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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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er das jüngste Ratsmitglied. Aber Calicalcar ist ein mächtiger und weitsichtiger Tartyk. Er führt die Drachenreiter an, wie er es schon zu Zeiten getan hat, als du noch bei uns warst.«
    »Was hat Vater gesagt, als ich Gafassa verlassen habe, um die Saijkalrae zu suchen und ihnen zu dienen?«, wollte Sapius wissen.
    »Das möchtest du nicht hören, denke ich«, seufzte Valkreon. »Bei aller Weisheit, die in Calicalcar wohnen mag, ist und bleibt er der Anführer der Drachenreiter. Ein Heißsporn, dominant, gebieterisch, hart und unnachgiebig. Du wirst ihn um Verzeihung bitten müssen, sollte er dich überhaupt anhören. Wenn du möchtest, werde ich mit ihm sprechen und versuchen ihn umzustimmen. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass er dich überhaupt sehen will.«
    »Ich danke dir, Valkreon. Mir bleibt keine Wahl. Das ist mehr, als ich erhoffen durfte. Auf dich war stets Verlass. Versuche dein Bestes. Ich muss mit ihm reden«, bedankte sich Sapius.
    »Warte hier am Brunnen auf mich«, schlug Valkreon flüsternd vor, »und ich rate dir, den Namen Saijkalrae in unserer Stadt nicht allzu oft zu nennen. Halte dich bedeckt. Sie und ihre Diener sind bei den Tartyk nicht willkommen.«
    Ächzend und mit wackeligen Beinen erhob sich Valkreon von den Felsenstufen vor dem Brunnen. Der alte Diener musste sich auf eine Krücke stützen, um sich einigermaßen aufrecht halten zu können. Sapius sah ihm nachdenklich nach, als der alte Diener über den belebten Marktplatz schlich und unsicher wankend in einer der verwinkelten Gassen verschwand.
    In dieser Geschwindigkeit wird er einen halben Tag brauchen, bis er zu Vaters Haus gelangt , dachte Sapius, wenn er nicht vorher an Altersschwäche stirbt oder in den Gebirgsbach fällt.
    Die Gassen Gafassas wurden linker und rechter Hand von drei Fuß breiten, in den Fels gehauenen Rinnen gesäumt, durch die in schneller Strömung klares Quellwasser aus den Bergen floss. Sapius hatte Glück, Valkreon getroffen zu haben. Sein Vater hörte normalerweise auf den Diener, der schon Großvater gedient hatte und mehr wusste, als er für gewöhnlich zugab. Aber obwohl Valkreon Sapius durchaus wohlgesinnt war, blieb er zuallererst Vaters Diener und war vielleicht dessen engster und loyalster Vertrauter. Nicht der seine, das durfte Sapius nicht vergessen.
    Der Magier überlegte, was er mit dem Nachmittag in seiner Heimatstadt anfangen könnte. Er war viel zu aufgeregt, um still am Brunnen auf die Rückkehr des Dieners warten zu können. Immerhin, so schätzte er, würde Valkreon eine gute Weile brauchen, bis er zu Hause angekommen war, Vater angetroffen, mit ihm gesprochen hatte und wieder zurückkam.
    Sapius beschloss, zu den sieben Drachentürmen zu gehen und möglichst unbemerkt in einen der Ställe zu gelangen. Lange war es her, seit er einen Drachen aus nächster Nähe gesehen hatte. Die Drachen hatten ein hervorragendes Gedächtnis und würden ihn selbst nach den Sonnenwenden seiner Abwesenheit wiedererkennen.
    Der Weg vom Brunnen zu den Türmen war nicht weit, sodass er nach kurzem Fußmarsch vor dem Eingang des siebten Turmes stand. Es war der Drachenturm, in dem der Drache Calicalars wohnte. Es war der prächtigste, älteste und größte Flugdrache in Tartyk. Der Magier hatte früher angenommen, dass der Drache Haffak Gas Vadar, wie er mit vollem Namen genannt wurde, eines Tages – spätestens nach dem Tod seines Vaters – ihm verbunden sein würde. Dieser Traum war geplatzt, als er die Heimat verlassen hatte. Doch heute war das Glück auf Sapius’ Seite, die Drachentürme waren nicht bewacht.
    Vorsichtig öffnete er die Eingangstür zu den Ställen und lugte durch den Spalt, ob sich ein Drachenflieger im Inneren aufhielt. Er konnte niemanden entdecken und vernahm keine Stimmen, sodass er die Tür vollends aufdrückte, sich noch einmal nach ungebetenen Beobachtern umblickte und schließlich den siebten Drachenturm betrat. Eine steile Wendeltreppe führte in engen Windungen an der Wand entlang zu den verschiedenen, übereinander auf vier Ebenen angeordneten Stallungen. Haffak Gas Vadar war von jeher auf der obersten Ebene zu Hause. Sapius stieg die dreihundert steinernen Stufen der Wendeltreppe empor und blieb, auf der vierten Ebene angelangt, außer Atem und unschlüssig vor der Tür zu Haffak Gas Vadars Stall stehen. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es richtig war, den Drachen seines Vaters zu besuchen. In seiner Kindheit und Jugend war er oft hier gewesen und hatte die

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