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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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bestand aus zwanzig gefleckten Tieren. Sie bewegten sich in schnellem Lauf auf vier Beinen, was ihnen ein teils seltsam anmutendes Aussehen verlieh, weil die beeindruckenden Krallen der Vorderbeine lang, scharf und spitz waren und sie daher im Wesentlichen die muskulösen Hinterbeine zum Laufen benutzten. Die Blutjäger zeichneten sich durch ein enormes Gebiss in lang gezogenen Schnauzen aus. Ihre Kiefer waren kräftig. Kräftiger noch als die ihrer Verwandten, der Eiswölfe. Hatten sie sich erst in eine Beute verbissen, war es kaum möglich, sie wieder davon zu trennen, es sei denn, es gelang einem Opfer, den Kiefer des Angreifers zu brechen. Das war im Grunde unvorstellbar. Sarchas hatten keinen Schwanz, stellten im Vergleich zu ihrem massigen Schädel überdimensionierte, spitze Ohren in die Höhe und besaßen einen ausgeprägt breiten Brustkorb, was ihnen ein insgesamt bulliges Aussehen verlieh.
    »Ihr werdet gehorchen und meine Befehle weder durch Worte noch durch Gesten infrage stellen«, wies Chromlion den auf dem Boden sitzenden Mann zurecht und wandte sich dann an die Sonnenreiter: »Bringt die Pferde in die Stallungen und versorgt sie mit dem Nötigsten, sobald das Dorf im Wirtshaus versammelt ist. Werft notfalls das Vieh raus oder schlachtet es, sollte nicht genug Platz vorhanden sein.«
    Die Sonnenreiter machten sich sofort an die Arbeit, während sich der Sarchas-Führer fluchend und widerwillig aufrappelte und seine Sarchas lautstark durch den Schneesturm auf den Choquai-Pass zu treiben begann. Er folgte ihnen, als sich das letzte Tier in Bewegung gesetzt und die Dorfgrenze verlassen hatte.
    Das Blutschwert Solatar demonstrativ auf dem Rücken tragend riss Chromlion die Tür zum einzigen Wirtshaus in Kalayan auf und betrat laut polternd die großzügige Schankstube. Er war miserabel gelaunt und in Eile – beabsichtigte er doch den Vorsprung der Flüchtigen zu verringern –, suchte ohne große Aussicht auf Erfolg einen Bergführer und wollte die Einwohner des Dorfes über Madhrab und Elischa befragen.
    Nur wenige Gäste befanden sich im Schankraum. Sie erschraken, als der Bewahrer unerwartet, begleitet von einem schaurig heulenden, eisigen Windstoß und umgeben von einer dichten Schneewolke durch die Tür stürmte und sich schnaubend vor dem Tresen aufbaute.
    Es dauerte nicht lange und das gesamte Dorf war im »Wirtshaus zum Choquai« versammelt. Die Sonnenreiter hatten keinen in ihren Häusern zurückgelassen. Männer, Frauen, alte wie junge, und selbst die kleinsten Kinder drängelten sich verstört in der warmen, mit unterschiedlichen Speisedüften, Met- und Rauchgerüchen vernebelten Luft der Stube. Sie wagten nicht zu sprechen und starrten den unerwarteten Eindringling nur aus großen Augen an. Der Lordmaster drehte eine Runde durch die Wirtsstube und musterte jedes ihm unbekannte Gesicht.
    »Ihr fragt euch sicher, was die Sonnenreiter in eurem Dorf wollen«, erhob er seine Stimme. »Falls ihr es noch nicht gemerkt haben solltet: Ich bin Chromlion, ein Bewahrer im Rang eines Lordmasters. Prägt euch das gut ein. Denn ihr werdet mir Rede und Antwort stehen. Wir verfolgen einen verurteilten Schwerverbrecher auf der Flucht, der eine heilige Orna aus dem Haus der heiligen Mutter entführt hat. Ihr wisst genau, von wem ich spreche. Sein Name ist Madhrab.«
    Erste Anzeichen von Unruhe zeigten sich bei den Versammelten.
    »Wie ich sehe, versteht ihr mich«, fuhr Chromlion fort. »Ja, ich rede von einem Sohn eures Dorfes. Einem Mann, der große Schande über die Bewahrer, seine Heimat und seine Familie gebracht hat. Vormals Bewahrer, wurden ihm kraft des gegen ihn ergangenen Urteils sämtliche Titel und Rechte aberkannt. Er ist jetzt ein Geächteter, der seiner gerechten Bestrafung zugeführt werden muss. Hab und Gut des Entrechteten werden eingezogen. Der Urteilsspruch erstreckt sich aufgrund der Schwere seiner Verbrechen auf die ganze Familie.«
    Vereinzelt wurden Unmutsäußerungen über die Worte des Lordmasters kundgetan. Worte wie »Lügner«, »Intrige« und »Verrat« wurden hinter vorgehaltener Hand geflüstert, so, dass der Lordmaster sie noch vernahm und seine Wut über die Klan aus den Bergen angestachelt wurde. Die Bewohner Kalayans verehrten den Helden aus ihrem Dorf, der in ihren Augen die Klanlande vor dem Untergang gerettet hatte. Kein anderer hätte dies vermocht. Ihm hatten sie es zu verdanken, dass sie noch lebten und nicht in Sklaverei verschleppt worden waren, und er war einer der

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