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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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nicht gebraucht hätten, Pruhnlok«, mahnte Yilassa. »Mir ist der Appetit jedenfalls vergangen. Halte deine Sitzung gefälligst alleine ab und achte darauf, den Abstand zum Lager weit genug zu wählen, damit nicht auch noch dein Gestank hierhergetragen wird.«
    »Als ob es darauf noch ankäme«, erwiderte Pruhnlok. »Der Fluss stinkt so widerlich, dass nichts anderes ihn zu übertreffen vermag. Ich werde nicht alleine in die Büsche gehen. Einer von euch wird mich begleiten müssen oder ich erledige mein Bedürfnis gleich hier und jetzt. Es ist dunkel und wer weiß, was mich dort draußen Übles erwartet, während ich schutzlos hinter Dornen hocke und mir die Stacheln ins Gesäß pike.«
    »Schon gut«, erbarmte sich Drolatol, »ich komme mit und passe auf, dass dir nichts geschieht. Obwohl ich annehme, dass wirklich niemand da draußen auf dein fettes Hinterteil scharf ist. Jedes halbwegs vernünftige Lebewesen nähme beim ersten Anblick mit Sicherheit Hals über Kopf Reißaus.«
    »Sehr witzig«, ärgerte sich Pruhnlok, »halt lieber deinen ungewaschenen Mund, bevor ich dir die Hymne der Bewahrer mit meiner Gesäßtrompete um die Ohren fege.«
    »Spar dir die stinkende Luft …«, antwortete Drolatol, »… und lass uns endlich gehen, damit wir es hinter uns bringen. Ich bin müde.«
    Die beiden Gefährten erhoben sich und verschwanden gemeinsam in der Dunkelheit. Drolatol hielt sich ein gutes Stück hinter Pruhnlok. Renlasol blieb mit Yilassa alleine am Feuer zurück. Er hatte sein hölzernes Kästchen mit der Haarlocke von Tallia wie schon des Öfteren hervorgeholt und öffnete es nun behutsam, um die Erinnerung an seine Jugend zu berühren. Doch kaum hatte er einen Blick auf den Inhalt geworfen, erblasste er. Fassungslos starrte Renlasol in das Kästchen.
    Das kann nicht sein. Unmöglich, dachte er. Er holte die Haarlocke heraus und hielt sie gegen das Licht des Feuers. Ungläubig drehte er sie zwischen seinen Fingern in alle nur erdenklichen Richtungen. Sein Herz raste. Doch der erste Eindruck blieb unverändert. Renlasol war geschockt. Tallias Haarlocke war pechschwarz. Er ließ die Locke wie eine heiße Kartoffel zurück in das Kästchen fallen.
    Was ist bloß geschehen?, rasten die Gedanken ungeordnet durch seinen Kopf. Er war sich sicher, ihre Haare waren zwar dunkel, aber nicht pechschwarz gewesen. Kastanienbraun mit einem leicht rötlichen Schimmer. Deutlich sah er ihr Gesicht vor sich, so als ob sie in diesem Augenblick vor ihm stünde. Dieses hübsche Gesicht, die Nase von vielen Sommersprossen umgarnt; eingerahmt von den prächtigen braunen Locken, die ihr auf die Schultern fielen. Jemand spielte ihm einen Streich. Ohne weiter darüber nachzudenken, machte Renlasol Pruhnlok dafür verantwortlich. Der dreiste Küchenjunge musste an seinen Sachen gewesen sein und die Haarlocke heimlich ausgetauscht haben. Je mehr er darüber nachdachte, desto plausibler erschien ihm der Verdacht. Der Küchenjunge hatte ihn schon oft reingelegt und sich immer wieder neue Streiche auf seine Kosten einfallen lassen. Das sah ihm mehr als ähnlich.
    Genauso muss es gewesen sein, dachte Renlasol verärgert. Wütend und traurig zugleich fasste er den Entschluss, Pruhnlok nach dessen Rückkehr zur Rede zu stellen und sein Eigentum zurückzufordern. Rückte dieser die Haarlocke nicht freiwillig heraus, nähme er sich das, was ihm gehörte, notfalls mit Gewalt. Koste es, was es wolle.
    »Was hast du da?«, fragte Yilassa neugierig, während sie versuchte, über Renlasols Schulter einen Blick auf den Inhalt des Kästchens zu erhaschen.
    »Ach, nichts«, log Renlasol, indem er das Kästchen rasch wieder zuklappte, um es sogleich unter seinen übrigen Sachen zu verstauen.
    »Nichts? Aber es muss von großem Wert für dich sein, wenn du dieses Nichts so schnell vor meinen Augen verbergen willst«, antwortete Yilassa enttäuscht.
    »Nein, Yilassa. Es ist bloß ein Stück Erinnerung an zu Hause. So etwas wie ein Glücksbringer. Ich hole es von Zeit zu Zeit hervor, um es zu betrachten. Nichts von Bedeutung.«
    Yilassa bohrte nicht weiter nach, denn sie erkannte, dass Renlasol die Fragen unangenehm waren und sie keine ihre Neugier befriedigenden Antworten erhalten würde. Sie setzte sich zu dem Knappen und nahm ihn in den Arm. So blieben sie eine Weile schweigend nebeneinander sitzen, bis Drolatol und Pruhnlok von ihrem nächtlichen Ausflug zurückkehrten.
    Als Renlasol den Küchenjungen erblickte, sprang er zur Überraschung Yilassas

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