlorenen Schlacht am Rayhin gemacht hatte, um die Rachuren innerhalb kurzer Zeit zur alten Stärke zurückzuführen. Sie hatte den Plan keineswegs aufgegeben, über die Klanlande herrschen zu wollen und der Lesvaraq habhaft zu werden, an deren Wiedergeburt sie fest glaubte. Es musste geschehen, bevor deren Macht zu groß würde, um sie noch beeinflussen oder ihnen schaden zu können.
    In den Augen des Todsängers hatte Rajuru einen verwegenen Plan ersonnen, in dem ihm selbst die unangenehme Aufgabe zugedacht war, einen gewagten Vorstoß zu vollführen und gegen einen übermächtigen Gegner anzutreten. Trotz der Unwägbarkeiten und Risiken, die in den Ideen Rajurus enthalten waren, musste Nalkaar anerkennend feststellen, dass das Gute für die Rachuren doch so greifbar nahe lag. Sollte die Ausführung tatsächlich gelingen, musste er Rajurus Gedanken sogar als genial bezeichnen.
    Was niemand zuvor für möglich gehalten oder gewagt hätte, wollte Rajuru in die Tat umsetzen: einen Vorstoß in das Gebiet der Tartyk. Mitten in das Herz der Drachenreiter. Sie beabsichtigte, den Tartyk einen Drachen zu entreißen und mit dessen Anlagen eine neue Art von schrecklichen Chimären zu schaffen, die ihr dazu dienen würden, den Kontinent Ell zu unterjochen und zu beherrschen. Zu diesem Zweck brauchte sie Nalkaar und die von ihm abhängigen Todsänger, denn sie wusste, dass es für die Rachuren unmöglich war, einen Drachen zu fangen. Es sei denn, der Anführer der Drachen wäre selbst ein Todsänger und müsste den Anweisungen Nalkaars Folge leisten. Die Drachen folgten ihrem Drachenreiter durch die magische Verbindung bis in den Tod. Das war ein ungeschriebenes Gesetz unter den Tartyk und den Flugdrachen. Nalkaar hatte schon einmal davon gehört. Ob diese Regel der Wahrheit entsprach, konnte er aus eigener Erfahrung nicht sagen. Sollte es ihm allerdings gelingen, in die sagenumwobene Felsenstadt der Drachen im Südgebirge vorzudringen und für den Anführer der Drachenreiter Calicalar zu singen, wäre das Ende der Tartyk nicht mehr fern und die uneingeschränkte Herrschaft über Ell den Rachuren so gut wie sicher.
    Doch die Herrscherin der Rachuren gab sich damit längst nicht zufrieden. Sie wollte mehr, und eines ihrer wichtigsten Werkzeuge in den Machtplänen sollte Sapius sein.
    Ihre Ausführungen öffneten Nalkaar die Augen. Niemals zuvor hatte sie ihm solche Einblicke in ihre wahren machtgierigen Gedanken gewährt. Über Calicalar wollte sie nicht nur an den begehrten Drachen herankommen, sondern insbesondere an den Saijkalsan, der den Nno-bei-Klan in der Schlacht beigestanden hatte. Nalkaar erfuhr, dass sich Sapius von den Saijkalrae abgewandt hatte und seit kurzer Zeit als freier Magier seine eigenen Wege ging. Würde es Rajuru gelingen, den Magier mithilfe des Vaters gefangen zu setzen, stiege sie entweder ungemein in der Gunst des dunklen Hirten oder – sogar diese dreiste Möglichkeit hatte sie in Erwägung gezogen – könnte den Magier zwingen, ihr zu Diensten zu sein. Ihr war durchaus aufgefallen, welch großes Interesse der dunkle Hirte daran gezeigt hatte, des Magiers habhaft zu werden und ihn wieder für sich zu gewinnen. Sie wollte sich selbst davon überzeugen, was dahintersteckte. Der Todsänger sollte ihr wertvolle Dienste leisten, damit

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