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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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allerdings erzürnt, noch im vom Chaos der Flucht Madhrabs gezeichneten Haus des hohen Vaters erfahren zu müssen, dass ausgerechnet die Orna Elischa aus dem Haus der heiligen Mutter verschwunden war. Mit ihr hatte er das heilige Band der Orna und der Bewahrer knüpfen wollen. Die Vorbereitungen dafür waren beinahe abgeschlossen. Lediglich der brutale Mord an der heiligen Mutter hatte zu einer Verzögerung und allgemeiner Verwirrung geführt, die die untreue Orna offenbar geschickt ausgenutzt hatte, ihren Verpflichtungen zu entkommen. Chromlion war sich sicher, dass sie die Gunst der Horas genutzt hatte, um gemeinsam mit Madhrab zu fliehen. Sich auf diese Art der Bestimmung zu entziehen, nahm er ihr persönlich übel. Gekränkter Stolz und der Ehrgeiz, ihrer schnellstmöglich habhaft zu werden, stachelten ihn während der Verfolgung an. Gnadenlos hielt er den Trupp zur Eile an. Er würde nicht eher ruhen, bis er die Orna gestellt und zurückgebracht hatte. Sie musste ihre Verpflichtung ihm gegenüber erfüllen. Dafür würde er sorgen, notfalls mit Gewalt. Und Madhrab musste der gerechten Bestrafung zugeführt werden. Erst wenn dies vollbracht war, würde er sich seiner Sache gewiss sein und sich des selbst geschaffenen Feindes endgültig entledigt haben.
    Ein einziger Tag konnte genügen, den Pass für Fremde und Händler bis zum Frühling und der erst spät einsetzenden Schneeschmelze zu schließen. Chromlion wusste von diesen widrigen Umständen und grämte sich, dass sie nicht schneller vorangekommen waren.
    Der Versuch einer Überquerung des Choquai im Winter endete für diejenigen, die nicht ortskundig waren, garantiert tödlich. Und selbst für die einheimischen Bergführer, die von sich sagen durften, dass sie jeden Stein und jede Gletscherspalte auf dem Weg persönlich kannten und mehr als einhundertmal gesehen hatten, wäre die Winterbegehung ein zu großes Wagnis gewesen.
    Das Dorf Kalayan bildete den eigentlichen Zugang zum Choquai-Pass. Jeder, der über den schmalen, steilen, über weite Teile in schwindelnde Höhen führenden und gefährlichen Pass nach Eisbergen wandern wollte, musste zwangsläufig nach Kalayan gelangen. Ob er nun aus den nördlichen Klanlanden oder aus der entgegengesetzten Richtung, aus Eisbergen, kam – entweder begann der Pass in Kalayan oder er endete ebendort. Die Einwohner des Bergdorfes lebten von den zahlreichen Karawanen und Reisenden, die sich in den Sommermonden auf den Weg über den Choquai machten. Diese kauften Proviant und Ausrüstung, ruhten sich vor dem beschwerlichen Weg meist noch einige Tage im Wirtshaus von Kalayan aus und mieteten sich Träger und Bergführer für die Überquerung. Die Bezahlung war gut. Oft tauschten die Händler ihre begehrten Waren gegen Leistungen und Gegenstände der Bewohner Kalayans.
    Während der Sommermonde bis zum ersten Schnee im Herbst herrschte in Kalayan deshalb ein ständiges Kommen und Gehen. Das Wirtshaus und die Unterkünfte waren mit Gästen überfüllt. In den Wintermonden hingegen wirkte Kalayan beschaulich. Eine Zeit der Ruhe trat ein, in der sich die Einwohner um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten.
    »Los, los, los ...«, trieb Lordmaster Chromlion die Sonnenreiter an, »... treibt alle Dorfbewohner im Wirtshaus zusammen. Schickt die Sarchas zum Pass. Sie sollen die Verfolgung fortsetzen. Wir folgen so bald wie möglich, sie Madhrab aufgespürt und gestellt haben.«
    »Aber mein Herr«, wandte der Sarchas-Führer ein, »die Sarchas sind nach dem langen Marsch müde und hungrig. Sie brauchen eine Rast und müssen sich stärken. Im Sturm werden sie die Spur ohnehin nicht wittern können.«
    »Verdammt!«, schrie Chromlion. »Wir haben zwei wertvolle Tage verloren, weil wir auf Euer Eintreffen warten mussten. Wozu sollen Eure Sarchas eigentlich gut sein? Bis hierher hätte ich auch ohne Eure Dienste gefunden. Wir bezahlen Euch nicht, damit Ihr Euch kurz vor dem Ziel mit den Tieren ausruht und sie sich die Bäuche vollschlagen. Schickt sie auf den Choquai. Sofort! Es ist gut, wenn sie hungrig sind. Die Aussicht auf Beute wird das blutgierige Rudel antreiben.«
    Der Sarchas-Führer schüttelte verständnislos den Kopf, wodurch er sich einen kräftigen Fausthieb des Bewahrers einhandelte, der den groß und schlank gewachsenen Mann mittleren Alters glatt von den Beinen riss und zu Boden warf. Die Sarchas knurrten, winselten und funkelten den Lordmaster aus eisblauen Augen böse an, als er ihren Anführer schlug. Das Rudel

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