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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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stellte. Der Schmied drehte und wendete den Stahl, hämmerte, faltete und formte die glühend heißen Stücke zu immer feineren, filigraneren Formen. Finger für Finger, Zeh für Zeh. Je länger Joffra schweißgebadet schmiedete, umso mehr nahmen die einzelnen Teile Gestalt an. Bald war die erste Hand fertiggestellt. Sie war bis auf die Farbe und Struktur des Stahls von einer echten Hand kaum zu unterscheiden. Es folgten die zweite Hand und schließlich die Füße. Nalkaar prüfte verwundert die fertig geschmiedeten Kunstwerke. Sie waren schwer, kalt und hart. Jeder Finger war aus mehreren feingliedrigen Gelenken zusammengesetzt und fest mit der restlichen Hand verbunden worden. Der Schmied musste sich mit der Beschaffenheit eines Körpers bestens auskennen, denn die einzelnen Finger waren voll beweglich. Sieben Tage und sieben Nächte schmiedete Joffra ohne Unterbrechung wie besessen an den künstlichen Gliedmaßen für Grimmgour.
    Völlig erschöpft ließ der Meister den Hammer auf den Amboss fallen, als er schließlich das letzte Bein vollendet hatte. An den Enden der einzelnen Gliedmaßen waren lang gezogene spitze Stifte und zahlreiche dünne Stahldrähte angeschmiedet worden. Der Todsänger konnte sich vorstellen, wozu diese dienen sollten.
    Rajuru war mit der Arbeit des Meisterschmiedes zufrieden. Sie lächelte, als sie jedes Werk einzeln aufs Genaueste untersuchte und auf Eignung prüfte.
    »Das ist wahrlich das Werk eines Meisters«, lobte sie den Schmied anerkennend. »Ihr habt meine Erwartungen und Euch selbst übertroffen, Meister Joffra. Ihr dürft Euch nun ausruhen. Esst, trinkt und legt Euch schlafen. Wir haben ein fürstliches Mahl und ein weiches Lager für Euch vorbereitet. Bald schon werde ich Eure geschickten Hände noch einmal für die Waffen des Kriegers brauchen. Eine Axt, einen Streithammer und ein Schwert sollt Ihr für den Krieger schmieden.«
    Ayomaar und Onamaar geleiteten den Schmied in die für ihn vorbereiteten Gemächer, während sich Rajuru mit dem Gesicht über ihren Sohn beugte. Grimmgour stöhnte, als er in die streng prüfenden Augen der Mutter sah.
    »Was willst du von mir?«, fragte er gereizt. »Warum lässt du mich nicht in Frieden sterben?«
    »Du bist Grimmgour, der Sohn einer Saijkalsan, der Gebieterin über das Reich der Rachuren und zugleich Herrscherin aller Chimären. Bald wird der Kontinent zu meinen Füßen liegen und selbst der dunkle Hirte wird meine Macht respektvoll anerkennen, sein Haupt vor mir neigen und das Knie beugen«, antwortete Rajuru. »Du wirst das Werkzeug meiner Macht sein. Das Werkzeug, das du mir verwehrt hast, indem du meinen Befehl missachtetest. Das Werkzeug, das der Lordmaster der Bewahrer hätte sein sollen. Ich ersetze durch dich, was du mir genommen hast. Grimmgour der Schänder. Sie alle werden dich fürchten, weit mehr als zuvor, und du wirst deine Rache bekommen, nach der du dich so sehr verzehrst. Ich lasse sie dir. Niemand wird dich aufhalten, wenn ich mit dir fertig bin, und du wirst nur mir gehorchen.«
    »Ich will nicht das Werkzeug einer alten Hexe sein«, sagte Grimmgour und entwand sich ihrem Blick, indem er den Kopf wegdrehte.
    »Sei nicht dumm, Grimmgour«, meinte Rajuru, »du wirst stärker und mächtiger sein als zuvor. Ein Krieger aus Blutstahl und Fleisch. Unbesiegbar, unverwundbar. Selbst die Bewahrer werden gegen diesen Krieger nicht bestehen. Ich werde dir Waffen schmieden lassen, neben denen das Schwert eines Bewahrers wie Spielzeug aussieht. Sie werden an dir zerbrechen, als wären sie aus Kristall.«
    »Den Schädel werde ich dir zerbrechen, solltest du Hand an mich legen«, drohte Grimmgour.
    »Dafür habe ich vorgesorgt, nichts dergleichen wirst du tun. Blutstahl ist empfänglich für Magie. Sosehr du es auch versuchst, du wirst dich nicht gegen mich wenden können. Außerdem wird Nalkaar ein Lied für dich singen«, antwortete Rajuru auf die Drohung.
    Der Todsänger horchte überrascht auf. Hatte sie tatsächlich vor, ihrem Sohn die Seele zu entreißen? Er konnte es kaum glauben: Rajuru beabsichtigte, Grimmgour in einen seelenlosen Krieger der Schatten und seelenfressenden Todsänger zu verwandeln. Ein wandelndes Monster. Es fehlte nur noch, dass sie sich die Seele ihres Sohnes selbst einverleibte, um ihn steuern zu können. Das war also der Plan, den sie vor der Schlacht für den Bewahrer Madhrab gehegt hatte. An seiner statt hatte sie nun Grimmgour auserwählt.
    »Du wirst mir Grimmgours Seele überlassen, wenn du

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