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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die Augen auf, als er den roten Schimmer der Klinge sah. Ein Blutschwert, wie er es bislang nur bei seinem einstigen Herrn Madhrab gesehen hatte. Es war zwar anders gearbeitet, aber nicht minder beeindruckend. Während Solatar eine lange und breite Klinge aufwies, war dieses Schwert kürzer und besaß eine gezackte Breitklinge. Reichlich verziert am Griff, der in einem stählernen Totenschädel endete, war die Klinge aus Blutstahl und genau wie das Schwert des Lordmasters mit magischen Runen versehen. Was auch immer sie bewirkten, wenn das Schwert in einem Kampf geführt wurde, verhieß dies nichts Gutes für den Gegner.
    »Dies ist das Schwert Decayar«, sagte Quadalkar nicht ohne Stolz. »Einst kämpfte ich an der Seite des treulosen Ahnen Ruitan Garlak, um die zerstrittenen Völker der Klan in seinem Namen zu einen und einer glorreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir waren siegreich, erschlugen Feind um Feind, bis die letzte Schlacht geschlagen war und niemand mehr vermochte, sich gegen uns zu stellen. Doch die Eisenhand fürchtete meine Macht und die meines legendären Schwertes Decayar. Er verriet uns an die Praister und überließ mich den Folterknechten der Inquisition. Ich entkam und nahm das Schwert mit mir. Jetzt schreit Decayar nach Rache. Bald ist die Zeit gekommen. Yilassa wird Decayar in die Schlacht führen und uns endgültig befreien.«
    Er überreichte ihr das Schwert, das er auf beiden Händen trug. Zögernd nahm Yilassa es entgegen und hob es, für die Kinder des Quadalkar gut sichtbar, über ihren Kopf. Erneut setzten Jubel- und Willkommensrufe für das neugeborene Königskind ein. Trotz seiner beeindruckenden Größe fühlte sich das Schwert in ihren Händen leicht an, als wäre es für sie geschaffen worden. Dies war ein unbezahlbares Geschenk und vielleicht das älteste bekannte Blutschwert auf Ell. Ob es das mächtigste sein würde, musste sich erst erweisen. Jedenfalls kannten sie und Renlasol außer dem Blutschwert des Bewahrers keine vergleichbare Waffe.
    Yilassa sah den Bluttrinker dankbar an. Niemals zuvor hatte ihr ein Klan ein solch wertvolles Geschenk gemacht. Mit dem Überreichen des Schwertes brachte ihr Quadalkar großes Vertrauen entgegen, und doch legte er ihr damit zugleich eine Bürde auf, die zu tragen sie fortan bewältigen musste. Würde sie den Erwartungen ihres neuen Anführers gerecht werden oder wie zuletzt in ihrem Auftrag, den Knappen Renlasol zu schützen, versagen? Sie wusste keine Antwort auf diese Frage und erst recht nicht darauf, ob sie überhaupt gegen ihre einstigen Brüder und womöglich Madhrab höchstpersönlich antreten und bestehen könnte. Renlasols und Yilassas Blicke begegneten sich. Es waren die Blicke von Königskindern, die um die Gunst ihres Vaters buhlten. Was sie einst füreinander empfunden haben mochten, war verschwunden. Verloren in den Tiefen ihres Bewusstseins. Ein flüchtiger Gedanke nur an ein anderes Leben, das in den Schatten der Vergangenheit lag. Dort hatten sie sich gekannt, für einen kurzen Augenblick vielleicht sogar geliebt. Doch was war diese kurze Erfahrung im Vergleich zur Ewigkeit?
    Ein neues Leben hatte für Yilassa, Renlasol und Pruhnlok begonnen. Ein Leben fernab jeder normalen Vorstellungskraft. Ein Leben im ewigen Bann des Fluches und in der Dunkelheit als Bluttrinker. Sie waren die Kinder des Quadalkar und die Diener des dunklen Hirten.

V ERFOLGUNG
    A ngeführt von den Sarchas hatte die Spur der Flüchtigen den Trupp der Bewahrer und Sonnenreiter bis in das hochgelegene Bergdorf Kalayan im Riesengebirge gebracht. Lordmaster Chromlion, der den Suchtrupp befehligte, hatte insgeheim damit gerechnet, dass Madhrab in sein Heimatdorf fliehen oder dieses während der Flucht zumindest aufsuchen würde. Dafür hätte er fürwahr keine Sarchas gebraucht. Und sein Instinkt war richtig gewesen.
    Immerhin hatten sie zwei wertvolle Tage verloren, die sie auf das Eintreffen der Sarchas und ihres Führers gewartet hatten und die ihnen Madhrab gewiss mit einem nicht zu unterschätzenden Vorsprung voraus war. Zwei Tage, die für eine Flucht über das Riesengebirge zu dieser Sonnenwendenzeit entscheidend sein konnten, insbesondere wenn der einzige Weg durch anhaltende Schneefälle und Stürme innerhalb kürzester Zeit unpassierbar geworden wäre. Und zum Ärger Chromlions hatte vor einigen Horas ein Schneesturm eingesetzt, der die Befürchtungen des Lordmasters übertraf. Viel mehr als die Tatsache der verlorenen Tage hatte es ihn

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