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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Wunde. Malidors Körper zuckte zusammen und ein lang anhaltender Schmerzensschrei quälte sich aus den Tiefen seiner Kehle.
    »Flickt den Frevler zusammen und gebt ihm noch etwas von der Tinktur zu trinken!« Der oberste Praister kramte die Phiole mit dem Schmerzmittel aus seinem Gewand hervor und gab sie dem neben ihm stehenden Praister. »Das wird seine Sinne wecken und die Schmerzen lindern. Er wird glauben, neugeboren worden zu sein.«
    Verärgert verließ Thezael die Kammer.
    Saijkalsan sind doch alle gleich!, dachte er bei sich. Uneinsichtig, stur und verlogen. Sie haben es nicht besser verdient. Wenn er Malidor das nächste Mal aufsuchen würde, wäre er hoffentlich so weit, dass sie ihn in die Dornenkammer stecken konnten. Niemand widerstand den Qualen, die ihn in der Dornenkammer erwarteten. Er war sicher, dass auch Malidors Wille von der Kammer gebrochen wurde.
    »Genug!« rief der dunkle Hirte, während er der Siegerin applaudierte, »der Kampf ist beendet.«
    Rajuru deutete zum Dank für den ihr entgegengebrachten Respekt eine Verbeugung an. Der Kampf mit der Braut des dunklen Hirten hatte sichtbare Spuren hinterlassen. Erschöpft, von Schmerzen gepeinigt und am Ende ihrer Kräfte wollte sich die Herrscherin der Rachuren nur noch zurückziehen.
    »Ich bin beeindruckt«, lobte der dunkle Hirte die Saijkalsanhexe, »… und erstaunt, welche Kraft du entwickelst, wenn du herausgefordert wirst. Deine Vorstellung war wie in längst vergangenen Tagen. Immer noch die alte Hexe, die sich als unschlagbar und einfallsreich erweist. Aber du musst zugeben, dass Tallia in der kurzen Zeit viel hinzugelernt hat. Nun bring das Mädchen zu uns zurück.«
    »Das vermag ich nicht«, antwortete Rajuru krächzend mit ausgetrockneter Kehle.
    »Was?«, wunderte sich Saijrae. »Was soll das bedeuten? Erlöse sie sofort aus der Erstarrung. Ich brauche sie.«
    »Sie ist tot, mein Hirte«, Rajuru hob dabei beschwichtigend die zerstochenen und verbrannten Hände.
    »Bist du von Sinnen? Weißt du, was du angerichtet hast? Tallia ist für die Zeit der Dämmerung verantwortlich. Ohne sie wird der Zauber schwinden und Tag für Tag schwächer werden. Du hast meine Pläne zunichtegemacht«, zürnte der dunkle Hirte. Er rollte mit den Augen, scharrte mit dem Fuß ungeduldig auf dem Boden und schnaubte wie ein kurz vor dem Angriff stehender gereizter Stier. »Geh … verschwinde aus meinen Augen und lass dich hier nicht wieder blicken. Du warst die längste Zeit eine von uns. Ich verstoße dich aus dem Kreis der Saijkalsan und entziehe dir die Macht!«
    »Haltet ein, mein Hirte!«, rief Rajuru. »Erkennt Ihr denn nicht, was sie bezweckte? Tallia bereitete Euer Ende vor. Die Zeit der Dämmerung rief Eure Feinde auf den Plan. Die Verdunkelung war zu viel der Nacht. Geschickt nutzte sie Eure Träume und Wünsche aus. Sie hasst Euch für das, was Ihr getan habt. Die Gegner werden jeden Tag mehr und verbünden sich gegen Euch. Selbst diejenigen, von denen Neutralität zu erwarten war oder die Euch anfangs wohlgesinnt waren, wenden sich gemeinsam mit all jenen gegen Euch, die um ihre Lebensgrundlage fürchten müssen. Andere, die Euch dienten, wenden sich ab. Eure Getreuen werden weniger. Ich kam zur rechten Zeit, um Schlimmeres zu verhindern.«
    Der dunkle Hirte spuckte Rajuru angewidert einen schwarzen Schleimklumpen ins Gesicht.
    »Lügen, nichts als Lügen!«, schrie er. »Von dir hätte ich Besseres erwartet.«
    Saijrae packte Rajurus Kopf mit beiden Händen, während sich sein Blick in ihre Augen bohrte. In der Schwärze seiner Augen versinkend fühlte sich Rajuru plötzlich schwach. Sie konnte fühlen, wie er ihr Kraft entzog. Aber sie bemerkte ebenfalls, dass er die Mauern in ihrem Kopf nicht einreißen konnte, um an ihre mühsam über Tausende von Sonnenwenden aufgebauten Fähigkeiten heranzukommen. Zu lange schon war sie eine Saijkalsan gewesen, um jetzt noch einen vollständigen Entzug der Macht fürchten zu müssen. Gleichgültig was er versuchen sollte, es würde ihm nicht gelingen. Rajurus Stärke hing nicht mehr alleine von den Saijkalrae ab.
    Saijkalsan Rajuru war frei.
    Malidor lag ruhig auf der Streckbank. Sein heiles Auge war offen und wanderte unruhig von einer Seite zur anderen. Er atmete ruhig und gleichmäßig, obwohl er die Rückkehr des obersten Praisters jeden Augenblick fürchtete. Die Praister hatten seine Wunden genäht. Aber der Saijkalsan wusste sehr wohl, dass dies nur eine oberflächliche Täuschung seiner Sinne

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