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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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wird mit dem Kontinent untergehen. Die Naiki werden unfruchtbar. Jede Sonnenwende trifft es mehr von uns. Das Blut der Altvorderen vergeht allmählich. Es werden immer weniger Kinder geboren. Und diejenigen Kinder, die das Licht erblicken, sind immer häufiger krank. Geplagt von schweren, meist unheilbaren Krankheiten des Blutes. Unsere Kinder werden auf unerklärliche Weise geschwächt und sind von Geburt an durch die Schatten gezeichnet. Seht ihr das denn nicht? Ist euch denn nicht bewusst, dass die Abgeschiedenheit unseres Lebens in den engen Grenzen unserer Siedlung jede Weiterentwicklung verhindert? Wir leben bereits in den Schatten. Die Rachuren sind ein Frevel gegen die Natur. Eine Lästerung, die wir viel zu lange geduldet haben. Sie züchten kraft ihrer außerordentlichen Anlagen wilde und gefährliche Mischwesen, gerade wie es ihnen gefällt. Wir dürfen diesen Frevel nicht länger dulden. Was, wenn Baijosto recht behält, und die Klanfrau wäre für uns alle und unser Schicksal von Bedeutung? Wollt ihr das Risiko wegen zehn schändlicher Rachuren tatsächlich eingehen, ohne wenigstens einen Blick auf sie geworfen zu haben?«
    Taderijmon machte eine Pause und setzte sich, während sich Gafilha zur gleichen Zeit erhob. Gafilha war eine Naiki, die sich höchstens im Alter der beiden Brüder befand, und somit für den inneren Rat noch sehr jung. Sie war groß und schlank gewachsen. Ihr dunkles, langes Haar trug sie streng zurückgekämmt und ein dicker geflochtener Zopf reichte ihr bis zur Hüfte. Ihre durchdringenden, eng zusammenstehenden, mandelförmigen Augen – eines war braun, das andere grau – blickten ein Ratsmitglied nach dem anderen vorwurfsvoll an. Dann blieb ihr Blick auf Metaha hängen.
    »Taderijmon hat recht!«, begann sie mit eiserner Stimme. »Seht mich an. Ich bin eine Frau in ihren besten und fruchtbarsten Jahren. In meinem Haus könnten Kinder spielen. So sollte es eigentlich sein. Doch ich kann keine Kinder bekommen, nicht wahr, Metaha?«
    Metaha senkte peinlich berührt den Kopf. Sie wusste, dass Gafilha die Wahrheit sprach und die Naiki vom Aussterben bedroht waren.
    »Ja, schäme dich nur, Metaha. Du bist die Weiseste von uns allen und hast in deinem Leben drei Söhne, zwei Töchter und einen Maiko-Naiki zur Welt gebracht, den du einst mit deinem leiblichen Bruder zeugen durftest. Wusstet ihr, dass dieser Akt bei anderen Völkern als Blutschande gilt? Ihr alle verschließt eure Augen vor dem Elend, das sich gleich hier in unseren Siedlungen abspielt. Und warum und vor allem wofür? Wir stellen uns tot, damit uns der Rest der Welt nicht fürchten muss. Unser Blut und unsere Magie waren einst mächtig. Heute sind wir nichts mehr. Ich sage euch, wir sind bereits tot. Wir waren es schon, als unsere Ahnen sich vor langer Zeit entschlossen haben, Kryson den Rücken zu kehren und unseren angestammten Platz den Klan und den Rachuren zu überlassen. Wacht endlich auf! Wir müssen den Rachuren und ihrer widernatürlichen Brut Einhalt gebieten.«
    Gafilha war aufgeregt, was Baijosto an ihren im Kerzenlicht rot schimmernden Flecken am Hals und den geröteten Wangen erkennen konnte.
    Ein weiteres Ratsmitglied schälte sich mühsam aus seinem Stuhl und legte die Hände vor sich auf den Tisch. Im Gegensatz zu den meisten anderen wirkte Falarijon klein und korpulent. Er war neben Metaha einer der Ältesten in der Siedlung. Ein weißer Haarkranz rahmte eine ansonsten blank polierte Glatze ein, auf der sich der Kerzenschein widerspiegelte. Seinem Körperumfang nach zu urteilen aß Falarijon gerne ausgiebig und fett. Obwohl sich seine Augen unentwegt hin und her bewegten, wirkte der alte Naiki auf seltsame Weise müde.
    »Eines solltet ihr alle wissen, bevor ihr eine Entscheidung trefft«, die Stimme Falarijons glich einem bedrohlichen Flüstern, »eine unserer beiden Sonnen verdunkelt sich. Achtet auf die Zeichen, ihr könnt es bereits erkennen. Die Zeiten ändern sich. Auf Ell geschieht etwas von großer Bedeutung, das selbst an uns und dem Faraghad-Wald nicht ohne Wirkung vorbeiziehen wird. Ich denke, die Saijkalrae sind zurück. Mein Bauch sagt mir, dass der dunkle Hirte erwacht ist. Alle Anzeichen, die ich in der letzten Zeit beobachtet habe, sprechen dafür. Schon beginnt das Gleichgewicht sich zu verschieben. Und ihr wisst, dass sich die Rachuren durch den Schwur ihrer Herrscherin ihm und nur ihm und mit ihm der Dunkelheit verschrieben haben. Aber das ist noch nicht alles … ich hatte in der

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