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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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umzugehen oder wir töten dich.«
    »Können wir denn gar nichts dagegen tun?«, fragte Baijosto entsetzt.
    »Nein«, antwortete Metaha nüchtern, »aber ich könnte den Fluch in seiner Wirkung mildern. Das müsste allerdings sofort geschehen und wird sehr schmerzhaft für dich sein, so du die Behandlung denn überleben solltest. Wir könnten dadurch verhindern, dass der Fluch deinen Verstand vollständig überwältigt, und gleichzeitig die Häufigkeit der willkürlichen Verwandlungen verringern. Die jeweils dazwischen liegende Zeitspanne könnten wir verlängern. Trotzdem wirst du dich mindestens einmal in jedem Mond verwandeln. Du wirst dich während der Verwandlung vor Schmerzen winden. Deine Knochen werden sich verbiegen, deine Haut wird aufbrechen. Aber wir werden wissen, wann das sein wird, und sind dadurch in der Lage, erforderliche Vorkehrungen für die Siedlung zu treffen.«
    »Dann los, Metaha. Ich bin bereit und werde die Schmerzen ertragen«, sagte Baijosto betrübt.
    »Warte ab. Wenn ich von Schmerzen spreche, dann meine ich wahrhaftigen Schmerz und nicht irgendeinen bemitleidenswerten Zustand, den du einfach ertragen könntest. Etwas Gutes hat die Sache allerdings«, stellte Metaha fest, »die Baumwölfe wirst du zeit deines Lebens nicht mehr fürchten müssen. Sie werden dem Krolak folgen und auf deinen Befehl hören. Wenn es dir gelingt, einen klaren Verstand sowohl während der Verwandlung als auch in der Gestalt des Krolak zu behalten, und wenn du dich nicht vom Blutdurst der Baumwölfe mitreißen lässt, dann kann der Fluch sogar ein Segen sein. Vielleicht kannst du den Fluch dann eines Tages für dich nutzen und dich nach Belieben verwandeln. Doch unterschätze die Macht der Verwandlung nicht. Du wirst einige Übung brauchen, bis dein Verstand den der Bestie beherrscht. Es ist wie ein ständiger innerer Kampf. Anfangs wird das Raubtier mit seinen Trieben stärker und kaum zu überwinden sein. Und … es wird stets eine Gefahr von dir ausgehen, wenn dich das Tier auch nur für kurze Zeit besiegen sollte. Vergiss das niemals … und nun führt mich in meine bescheidene Hütte.«
    Metaha hatte mit ihrer Bemerkung nicht übertrieben. Ihre Hütte wirkte tatsächlich bescheiden. Sie war mit allerlei Gerümpel vollgestopft. Kaum eine freie Stelle war zu finden. Überall auf dem Boden und auf dem einzigen Tisch in der Hütte standen Töpfe und tönerne Schalen herum. Sie enthielten meist übel riechende und zähflüssige Substanzen, von denen manche, obwohl sie längst vom Feuer genommen worden waren, munter vor sich hin blubberten und die beiden Brüder in ihrer Neugier bremsten, welchem Zweck sie wohl dienen sollten.
    Am hinteren Ende der Hütte schlummerte Belrod tief und friedlich auf einem Lager aus frischem Stroh, Heu und Blättern. Eine bunte Wolldecke spendete ihm Wärme. Er nuckelte an seinem Daumen. Sobald er den Daumen aus seinem Mund herausnahm, verfiel er mit halb geöffnetem Mund in ein tiefes, gleichmäßiges Schnarchen, das die Wände wackeln ließ.
    Metaha zündete zielsicher einige Wachskerzen an und machte sich sofort eifrig daran, die verstreut herumliegenden Pergamentrollen zu durchwühlen und an der einen oder anderen zu schnüffeln. Sie schien eine Menge Schriftstücke dieser Art zu besitzen, nur leider unsortiert. Baijosto fragte sich, wie die Blinde die richtige Schriftrolle finden und entziffern wollte.
    Aus einem mit Büchern und seltsam anmutenden Gegenständen völlig überladenen Regal zog sie ein dickes, mit einem braunen Ledereinband versehenes Buch hervor. Eine sehr große graue, mit Warzen übersäte Waldkröte saß regungslos daneben und betrachtete die nächtlichen Störenfriede aus einem halb geöffneten Auge mit gleichgültigem Missfallen.
    Metaha blies die dicke Staubschicht herunter und warf das Buch mit einem lauten Knall auf die einzig freie Stelle des Tisches. Belrod ließ sich durch den Lärm nicht stören. Ein Erdbeben hätte ihn nicht aus seinem Schlaf zu wecken vermocht. Die Erholung vom Kampf gegen die Baumwölfe hatte er bitter nötig.
    Die einzelnen dicken Seiten des Buches wiesen starke Gebrauchsspuren auf und waren stellenweise schon vergilbt. Während ihre Nasenspitze die Seiten berührte und ihre Finger vorsichtig über die Schrift glitten, blätterte die alte Naiki im Buch, bis sie schließlich die gesuchte Seite gefunden hatte.
    »Ah …da ist es ja«, rief sie freudig aus. »Eure alte Metaha findet alles, wenn sie nur lange genug

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