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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Seelennahrung zu suchen. Die drohende Schwäche schreckte ihn. Nalkaar konnte es sich nicht erlauben, in eine Totenstarre zu verfallen.
    Der Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Rajuru wartete in Krawahta, der Stadt der Rachuren, auf sie. Wenn sich keine weiteren unerwarteten Zwischenfälle ereignen sollten, konnten sie Krawahta mit der Kutsche in zwei, höchstens drei Wochen erreichen.
    Der Kutscher ritt in entgegengesetzter Richtung davon.
    »Warte bitte hier«, sagte Madhrab, während er sich auf dem Rücken seines Pferdes zu Elischa umdrehte.
    Sie waren weit geritten, nachdem sie bereits in den frühen Morgenstunden nach einer kurzen Mahlzeit aufgebrochen waren. Das Wetter hatte es gut mit ihnen gemeint und ihnen nicht wie befürchtet Eisregen oder den ersten Schnee beschert.
    Anfangs war Elischa das Reiten leichter gefallen, als sie gedacht hatte. Doch mit jeder weiteren Bewegung von Feera brannten die Innenseiten ihrer Schenkel wie Feuer und fühlten sich dennoch feucht an. Obwohl sie Madhrabs Ratschläge befolgt und das Leder angelegt hatte, war sie von dem langen Ritt wund gerieben. Froh, eine Rast einlegen zu können, rutschte sie vom Rücken der Stute und wankte breitbeinig zu Madhrab. Das Gehen fiel ihr schwer und selbst der leichte Stoff an ihren Beinen verursachte ihr durch die Reibung Schmerzen bei jedem ihrer Schritte.
    Der Lordmaster sah sie mit besorgter Miene an. »Du solltest das behandeln«, meinte er mit einem leisen Vorwurf in der Stimme. »Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten unbedingt eine Rast einlegen sollen, bevor deine Haut blutig gescheuert war.«
    »Ich bin das Reiten einfach nicht gewohnt, Madhrab«, antwortete Elischa. »Ich dachte, es wird schon nicht so schlimm sein. Lass mich nur machen. Ich bin in der Lage, mir Linderung zu verschaffen. Gib mir nur etwas Zeit.«
    Madhrab nickte. Elischa war immerhin eine heilige Orna. Er wusste, wozu sie fähig war. Wenn sie andere heilen konnte, schlugen ihr Wissen und ihre Talente sicher auch bei einer Selbstheilung nicht fehl.
    Sie waren auf einem mit Gras und Büschen bewachsenen Hügel angelangt. Vor ihnen lag ein kleines Dorf, in dessen weiterer Umgebung sie einzelne Bauerngehöfte sahen. In weiterer Entfernung konnten sie das Haus des hohen Vaters und der heiligen Mutter ausmachen. Die groben Umrisse der schwarzen Mauern jener gewaltigen Festungsanlage auf einem einsamen, hoch aus der Landschaft aufragenden Felsen waren im Dunst bereits zu erkennen.
    Der Lordmaster deutete auf einen nahe gelegenen Hof. »Ich habe einem guten Freund vor seinem Gang zu den Schatten ein Versprechen gegeben«, sagte Madhrab traurig. »Da vorne liegt Gwantharabs Haus. Seine Frau Tadeira lebt mit den sieben Kindern dort. Hoffentlich geht es ihnen gut und sie wurden von der drohenden Seuche verschont. Ich habe ihm versprochen, seinen Leichnam zu ihr bringen zu lassen und mich um die Familie zu kümmern. Er wollte, dass ich eines Tages die Zwillinge Foljatin und Hardrab in meine Obhut nehme. Ich bin Gwantharab vieles schuldig geblieben, Elischa. Er gab sein Leben für das meine. Vielleicht kann ich einiges davon wiedergutmachen.«
    »Geh nur«, antwortete Elischa, »ich komme gut allein zurecht. Inzwischen werde ich Feera und meine Wunden versorgen. Ruf mich bitte, sollte die Familie krank sein.«
    »Aye, das ist gut«, meinte der Lordmaster und flüsterte Najak ein paar Worte ins Ohr.
    Der Hengst stellte konzentriert die Ohren auf und verfiel, sofort nachdem sich Madhrab auf seinem Rücken aufgerichtet hatte, in einen trabenden Gang. Die Entfernung vom Hügel bis zum Haus war schnell überwunden. Nahe am Haus lag ein frisch errichtetes Steingrab. Es war mit Blumen und brennenden Ölschalen geschmückt. Das bläulich schimmernde Feuer flackerte im Wind. Der Lordmaster wusste, wem das Grab gehörte. Ein Vollgesichtshelm war auf einem vertikal herausragenden Stein befestigt worden. Ein Breitschwert, das schwere Kampfspuren aufwies, steckte am Kopfende des Grabes tief in der Erde.
    Der Anblick gab dem Lordmaster einen tiefen Stich mitten ins Herz. Das in den vergangenen Wochen durch die glückliche Zeit mit Elischa Verdrängte trat mit einem Schlag wieder an die Oberfläche. Ähnliches hatte Madhrab befürchtet, als er sein Versprechen abgelegt und die Reise angetreten hatte. Der Gedanke an seinen Freund und die Erinnerung an die letzten Worte, die er mit ihm vor seinem endgültigen Gang zu den Schatten gewechselt hatte, gingen ihm nicht mehr aus dem

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