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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Solhab, »niemand aus dem Dorf wird euch im Winter über den Choquai führen. Der Choquai ist zu dieser Zeit eine tödliche Falle. Das wäre Selbstmord.«
    »Eine Bande von Feiglingen seid ihr«, ärgerte sich Chromlion. »Ich gab euch die Möglichkeit, der Bestrafung zu entgehen. Niemand soll nachher das Gegenteil behaupten. Ihr habt sie vertan. Ein zweites Mal frage ich euch nicht. Ab sofort seid ihr Geächtete wie euer Bruder. Es steht jedem Klan frei, die beiden Männer zu versklaven, zu töten und ihren Besitz an sich zu nehmen. Tretet vor und macht mit ihnen, was ihr wollt. Derjenige, der die Männer richtet, dem soll ihr gesamtes Hab und Gut gehören.«
    Niemand aus der Dorfgemeinschaft trat vor, stattdessen wurden dem Bewahrer böse Blicke zugeworfen, und ein Flüstern und Tuscheln erhob sich und schwoll zu einem hasserfüllten Stimmengewirr an.
    »Elender Tyrann«, rief jemand lauthals.
    »Verschwindet aus unserem Dorf und lasst uns unseren Frieden«, verlangte eine andere Stimme.
    »Heuchler«, intonierte ein Dritter, »Ihr seid die Boshaftigkeit höchstselbst. Ihr habt hier nichts zu suchen. Wir sind friedliche und rechtschaffene Klan.«
    Andere fielen mit ein und beschimpften den Lordmaster. Ein Krug mit lauwarmem Met kam aus einer dunklen Ecke geflogen. Ein Apfel und ein Stück Fleisch folgten. Chromlion duckte sich geschickt unter dem Krug weg, während der Apfel auf der Rüstung des Bewahrers zerplatzte, einen feuchten Fleck hinterließ und ihn der Fleischbrocken an der Wange traf. Fett und braune Soße liefen ihm die Wange hinab.
    »Bewahrer, Sonnenreiter«, befahl der Lordmaster, »zückt eure Schwerter und sorgt für Ruhe. Jetzt gleich!«
    Ihre Schwerter gleichzeitig ziehend rückten die Sonnenreiter und die Chromlion begleitenden Bewahrer gegen die aufgebrachte Menge vor und drängten sie entschlossen an die Wand der Wirtsstube. Chromlion hingegen wandte sich erneut Madhrabs Brüdern zu.
    »Ich, Lordmaster Chromlion, Bewahrer und erster Ankläger vollstrecke kraft des mir verliehenen Amtes das unumstößliche Urteil des obersten Gerichtes der Bewahrer. Ihr alle seid meine Zeugen. Ich beende hiermit den Aufstand in Kalayan und setze das Recht durch«, schrie Chromlion, um die empörten Stimmen der Dorfgemeinschaft zu übertönen.
    Chromlion handelte, ohne eine Reaktion auf seine Ansprache abzuwarten. Die Axt hob sich beinahe unbemerkt und sauste auf Solhab herab. Dieser wusste nicht, wie ihm geschah, als er wehrlos mit gespaltenem Schädel zu Boden sank und sich nur wenig später die Schatten seiner Seele bemächtigten. Kalt lächelnd hatte der Lordmaster das Leben des jungen Klan, einer Hinrichtung gleich, ausgelöscht.
    Als die Brüder noch klein waren, war Madhrab stets zur Stelle gewesen, um ihnen zu helfen. Er hatte sie beschützt, sie in Schwierigkeiten steckten. Niemand konnte ihnen ein Leid antun. Doch nun war er fort, konnte ihnen in der größten Not und im Angesicht seines ärgsten Feindes nicht beistehen. Der Bruder starb an Madhrabs Stelle. Die grausame Ironie des Schicksals zeigte ihre hässliche Fratze.
    »Neeeein …«, schrie Nythrab starr vor Entsetzen, als er mit ansehen musste, wie sein Bruder fiel, und brachte nur noch ein weiteres Wort über seine vor Wut und Trauer bebenden Lippen: »Mörder!«
    Der Schrei einer verzweifelten Frau schnitt durch die Wirtsstube, die zu einem Ort des Schreckens geworden war. Um sich schlagend versuchte sie, sich einen Weg durch die waffenstarrende Barriere der Sonnenreiter hin zu ihren Söhnen zu bahnen. Eine junge Frau an ihrer Seite wollte sie zurückhalten. Doch die ältere riss sich von ihr los. Chromlion zog die Schneide der Axt aus Solhabs Schädel, während er sich mit dem Fuß auf dem Körper des Hingerichteten abstützte. Mit einem Seitenblick hatte er die beiden Frauen beiläufig bemerkt.
    »Tötet sie! Beide«, befahl der Lordmaster ungerührt.
    Ein Schwertstreich streckte die beiden Klanfrauen nieder. Mutter und Tochter. Hira war auf der Stelle tot. Sie hatte den gezielten Stoß von hinten mitten durch ihr Herz kaum bemerkt. Sterbend streckte die Mutter die Arme nach ihrem gefallenen Sohn Solhab aus, suchte den Blick von Nythrab, schleppte sich mit letzter Kraft, eine dunkle Blutspur hinter sich herziehend, am Boden entlang, ohne ihren noch lebenden Sohn jedoch erreichen zu können. Ihr Kopf sank zu Boden, die letzten Atemzüge wirbelten Staubwolken auf und die Glieder erschlafften, bis sie schließlich regungslos liegen blieb und die

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