Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
meine Kinder überlassen können? Mein Herz zerbräche alleine bei dem Gedanken.«
»Schuld? Ist es wirklich das, was Ihr von mir denkt? Glaubt Ihr, ich täte das nur, um mich durch Eure Tränen reinzuwaschen, Euch um Verzeihung zu bitten und eine Schuld zu sühnen? Vielleicht habt Ihr recht, ich habe gewiss Schuld auf mich geladen. Mehr als Ihr Euch vorstellen wollt. Aber es ist nicht diese Schuld, die Euren Mann getötet hat. Es ist die Art von Schuld, die jeden Soldaten trifft, der sich in die Gefahr eines Kampfes auf Leben und Tod begibt und dabei selbst Leben vernichtet. Ich habe getötet, wieder und wieder, und übertrat dabei Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Ein Mann entscheidet sich und trägt die Last seiner Verantwortung mit Würde, bis sie ihn schließlich in den Wahnsinn treibt, er daran zerbricht und sie ihn am Ende zu den Schatten bringt. Diese Bürde zu tragen drückt mich schwer, das könnt Ihr mir wahrhaftig glauben. Gwantharab war Soldat. Er diente den Sonnenreitern und er diente mir. Vorbildlich und loyal in seiner Pflichterfüllung bis zu seinem letzten Gang mit den Waffen. Bereits verletzt im Kampf tauschte er sein Leben gegen das meine. Ich konnte nichts dagegen unternehmen. Es war zu spät. Ehrenhaft war sein Tod. Die letzte Tat eines Helden«, meinte Madhrab.
»Ihr habt mir meinen Mann genommen, Lordmaster. Nicht erst in der Schlacht«, Tadeira klang gefasst. »Nun ist er tot. Er lässt mich mit den sieben Kindern zurück. Ich weiß nicht, ob ich Euch jemals verzeihen kann. Aber über eines bin ich mir gewiss. Ich könnte es nicht ertragen, wenn meine Kinder Euch genauso verfielen, wie er es tat. Ihr seid ein gefährlicher Mann, Madhrab.«
»Tadeira, ich bitte Euch«, sagte Madhrab. »Ich biete Euch meine Hilfe an. Ihr und die Kinder werdet keine Not leiden müssen. Was immer Ihr zu einem guten Leben braucht, Ihr sollt es bekommen.«
»Die Not und das Leid werdet Ihr nicht mehr verhindern. Sie sind bereits eingetreten. Ich will und brauche Eure Almosen nicht. Ich kann für die Kinder und mich sorgen, wie ich es immer tat«, erwiderte Tadeira verbittert.
»Das weiß ich«, seufzte Madhrab, »und so habe ich das auch nicht gemeint. Aber ich gab Gwantharab ein Versprechen und das werde ich nicht brechen. Niemals.«
»Das habe ich befürchtet. Ich werde Euch nicht daran hindern können, eines Tages meine Söhne zu holen und zu den Sonnenreitern zu bringen. Ich bin zu schwach, Euch etwas entgegenzusetzen. Aber wenn ihnen dort ein Leid geschehen sollte, dann werdet Ihr mit dem Fluch einer trauernden Mutter leben müssen.« Tadeira blickte ihm geradewegs in die Augen. Ihr Blick hatte sich verfinstert, war hart und unerbittlich geworden. »Geht, Lordmaster, geht und verlasst mein Haus. Tut, was Ihr nicht lassen könnt, aber werdet Euch dessen gewahr. Ihr werdet nicht willkommen sein, wenn Ihr mir Foljatin und Hardrab wegnehmen wollt.«
Madhrab setzte die Zwillinge auf den Boden ab und erhob sich schwerfällig von dem Stuhl. Er stieß mit dem Kopf beinahe an die Deckenbalken an. »Aye, ich habe verstanden«, brachte er mit belegter Stimme heraus. »Ich gehe. Vielleicht denkt Ihr eines Tages anders darüber. Zu meinem Bedauern kann ich nicht wiedergutmachen, was geschehen ist. Aber ich werde für Euch da sein, wenn Ihr mich braucht. Ich meine es gut. Daran ändert sich nichts.«
Tadeira starrte auf den Holzboden vor sich. Sie nahm kaum wahr, dass Madhrab im Gehen einige kleinere, mit Flüssigkeit gefüllte Phiolen auf den Tisch stellte.
»Eines noch, bevor ich gehe«, sagte Madhrab und deutete auf die Phiolen, »hütet euch vor der Seuche. Die Geißel der Schatten geht in den Klanlanden um. Gebt den Kindern jeden Tag einen Tropfen davon ins Wasser und vergesst nicht, regelmäßig selbst davon zu nehmen. Eine Orna gab mir die Heiltränke für euch. Sie werden euch vor der Krankheit schützen. Und achtet auf durchziehende Plünderer. Der Winter naht. Hunger, Not und Habgier werden sie neidisch machen auf das, was Ihr Euren Besitz nennt. Euer Hof liegt abgelegen vom Dorf und in einiger Entfernung vom Haus des hohen Vaters. Eine allzu verlockende Gelegenheit für mancherlei Gesindel.«
»Teilt der Orna meinen Dank mit«, flüsterte Tadeira, ohne aufzublicken.
Madhrab verabschiedete sich herzlich von den Kindern und verließ schweren Herzens das Haus seines Freundes. Ein ihn plagendes Gefühl des Versagens und der Schuld nahm er mit hinaus.
Als er zur Anhöhe zurückkehrte, saß
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