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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sie ihm erst genommen hast«, wandte sie sich an Nalkaar, »keine Widerrede. Die Seele gehört mir.«
    »Sehr wohl, meine Gebieterin«, antwortete Nalkaar, wohl wissend, dass sie ihm ohnehin keine Aussicht auf die begehrte Seelennahrung ließe.
    »Dann bringen wir die stählernen Gliedmaßen an. Ich kann es kaum erwarten, ihn wieder gehen zu sehen«, rief Rajuru begeistert.
    Sie ließ Stifte und Drähte erhitzen, bis diese rot glühten. Eine fürchterliche Tortur stand Grimmgour bevor, die selbst den herzlosen Nalkaar zu ungeahntem Schrecken rührte. Grimmgour wand sich unter Schmerzen, brüllte und schrie, als Rajuru Stahl mit Fleisch verband und den Gliedmaßen magisches Leben einhauchte. Dann verlor der Rachurengeneral die Besinnung.
    »Es ist vollbracht«, beendete Rajuru ihr Werk, »und nun singt, Nalkaar. Singt Euer Lied für meinen Sohn.«
    Der Todsänger tat, wie ihm geheißen, nahm eine Phiole aus der Kutte und träufelte die ölige Flüssigkeit auf die schwarz gefärbte Zunge. Schließlich begann er für Grimmgour zu singen. Erst leise und zaghaft, dann lauter und eindringlicher. Die melancholischen Töne und Laute, die über die Lippen des Todsängers kamen, waren nicht von dieser Welt. Grimmgours Körper bäumte sich in der Bewusstlosigkeit auf, sträubte sich gegen den Gesang, der an seiner Seele zerrte und sie ihm jeden Augenblick zu entreißen drohte. Nalkaar erkannte, dass sich der Rachurengeneral nach Kräften wehrte, und steigerte den Gesang auf die nächste Ebene der traurigen Intensität.
    Gebannt beobachtete Rajuru das magischen Schauspiel. Die Töne des Todsängers waren nicht für ihre Ohren bestimmt und dennoch spürte sie die Macht, die in ihnen lag, am eigenen Leib. Sie zitterte vor Erregung. Nalkaar nickte ihr zu, ohne den Gesang zu unterbrechen. Er wollte ihr ein Zeichen geben, dass es gleich so weit sein musste. Die Seele Grimmgours löste sich von dessen Körper und machte sich bereit, von der Herrscherin verschlungen zu werden. Der Mund des Rachurengenerals war weit geöffnet. Ein leises Zischen und Fauchen ertönte, als ob Grimmgour den letzten Atemzug täte. Die Augen öffneten sich und waren vor Schreck geweitet, als die Seele den Körper verließ. Rajuru näherte sich ihrem Sohn und presste ihre Lippen auf die seinen. Mit einem einzigen, tiefen Zug sog die Herrscherin die Seele heraus und verleibte sie sich ein. Grimmgour sank in sich zusammen und blieb regungslos und ermattet liegen. Der Gesang verklang und Nalkaar blickte gierig auf die runzligen Lippen der Rachurenkönigin, die sich zum Abschluss mit der Zunge darüberfuhr.
    »Schmeckt nach nichts«, bemerkte Rajuru, »ich weiß nicht, was Ihr daran findet, Nalkaar.«
    »Es ist nicht der Geschmack einer Seele, wonach es die Todsänger dürstet«, antwortete Nalkaar mürrisch, »die Kraft der Seele nährt und stärkt uns. Das Gefühl der Einverleibung einer fremden Seele ist unbeschreiblich, gerade so, als würde die geballte Kraft eines ganzen Lebens auf uns übergehen. Seht Euch nur an, Rajuru. Die Seele Eures Sohnes verjüngt Euer Aussehen. Die Altersflecken verschwinden und Eure Falten gehen zurück. Das geschieht sehr selten und nur wenn der Spender stark war.«
    Rajuru dachte, der Todsänger wolle ihr bloß schmeicheln und ging, so schnell sie konnte, zu einem Spiegel. Nalkaar hatte die Wahrheit gesprochen. Sie sah tatsächlich jünger aus als noch zuvor. Nicht wesentlich, aber immerhin so viel, dass sie die Verjüngung mit eigenen Augen erkennen konnte.
    »Aber wie ist das möglich?«, wunderte sich Rajuru. »Ihr habt mir nie davon erzählt. Sollte dies etwa das Geheimnis sein, nach dem ich so lange suchte und das mir zur Verjüngung fehlte? Nalkaar, Ihr werdet mir mehr Seelen verschaffen müssen, wenn Ihr aus den Flammen der Pein zurück seid.«
    »Wollt Ihr denn nicht auf die Bestrafung verzichten? Und ich singe stattdessen um Seelen für Euch. Das ist Qual genug für mich, wenn ich Euch ständig zusehen muss, wie Ihr mir die Seelen vor der Nase wegschnappt, um Euch daran zu stärken«, schlug Nalkaar hoffnungsfroh vor.
    »O nein«, entgegnete Rajuru, »ich muss mich erst vergewissern und die Folgen erforschen, bevor ich Euch ein weiteres Mal um den Gefallen bitte. Währenddessen werdet Ihr in den Flammen der Pein schmoren und Euer Fehlverhalten bedauern. Ich möchte mich nicht um eine Bande seelenloser Geschöpfe kümmern müssen, die von mir abhängig sind, nur weil ich ihre Seelen verschlungen habe. Ich werde genug

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